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Die Erscheinung

Titel: Die Erscheinung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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schliefen sie ein. Als sie am Morgen erwachten, wusste Sarah, dass sie einander für ewig gehörten.
    Die nächsten Wochen verbrachten sie im Paradies ihrer Liebe. Vorerst musste François keine Pflichten erfüllen, und er konnte bei Sarah bleiben, so lange er wollte. Jeden Tag besuchten sie den Wasserfall. Er zeigte ihr, wie man Schneeschuhe benutzte, und erzählte ihr Indianerlegenden, die sie noch nie gehört hatte. Stundenlang lagen sie im Bett und lernten einander kennen - köstlich und wunderbar frivol. Sobald der Schnee schmolz, wollte er sie zu den Irokesen führen. Jetzt betrachtete er sie als seine Ehefrau.
    Zwei Wochen nach dem Beginn ihres gemeinsamen Lebens gingen sie wieder zum Wasserfall, und sie bemerkte seine ernste Miene. Woran mochte er denken? An seinen toten Sohn? Oder an Crying Sparrow? Angesichts der glitzernden gefrorenen Wassermassen erklärte er, was ihn bewegte, und ergriff Sarahs Hand. »In unseren und in den Augen des Allmächtigen sind wir verheiratet, mein Schatz. Niemals konnte Er wünschen, dass du dein Leben in der Gewalt dieses schrecklichen Engländers verbringen würdest. Deshalb bist du frei. Für mich. Trotzdem will ich dir keine neuen Fesseln anlegen. Ich nehme mir nur dein Herz und gebe dir meines, wenn du es haben willst. Von diesem Tag an bin ich dein Mann, bis zu meinem Tod. Mein Leben und meine Ehre gehören dir.« Nun zog er einen kleinen goldenen Ring aus seiner Tasche, den er während des Sommers in Kanada erworben hatte. Erst jetzt wagte er, ihn an Sarahs Finger zu stecken. Dies war der richtige Augenblick. »Wäre es möglich, würde ich dir auch meinen Adelstitel und mein Land schenken. Doch ich kann dir nur geben, was ich bin und was ich hier besitze.« Der schmale goldene Ehering, mit winzigen Diamanten besetzt, passte ihr perfekt, und sie hoffte, dass die Frau, die ihn zuvor getragen hatte, glücklich geworden war. Aber wohl kaum so unsagbar glücklich wie sie selbst an diesem wunderbaren Tag …
    Von diesem Augenblick an war François ihr Ehemann, in ihrem Herzen und vor der Welt. »Was ich für dich empfinde, lässt sich gar nicht in Worte fassen, François«, erwiderte sie, den Tränen nahe und wünschte, auch sie könnte ihm einen Ring geben. Stattdessen schenkte sie ihm ihr Leben, ihre Seele, ihr rückhaltloses Vertrauen.
    Vor dem Wasserfall tauschten sie ihre Gelübde aus, dann wanderten sie langsam nach Hause und liebten sich wieder. Als sie viel später in seinen Armen erwachte, betrachtete sie freudestrahlend den schönen Ring an ihrem Finger. »Wie glücklich du mich machst …« Spielerisch glitt sie auf seinen Körper, was er niemals ablehnen konnte.
    Danach saßen sie im Bett, tranken Tee und aßen Maisbrot. François fragte, ob es ihr etwas ausmachen würde, wenn die Siedler und die Bewohner des Deerfield-Forts von der »wilden« Ehe erfuhren.
    »Gar nichts«, beteuerte sie.
    Trotzdem fand er, sie sollten vorsichtig sein. Es wäre nicht nötig, die Gemeinde mutwillig zu schockieren. Wenn jemand was merkte, müssten sie eben damit leben. Beide fürchteten, sie würden das Geheimnis nicht lange hüten können.
    Auf der Weihnachtsparty in der Garnison fanden sie eine Gelegenheit, diese Fähigkeit zu erproben. Sie erschienen getrennt und begrüßten sich, als wären sie erstaunt, sich wiederzusehen. Aber sie schauten sich viel zu oft an. Hätte die scharfsinnige Mrs. Amelia Stockbridge an der Party teilgenommen, wären sie durchschaut worden. Glücklicherweise verbrachte sie das Fest in Boston. Diesmal wurden sie noch verschont. Dennoch würden sich die Leute nicht mehr lange zum Narren halten lassen. Das wusste Sarah. Irgendjemand würde sie mit François beobachten, und dann war ihr Ruf ruiniert. Doch sie erklärte ihm, letzten Endes würde das keine Rolle spielen. Ihr gemeinsames Glück sei viel wichtiger.
    Bis ins neue Jahr hinein führten sie ein friedliches, ungestörtes Leben. Und dann - während sie eines Nachmittags versuchte, das Eis im Brunnen zu brechen und Wasser zu schöpfen - ritt ein Gentleman in städtischer Kleidung mit einem alten Nonotuck-Führer auf die Lichtung. Der durchdringende Blick des weißen Mannes ließ Sarah erschauern. Hilfe suchend sah sie sich um. Aber wie sie sich Sekunden später entsann, holte François mit den beiden Jungen gerade Munition aus einem der kleinen Forts am Fluss.
    Entschlossen sprengte der Fremde zu ihr. »Sind Sie die Countess of Balfour?«
    Trotz der Gerüchte, die seit einiger Zeit kursierten, hatte

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