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Die Erscheinung

Titel: Die Erscheinung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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entrinnen, habe ich einen sehr weiten Weg zurückgelegt. Deshalb wird er wissen, dass ich ihm niemals freiwillig nach England folgen werde. Er müsste mich fesseln und knebeln oder bewusstlos schlagen. Ich wäre eine sehr unbequeme Gefangene. Sicher ist er ohne mich viel glücklicher.«
    Das konnte sich François nicht vorstellen. Welcher vernünftige Mann würde auf eine so zauberhafte Frau verzichten? Andererseits durfte man den grausamen, exzentrischen Earl nicht mit normalen Maßstäben messen. Manchmal malte François sich aus, er würde dem Schurken gegenüberstehen und ihn niederschlagen. Er dankte dem Himmel, dass Sarah sich ihre Freiheit erkämpft hatte.
    Diesmal fiel ihm der Abschied schwerer denn je.
    »Sehe ich dich wieder?«, fragte sie leise und füllte seine Wasserflasche aus Hirschleder, die er seit Jahren bei sich trug. Crying Sparrow hatte sie für ihn genäht und kunstvoll mit Perlen bestickt.
    »Nein, nie mehr«, antwortete er in entschiedenem Ton.
    »Warum nicht?« Betroffen starrte sie ihn an, wie ein enttäuschtes Kind. Sie fürchtete, er würde noch weiter nach Westen reiten.
    Was er in ihrem Blick las, beglückte ihn. »Weil ich unsere Trennung nicht ertrage. Jedes Mal, wenn ich bei dir war, langweilen mich alle anderen Leute.«
    Weil sie unter dem gleichen Problem litt, musste sie lachen. »Das freut mich.«
    »Tatsächlich?« Er schaute ihr so tief in die Augen, dass sie zu zittern begann. »Stört es dich nicht?«, fragte er unverblümt. Er kannte ihre Angst vor einer neuen Beziehung. Und sie konnte nicht heiraten. Nach seiner Ansicht hatte sie trotzdem keinen Grund, ihr restliches Leben allein zu verbringen. Die Einsamkeit, zu der sie sich zwang, war überflüssig und albern. Sie hielt allerdings eisern daran fest -zumindest vorerst. »Ich will dir keine Furcht einflößen«, versicherte er. »Nie wieder.«
    Wortlos nickte sie, und er ritt beunruhigt davon. Zuvor hatte er versprochen, er würde sie bald wieder besuchen. Aber diesmal konnte er nicht vorhersagen, wann das geschehen mochte. Sein Weg führte nach Norden. Manchmal dauerten diese Reisen länger, als er es wünschte.
    Auch Sarah machte sich Sorgen. Bleischwer lastete die unausgesprochene Intimität, die sie mit François verband, auf ihrer Seele. Alle Gedanken teilten sie miteinander, fanden dieselben Dinge interessant oder amüsant. Eine beängstigende Erkenntnis … Bei seinem nächsten Besuch wollte sie ihn bitten, nicht mehr zu kommen. Doch dann blieb er so lange weg, dass sie um sein Leben bangte.
    Erst im Oktober sah sie ihn wieder. Inzwischen hatten sich die Blätter verfärbt, und das ganze Tal schien in roten und gelben Flammen zu stehen. Sechs Wochen lang war sie François nicht begegnet. Sie stand auf der Lichtung und sah ihn heranreiten, in einem Wildlederhemd mit Fuchsärmeln, einem langen Mantel und einer fransenbesetzten Hose aus demselben Material. Um sein Haar war ein Stirnband mit Adlerfedern geschlungen. Er wirkte unglaublich attraktiv.
    Bei Sarahs Anblick strahlte er über das ganze Gesicht. Behände sprang er vom Pferd und eilte zu ihr.
    »Wo warst du so lange?«, fragte sie bestürzt, und er seufzte erleichtert.
    Offenbar hatte sie ihn vermisst. In all den Wochen war er von der beklemmenden Frage verfolgt worden, ob er sie bei seinem letzten Besuch erschreckt hatte. Diese Sorge war jedoch nicht unbegründet. Tag für Tag hatte sie unter ihrem inneren Konflikt gelitten und sich schließlich vorgenommen, ihn bei der nächsten Begegnung wegzuschicken - für immer. Aber jetzt vergaß sie alle guten Vorsätze.
    »Tut mir Leid, ich war sehr beschäftigt«, entschuldigte er seine lange Abwesenheit. »Und ich muss dich sofort wieder verlassen. Ich treffe meine Männer in der Garnison. Heute Abend reiten wir nach Ohio.«
    »Schon wieder Blue Jack et?«, fragte sie bedrückt.
    Mit einem besänftigenden Lächeln nickte er. Er war so froh, sie wiederzusehen, wenn auch nur für ein paar Minuten. »Vor einer Woche haben die Kämpfe begonnen. Stockbridge bat mich, mit einer seiner Kompanien und meinen Männern nach Westen zu reiten. Dort sollen wir die Army unterstützen. Keine Ahnung, wie … Jedenfalls wollen wir unser Bestes tun.« Unverwandt schaute er sie an, als wollte er sie mit seinen Augen verschlingen. Doch er wagte es nicht, sie zu berühren.
    »Also wirst du dich in Gefahr begeben ..« Zutiefst bereute sie ihren Plan, ihn zu bitten, er möge nicht wieder kommen. Vielleicht hat er das gespürt und sie nur

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