Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
sie dies verblieben und haben uns Gutes erwiesen wie wir ihnen. Dann aber sind die Einwohner der Hauptstadt Temixtitan und aller ihnen untertänigen Städte ohn alle Ursache wider uns aufgestanden, haben Freunde, Kameraden und Bundesgenossen von uns ermordet und uns aus dem Reiche Mexiko vertrieben. Erinnert euch jener schlimmen und mühseligen Tage!
Keiner aber ist unter uns, der es nicht für die heiligste Pflicht erachtete, daß wir, die wir Diener und Mehrer der Macht Christi und unseres Kaisers sind, das Verlorene wiedergewinnen, indem wir tapfer und herzhaft kämpfen, ohne Furcht und ohne Tadel. Es geht nicht nur um unser eigenes Wohl und Wehe, sondern zudem um das unserer getreuen Bundesgenossen. Wir müssen stark sein! In diesem Sinne hab ich im Namen Seiner Kaiserlichen Majestät eine Reihe Kriegsartikel aufgestellt, die euch sollen verlesen werden. Ich ermahne euch, ihnen aufs fleißigste nachzukommen, zur Ehre Gottes des Allmächtigen und unseres Kaiserlichen Herrn. [38]
Einstimmig haben alle meine Leute gelobt, jedweden Befehl mit Eifer zu erfüllen und allezeit Leib und Leben für Eure Kaiserliche Majestät und unseren christlichen Glauben einzusetzen, um das Land Mexiko von neuem zu erobern und den an uns und unseren Bundesgenossen begangenen Verrat zu rächen.
Ich dankte ihnen in Allerhöchstdero Namen, und so rückten wir froh und zufrieden in unsere Quartiere.
Das dritte Kapitel
Am Tage darauf, am Johannstage, den 27. Dezember, hab ich alle Edelleute des Landes Tlaskala zu mir berufen, und als sie versammelt waren, hab ich ihnen gesagt, ich wäre willens, am nächsten Tage wider den Feind zu rücken. Sie wüßten, daß man die Hauptstadt Temixtitan nicht ohne Schiffe belagern und erstürmen könne. Deshalb hätte ich den Bau von Rennschiffen angeordnet. Ich bäte sie, die damit beschäftigten Schiffs- und Zimmerleute, sowie alle, die ich hier zurückließe, freundlichst zu behandeln, wie ich das von ihnen gewohnt sei, und ihnen alles zu verschaffen, was sie nötig hätten. So uns Gott der Allmächtige den Sieg gäbe, möchten sie alsdann alles bereit halten, damit mir die Schiffsteile nach Tezkuko geschickt werden könnten, sobald ich darum schriebe. Solches versprachen sie mir zu tun. Abgesehen von den nötigen Trägern für die Rennschiffe, boten sie mlr all ihr Kriegsvolk an, um den Zug der Schiffe über Land bis zu meinem Standorte zu geleiten. Sie seien bereit, mit mir zu sterben oder zu leben, um sich an ihren Todfeinden, den Leuten von Mexiko, zu rächen.
Am 28. Dezember, am Tage der Unschuldigen Kinder, bin ich mit meiner ganzen Streitmacht wohlgerüstet und geordnet ausgezogen. Sechs Meilen von Tlaskala, in einem Dorfe namens Tezmellokan, das zur Grafschaft Huexozinko gehört, am Fuße des hohen Gebirges, blieben wir über Nacht. Die Leute dort hatten allezeit zu uns gehalten und tun es noch heute. Wie bereits in meinem vorigen Berichte vermeldet, hatten die Leute von Mexiko und Temixtitan sich und ihr ganzes Reich in Kriegsbereitschaft gesetzt und allerorts Wälle, Gräben, Sperren und anderes Bollwerk errichtet, um uns den Einfall zu wehren, uns zu widerstehen und uns Schaden zuzufügen. Daß ich mir vorgenommen, einen Feldzug wider sie zu führen, wußten sie gar wohl. Nachdem ich ihre Zurüstungen erfahren hatte, und da ich die verwegene, hitzige und verschlagene Art ihrer Kriegshändelkenne, hab ich lange nachgedacht, an welcher Stelle ich den Einfall in ihr Land machen solle, um sie unversehens zu überfallen. Drei Zugangswege waren mir bekannt. Ich beschloß, über Tezmellokan einzubrechen, dieweil dieser Weg der steilste und schwierigste ist, wobei ich vermeinte, an diesem Paß am wenigsten Widerstand und nur geringe Wachsamkeit zu finden.
Am 29. Dezember, nach der Messe, marschierten wir von Tezmellokan ab. Ich selber führte die Vorhut aus zehn Reitern und 60 meiner besten Fußknechte. In Ordnung und Bereitschaft, soweit das in den Bergen möglich war, zogen wir den Paß hinan. Als wir das genannte Dorf vier Meilen im Rücken hatten, oben auf der Höhe des Passes, an der Grenze von Mexiko, lagerten wir uns zur Nacht. Da es bitter kalt und viel Holz am Orte war, brannten wir uns große Feuer an.
Am anderen Tage, einem Sonntage, ging unser Marsch in der Morgenfrühe weiter, nunmehr den Paßweg abwärts. Ich sandte vier Reiter und vier Mann zu Fuß als Aufklärer voraus. Darauf begannen die übrigen hinabzuziehen, zuerst die Reiter, dann die Büchsen- und Armbrustschützen,
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