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Die Erscheinung

Titel: Die Erscheinung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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François«, gab sie errötend zu und lächelte ihn mit der Unschuld eines Kindes an. »Ich habe sonst niemanden, mit dem ich reden kann.«
    »Sind Ihre Gedanken nur deshalb zu mir gewandert?« Bezwingend schaute er in Sarahs Augen und setzte sich zu ihr. Sie fühlte die Wärme seines Körpers, und es war sehr schwierig, der betörenden Magie zu widerstehen.
    »Nicht nur deshalb«, erwiderte sie leise und schüchtern, und er ergriff ihre Hand. Eine Zeit lang saßen sie stumm beisammen, bevor sie zum Haus schlenderten. Am Brunnen schenkte er ihr einen Becher Wasser ein und fragte, ob sie mit ihm durch das Tal reiten wollte.
    »Wann immer ich einen klaren Kopf brauche, reite ich in der Wildnis umher«, erklärte er und führte seine scheckige Stute aus dem Stall, die nur ihr Zaumzeug trug. Einen Sattel benutzte er sehr selten. Er stieg auf und zog Sarah hinter sich empor. Die Arme um seine Taille geschlungen, saß sie wie ein Junge auf dem Pferderücken, allerdings von ihrem gebauschten weiten Baumwollrock umgeben. Der Ritt durch die üppige grüne Landschaft, am Flussufer entlang, half auch ihr, die wirren Gedanken zu ordnen.
    Zum Dinner kehrten sie ins Haus zurück, und sie kochte wieder für François, die beiden Jungen und sich selbst. Danach fragte sie nicht, ob er wieder im Stall übernachten würde. Das durfte er nicht, und sie wussten es beide. Bei diesem Besuch hatte sich etwas zwischen ihnen geändert.
    »Kommen Sie wieder?«, fragte sie bedrückt, als er sich verabschiedete.
    »Vielleicht in einem Monat.« Wie schmerzlich würde sie ihn vermissen … Warum vermochte sie sich nicht gegen die Anziehungskraft zu wehren, die er auf sie ausübte? »Passen Sie gut auf sich auf, Sarah«, mahnte er. »Und machen Sie keine Dummheiten.«
    »Dummheiten? Neulich sagten Sie, ich wäre so klug«, erinnerte sie ihn, und er lachte.
    »Offenbar stehen Sie allen Menschen bei, nur sich selber nicht. Nehmen Sie sich in Acht«, bat er und küsste wieder ihre Hand. Dann schwang er sich auf sein Pferd, ritt über die Lichtung, und sie schaute ihm nach, bis er aus ihrem Blickfeld verschwand.
    Einen Monat später, Anfang September, kam er zurück. Eine Woche lang blieb er in der Garnison, hielt Besprechungen mit Colonel Stockbridge und den Kommandanten anderer Forts ab, die seinetwegen nach Deerfield geritten waren. Wie üblich drehte sich die Diskussion um die Shawnee und die Miami - die Indianervölker, die der Army die größten Sorgen bereiteten.
    Die ersten Nächte verbrachte François nicht in Shelburne. Aber er ritt sehr oft zu Sarahs Haus. Als er Stockbridge höflich nach ihrem Befinden fragte, entsann sich der ältere Offizier, dass er sie monatelang nicht gesehen hatte, und lud sie zum Dinner ein.
    Am selben Abend begegneten sich Sarah und François im Quartier des Colonels, heuchelten Überraschung und erweckten den Anschein, sie wären nicht sonderlich aneinander interessiert. Trotzdem bemerkte Stockbridge einen besonderen Ausdruck in den Augen des Franzosen und begann sich zu wundern. Doch er hatte dringlichere Sorgen, und am Ende des Abends vergaß er seinen Verdacht.
    Darüber lachten Sarah und François, als er am nächsten Abend an ihrem Küchentisch saß. Er schlief wieder im Stall. Während des folgenden Tages genossen sie das milde Spätsommerwetter, gingen wie gewohnt zum Wasserfall und ritten durch das Tal - diesmal auf zwei Pferden. Sie war eine ausgezeichnete Reiterin und scheute vor keinem Hindernis zurück. Allerdings bevorzugte sie, im Gegensatz zu François, einen Sattel, denn sie fürchtete, in ihren weiten Röcken vom glatten Pferderücken zu rutschen. Sie beschrieb, welchen Anblick sie in einer solchen Situation bieten würde, und beide lachten. In diesen Tagen vertiefte sich die Freundschaft. Aber François wagte niemals, die Grenze zu überschreiten, die Sarah zwischen ihnen gezogen hatte.
    Eines Nachmittags, auf dem Rückweg vom Wasserfall, fragte er, ob sie befürchte, Edward würde nach Amerika kommen und nach ihr suchen. Dieser Gedanke beunruhigte ihn, seit sie ihm von ihrer Vergangenheit erzählt hatte. Doch sie zuckte gleichmütig die Achseln. »Wohl kaum. Da ich ihm nichts bedeute, würde er meinetwegen keine so beschwerliche Reise auf sich nehmen.« Nur zu gut erinnerte sie sich an die sieben Wochen an Bord der
Concord.
    »Vielleicht möchte er sein Eigentum zurückholen - ein sehr kostbares Eigentum, wie ich hinzufügen muss«, betonte François lächelnd.
    »Daran zweifle ich. Um ihm zu

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