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Die Erpresserin

Die Erpresserin

Titel: Die Erpresserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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auf
der Couch, die Füße untergeschlagen, und sah hübsch entspannt und zufrieden
aus, gerade als ob sie eigentlich wirklich der Heimchen-am-Herd-Typ sei. Ida
beobachtete das stetige Steigen und Fallen der beiden horizontalen Spitzen
unter der rosa Seidenbluse und war verblüfft, was für einen Einfluß ein gutes
Essen auf den Hormonhaushalt eines Mannes ausübt.
    »War
es komisch, als du heimkamst?« fragte ich.
    »Sie
waren weg«, sagte sie. »Aber nachdem ich eine kleine Weile dort gewesen war,
hatte ich das nervösmachende Gefühl, sie könnten
vielleicht bald wieder zurückkommen.« Sie lächelte schwach. »Du weißt schon,
wie man sich fühlt, wenn man ganz allein dasitzt.«
    »Klar.«
Ich nickte. »Man fühlt sich einsam.«
    »Stimmt«,
sagte sie ernsthaft.
    Ich
starrte sie einen Augenblick lang an. »Ist das dein Ernst?«
    »Was
meinst du damit?« Sie blinzelte gedankenvoll.
    »Du
sitzt hier und schleckst Klischees auf wie ein Pudel Milch«, fuhr ich sie an.
»Und vor vierundzwanzig Stunden hast du zugesehen, wie mich der gute alte Marv auseinandernahm und wie Lisa, nachdem er müde war, mit
einem Messer auf mich losging. Und nun benimmst du dich wie eine jungfräuliche
Stenotypistin, die zum Himmel fleht, daß demnächst der Heiratsantrag erfolgt.«
    »Was
willst du denn eigentlich? Ins Bett gehen?« fauchte sie zurück. »Oder willst
du, daß ich dir mit einem Stuhlbein über den Schädel schlage? Wenn ich nur in
das verrückte Bild passe, das du dir in deinem idiotischen Kopf von mir gemacht
hast!«
    »Polly,
Süße«, sagte ich geduldig. »Ich habe nichts dagegen, daß du mich für die Bande
aushorchen willst, aber es liegt jedenfalls an dir, die Sache interessant zu
gestalten. Wollen wir ein Abkommen treffen? Eine Art Strip-Poker? Jedesmal,
wenn ich dir etwas erzähle, das ich heute herausgefunden habe, entledigst du
dich eines Kleidungsstücks.« Ich schloß für eine Sekunde die Augen und rechnete
laut: »Schuhe, Bluse, Shorts, Büstenhalter, Höschen - fünf Kleidungsstücke,
stimmt’s? Erstens: Ich habe heute morgen mit Clays Frau gesprochen. Zweitens:
Sie sagte, er habe sie letzte Nacht vertrimmt, aber das stimmte nicht.
Drittens: Ich habe in seinem Wagen nachgesehen und eine Mietquittung gefunden,
die auf den Namen Rankin ausgestellt war und sich auf ein Haus in Carmel bezog.
Viertens: Ich bin dorthin gefahren und habe mit der Frau gesprochen, die das
Haus vermietet hat. Fünftens: Der Name Rankin stand für Rawlings als männlichen
und für Dresden als weiblichen Teil des Ehepaars.« Ich öffnete die Augen und
schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. »Du betrügst, Süße! Du müßtest bereits
splitterfasernackt sein.«
    »Rick,
ich — «, sie fuhr sich langsam mit der Zunge über die Lippen und versuchte es
erneut, »-ich weiß nicht, wovon du redest. Was soll das Zeug über Carmel und
dem Jemand namens Rankin, der Rawlings und Dresden war?« Ein Blick äußerster
Tragik erschien in den salzwasserblauen Augen. »Und wieso horche ich dich für
die Bande aus? Für welche Bande?«
    Auf
meiner Uhr war es kurz vor neun, also Zeit für mich, zu gehen. Ich stand auf
und grinste ihr zu. »Schwamm drüber«, sagte ich. »Es bedeutet gar nichts. Meine
gespaltene Persönlichkeit bekommt nur hin und wieder die Oberhand in mir. Ich
muß jetzt weggehen; wirst du noch hiersein , wenn ich
zurückkomme?«
    »Ich
weiß nicht«, sagte sie in zweifelndem Ton. »Wenn du es willst, bin ich
wahrscheinlich noch hier.«
    »Ich
will, Süße«, versicherte ich ihr. »Denk nur, wie einsam meine Nächte sein
würden, wenn ich nicht mit dir im Dunkeln Fangen spielen könnte!«
    Ich
ging bis zur Tür und blickte zu ihr zurück. »Ich werde nicht länger weg sein
als notwendig, aber es ist wichtig. Ich habe eine geheime Verabredung mit Clay
Rawlings in Sonia Dresdens Haus, weil ich glaube, daß wir, wenn wir die Zeit in
Carmel ausreichend lang durchhecheln, schließlich auf den Namen von Angies
Mörder stoßen.« Ich grinste sie aufmunternd an. »Wäre es nicht großartig, wenn
es nun doch nicht Harold Loomis gewesen wäre?«
    Sie
schluckte mühsam. »Ja, nicht wahr?« flüsterte sie.
     
    Ich
brauchte nicht lange, bis ich das auf verschiedenen Ebenen gebaute Haus an den Palisades erreicht hatte. Die kalifornische Nacht kam ihren
Verpflichtungen nach und lieferte eine säuberlich mit Sternen besetzte schwarze
Himmelskuppel; eine kühle, sanfte Brise wehte mir ins Gesicht, und gelegentlich
drang zwischen den endlosen Textfluten

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