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Die Erscheinung

Titel: Die Erscheinung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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deshalb so lange allein gelassen. Und jetzt? Wenn er in den Krieg zog und verwundet wurde …»Bleibst du zum Essen?«, fragte sie mit gepresster Stimme und fürchtete, er würde sofort wieder davonreiten.
    Glücklicherweise nickte er. »Nur ganz kurz. Der Colonel erwartet mich zu einer Besprechung.«
    »Gut, ich beeile mich.« Sie eilte in die Küche, und eine halbe Stunde später servierte sie ihm eine üppige Mahlzeit -kaltes Huhn vom Vortag, das Patrick aus dem kleinen Kühlhaus über dem Fluss geholt hatte, und eine gebratene Forelle, erst an diesem Morgen geangelt. Dazu gab es frischen Kürbisbrei und Maisbrot. Diesmal bat sie die beiden Jungen, draußen zu essen, weil sie mit François allein sein wollte.
    »Eine so köstliche Mahlzeit habe ich lange nicht mehr genossen«, verkündete er, und sie lächelte. Wären sie in diesem Moment von Siedlern beobachtet worden, hätten sie geglaubt, einen Indianer an ihrem Tisch zu sehen. Keiner würde François für einen Weißen halten. Nun, was die Leute denken mochten, kümmerte sie nicht. »In Zukunft musst du vorsichtig sein«, mahnte er. »Die Kriegertruppen aus Ohio könnten bis hierher vordringen.« Unter diesen Umständen verließ er Sarah nur widerstrebend. Aber es war seine Pflicht, die Army zu unterstützen.
    »Mach dir keine Sorgen.« Inzwischen hatte sie Wort gehalten und Waffen gekauft, auch für Patrick und John. Sie fühlte sich sicher in ihrem Heim.
    »Sobald die Siedler irgendwelche beunruhigenden Geschichten erzählen, musst du sofort zur Garnison reiten.« Er sprach mit ihr, als wäre sie seine Ehefrau. Doch das störte sie nicht im Mindesten. Aufmerksam lauschte sie seinen Anweisungen. Während sie ihre Gedanken und Sorgen teilten, verging die Zeit viel zu schnell.
    In der Abenddämmerung begleitete sie ihn zu seinem Pferd. Wortlos nahm er sie in die Arme. Er brauchte nichts zu sagen, musste sie nur spüren, und sie schwieg ebenfalls. Jetzt verstand sie nicht mehr, warum sie so dumm gewesen war und beschlossen hatte, ihm zu entfliehen. Was bedeuteten die Qualen der Vergangenheit? Welchen Unterschied machte es, ob sie immer noch mit Edward verheiratet war? Sie würde ihn nie wiedersehen. Für sie war er gestorben. Und jetzt verliebte sie sich in diesen faszinierenden Mann, der wie ein Indianer aussah und gemeinsam mit der Army kämpfen würde. Wenn er nie mehr zurückkehrte … Wie viel Zeit hätten sie dann verschwendet… In ihren Augen brannten Tränen, als sie ihn sanft von sich schob und zu ihm aufsah. Was sie nicht aussprachen, las er in ihrem und sie in seinem Blick.
    »Bitte, sei vorsichtig«, wisperte sie, und er nickte. Geschmeidig wie ein Indianerkrieger schwang er sich auf den Rücken seines Pferdes. Sie wollte ihm ihre Liebe gestehen. Doch sie tat es nicht und wusste, wie bitter sie das Versäumnis bereuen würde, wenn ihm etwas zustieße.
    Als er diesmal davonritt, schaute er nicht zurück, weil er seine Tränen verbergen musste.

18
    Endlos lange wartete sie auf seine Rückkehr. Zur Zeit des Erntedankfestes hatte sie noch immer nichts von ihm gehört. Jetzt besuchte sie die Garnison sehr oft, in der Hoffnung, Neuigkeiten über François zu erfahren. Der Hin- und der Rückritt dauerten fast einen ganzen Tag. Aber die Mühe lohnte sich, denn die Soldaten erzählten ihr von diversen Kämpfen zwischen den Indianern und der Army. Die Shawnee und Miami hatten schweren Schaden angerichtet, Farmen überfallen, Häuser niedergebrannt, ganze Siedlerfamilien getötet und zahlreiche Menschen gefangen genommen.
    Brigadier General Josiah Harmer führte das Army-Kommando, ohne Erfolg. Schon zweimal waren seine Truppen in einen Hinterhalt geraten. Dabei hatten fast zweihundert Mann den Tod gefunden. Nach allem, was Sarah feststellen konnte, stand François' Name wenigstens nicht auf der Verlustliste. Trotzdem machte sie sich große Sorgen, als sie mit mehreren Familien aus Deerfield anlässlich des Erntedankfestes an der Dinnertafel des Colonels Platz nahm. Doch sie ließ sich nichts anmerken. Geistesabwesend unterhielt sie sich mit den anderen Gästen, fragte nach Kindern und Verwandten.
    Am nächsten Morgen ritt sie zu ihrer kleinen Farm zurück, von einem Wampanoag-Führer eskortiert. Glücklicherweise musste sie Lieutenant Parkers Gesellschaft nicht mehr ertragen, weil er versetzt worden war. In ihre eigenen Gedanken verloren, erreichte sie Shelburne, dankte dem Indianer und schenkte ihm eine Satteltasche voller Lebensmittel. Dann schickte sie ihn

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