Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Erscheinung

Titel: Die Erscheinung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
Vom Netzwerk:
nach Deerfield zurück und brachte ihr Pferd in den Stall. Auf dem Weg zum Haus wickelte sie sich fröstelnd etwas fester in ihren Umhang. Plötzlich hörte sie ein Rascheln am anderen Ende der Lichtung, beschleunigte voller Sorge ihre Schritte und eilte zur Küche. Dort verwahrte sie die Muskete, die François ihr gegeben hatte.
    Ehe sie die Hintertür öffnen konnte, galoppierte ein Reiter zu ihr. Hinter ihm flatterte ein Band aus Adlerfedern im Wind, eine Auszeichnung, die ihm die Irokesen vor Jahren verehrt hatten. Sarah starrte ihn verblüfft an, dann erkannte sie den Mann, nach dem sie sich seit Wochen sehnte. Jubelnd sprang er vom Pferd und lief zu ihr. Diesmal zögerte er nicht, bevor er sie umarmte und küsste.
    »O Gott, wie ich dich vermisst habe …«, flüsterte sie atemlos, als er den Kopf hob. Jetzt verstand sie nicht mehr, warum sie jemals Distanz gewahrt hatte. »Ich hatte solche Angst - so viele Männer wurden getötet …«
    »Zu viele.« Bedrückt schaute er in ihre Augen. »Und es ist noch nicht vorbei. Jetzt freuen sich die indianischen Krieger ihres Siegs. Aber die Army wird zurückkehren. Immer neue Soldaten, immer besser gerüstet. Diesen Krieg können Little Turtle und Blue Jacket nicht gewinnen, und es war sehr töricht von ihnen, sich darauf einzulassen.« Noch mehr Tote, noch mehr ermordete Familien, eine noch schlimmere Verwüstung … Und letzten Endes würden die Indianer alles verlieren. Doch daran wollte er jetzt nicht denken, während er Sarah in den Armen hielt. »Du ahnst nicht, wie du mir gefehlt hast …«, stöhnte er und küsste sie wieder.
    Mühelos hob er sie hoch und trug sie ins Haus. Kalte Luft erfüllte die Küche. Da sie zwei Tage in der Garnison verbracht hatte, war das Herdfeuer erloschen. John und Patrick feierten das Erntedankfest bei einer benachbarten Familie mit sieben Töchtern. Über diese Einladung hatten sich die beiden Jungen sehr gefreut.
    François stellte Sarah auf die Beine und begann sofort, ein Feuer zu machen. Nachdem sie ihr Cape abgelegt hatte, schaute er sie bewundernd an. Anlässlich des Erntedankfestes trug sie das königsblaue Kleid, das sie in Boston gekauft hatte. Der Samt schimmerte in der gleichen Farbe wie ihre Augen. Noch nie hatte François eine schönere Frau gesehen, weder in Paris noch in Washington, auch nicht bei den Irokesen, so sehr er Crying Sparrow auch geliebt hatte. Jetzt gab es nur noch eine Einzige für ihn - diese tapfere junge Countess. In seinem Alter hatte er nicht erwartet, noch einmal der großen Liebe zu begegnen. Immerhin hatte er fast vierzig Sommer erlebt, wie es die Indianer ausdrückten. Und trotzdem empfand er so tiefe Gefühle, als stünde er am Anfang seines Daseins. Er zog Sarah wieder an sich, und bei seinen heißen Küssen spürte er ihre rückhaltlose Hingabe.
    Schon längst hatte sie ihm ihr Herz und ihre Seele geschenkt, jeden Tag um seine sichere Rückkehr gebetet und sich gehasst, weil sie vor seiner Abreise zu feige gewesen war, um in seine Arme zu sinken oder ihm wenigstens ihre Liebe zu gestehen. Das holte sie jetzt nach, als er sie ins Schlafzimmer trug. Nie zuvor hatte sie einen Mann geliebt - und für Haversham nur alberne Schwärmerei empfunden. François legte sie auf ihr Bett, neigte sich zu ihr hinab, und sie streckte ihm zitternd die Arme entgegen. Noch kannte sie die Zärtlichkeiten eines Mannes nicht.
    Und er ging unglaublich sanft mit ihr um. Ganz behutsam befreite er sie von ihrem blauen Samtkleid und deckte sie zu. Dann schlüpfte er aus seiner Lederkleidung und legte sich zu ihr. »Ich liebe dich, Sarah«, flüsterte er. Jetzt sah er nicht mehr wie ein Indianer aus, nur mehr wie der Mann, der ihr alles bedeutete. Wieso hatte sie ihn jemals gefürchtet? Mit warmen Händen erforschte er ihren Körper. Seinen Fingerspitzen schien eine seltsame Magie zu entströmen. Leise stöhnend lag sie in seinen Armen. Bald vereinte er sich mit ihr. Viel länger konnte er nicht warten, denn er begehrte sie, seit er sie kannte. Und er wusste, dass sie beide für dieses Glück geboren waren. Die Erfüllung erschien ihm wie ein Regen aus funkelnden Kometen.
    Danach lag sie reglos an seiner Brust, spürte seine Herzschläge und lächelte zufrieden. »Ich hatte keine Ahnung von der Liebe.«
    »Dieses Geschenk verdanken wir allen Göttern des Universums, Sarah.«Überwältigt drückte er sie noch fester an sich. »Und ich glaube, nie zuvor haben sich ein Mann und eine Frau so sehr geliebt.«
    Eng umschlungen

Weitere Kostenlose Bücher