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Die Eroberung von Plassans - 4

Die Eroberung von Plassans - 4

Titel: Die Eroberung von Plassans - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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die der Priester in eindringlicher Weise aussprach, ein verzücktes Aussehen an. Er gab zu, daß er ein bißchen heftig gewesen sei, sagte, er sei zu allen Entschuldigungen bereit, da der Herr Pfarrer nun einmal dächte, er habe gesündigt.
    »Und Ihre Söhne?« fragte der Abbé. »Man muß sie mir herschicken, ich werde mit ihnen sprechen.«
    Herr Maffre schüttelte mit einem leichten Grinsen den Kopf.
    »Haben Sie keine Angst, Herr Pfarrer: die Strolche werden nicht wieder anfangen … Seit drei Tagen sind sie bei Wasser und Brot in ihrem Zimmer eingeschlossen. Sehen Sie, hätte ich einen Stock gehabt, als ich von der Sache erfuhr, ich hätte ihn auf ihren Rücken entzweigeschlagen.«
    Der Abbé sah ihn an und erinnerte sich, daß Mouret Herrn Maffre beschuldigte, seine Frau durch seine Härte und seinen Geiz umgebracht zu haben; dann sagte er mit einer Einspruch erhebenden Gebärde:
    »Nein, nein, so darf man mit den jungen Leuten nicht verfahren. Ihr Ältester, Ambroise, ist über zwanzig, und der Jüngere wird achtzehn, nicht wahr? Bedenken Sie, daß es keine kleinen Jungen mehr sind; man muß ihnen einige Vergnügungen gestatten.« Der Friedensrichter war sprachlos vor Überraschung.
    »Sie würden sie also rauchen lassen, Sie würden ihnen erlauben, ins Café zu gehen?« murmelte er.
    »Allerdings«, erwiderte der Priester lächelnd. »Ich sage Ihnen noch einmal, die jungen Leute müssen zusammenkommen können, um miteinander zu plaudern, Zigaretten zu rauchen, sogar eine Partie Billard oder Schach zu spielen … Sie werden sich alles herausnehmen, wenn wir ihnen nichts gestatten … Nur werden Sie sich wohl denken, daß ich sie nicht in alle Cafés schicken würde. Ich möchte für sie eine besondere Einrichtung haben, einen Klub, wie ich das in verschiedenen Städten gesehen habe.« Und er entwickelte einen ganzen Plan.
    Herr Maffre begriff nach und nach, nickte und sagte:
    »Vortrefflich, vortrefflich … Das wäre ein würdiges Gegenstück zum Marienwerk. Ah! Herr Pfarrer, ein so schönes Vorhaben muß ausgeführt werden.«
    »Nun schön«, schloß der Priester, als er Herrn Maffre bis auf die Straße zurückbegleitete, »da der Gedanke Ihnen gut erscheint, sagen Sie Ihren Freunden ein Wort darüber. Ich werde Herrn Delangre aufsuchen, ich werde mit ihm ebenfalls darüber sprechen … Sonntag nach der Vesper könnten wir in der Kathedrale zusammenkommen, um einen Entschluß zu fassen.«
    Am Sonntag brachte Herr Maffre Herrn Rastoil mit. Sie fanden Abbé Faujas und Herrn Delangre in einem kleinen, an die Sakristei anstoßenden Gemach. Diese Herren waren Feuer und Flamme. Im Prinzip wurde die Gründung eines Klubs junger Männer beschlossen; nur stritt man sich einige Zeit über den Namen, den der Klub tragen sollte. Herr Maffre wollte unbedingt, daß man ihn Jesusklub nenne.
    »Ah, nein!« rief der Priester schließlich ungeduldig. »Sie werden niemanden hinbekommen, man wird sich über die paar Anhänger lustig machen. Begreifen Sie doch, daß es nicht darum geht, unbedingt die Religion in die Sache hineinzubringen; im Gegenteil, ich rechne sehr damit, die Religion vor der Tür zu lassen. Wir wollen die Jugend auf anständige Weise zerstreuen, sie für unsere Sache gewinnen, nichts weiter.«
    Der Friedensrichter sah den Präsidenten mit so erstaunter, so ängstlicher Miene an, daß Herr Delangre das Gesicht senkte, um ein Lächeln zu verbergen. Er zog den Abbé heimlich an der Soutane.
    Dieser beruhigte sich und fuhr mit mehr Sanftmut fort:
    »Ich nehme doch an, daß Sie nicht an mir zweifeln, meine Herren. Überlassen Sie mir bitte die Leitung dieser Angelegenheit. Ich schlage vor, einen ganz einfachen Namen zu wählen, zum Beispiel Jugendklub, der gut sagt, was er bedeutet.«
    Herr Rastoil und Herr Maffre fügten sich, obgleich ihnen das ein bißchen läppisch erschien. Darauf sprachen sie davon, den Herrn Pfarrer zum Vorsitzenden des provisorischen Komitees zu ernennen.
    »Ich glaube«, murmelte Herr Delangre und warf einen kurzen Blick auf Abbé Faujas, »daß das nicht den Vorstellungen des Herrn Pfarrer entspricht.«
    »Allerdings nicht, ich lehne ab«, sagte der Abbé und zuckte leicht die Achseln. »Meine Soutane würde die Schüchternen, die Lauen abschrecken. Wir hätten nur die frommen Leute hinbekommen, und für die eröffnen wir den Klub nicht. Wir wünschen, die Irregeleiteten wieder zu uns zurückzuführen; mit einem Wort, wir wünschen, Jünger zu schaffen, nicht

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