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Die Erscheinung

Titel: Die Erscheinung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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schönen, friedlichen Atmosphäre gelebt. Am Abend erforschte er das ganze Haus, dann packte er seine Sachen aus. Viel hatte er nicht bei sich - noch nicht einmal ein Telefon, und er war froh darüber. Sonst wäre er versucht gewesen, Carole zu Weihnachten anzurufen.
    Am Morgen des Heiligen Abend stand er an seinem Schlafzimmerfenster und erinnerte sich melancholisch an frühere Weihnachtsfeste. Vor einem Jahr war er noch mit seiner Frau zusammen gewesen. Seufzend wandte er sich vom Fenster ab. Die erste Nacht in seinem neuen Heim war ereignislos verlaufen. Keine Probleme, keine seltsamen Geräusche. Lächelnd dachte er an Gladys' Sohn, der behauptet hatte, Sarahs Geist sei ihm begegnet. Diese Frau faszinierte Charlie immer mehr, und er wollte möglichst viel über sie herausfinden. Gleich nach Weihnachten würde er die Bibliothek des Historischen Vereins in Shelburne Falls besuchen und alles lesen, was jemals über Sarah und François geschrieben worden war.
    Er hatte einen Skizzenblock, Stifte und mehrere Pastellfarben gekauft. Nun zeichnete er das Haus aus verschiedenen Blickwinkeln, und er staunte selbst, weil es so tiefe Gefühle in ihm weckte.
    Am Heiligen Abend war er bei Gladys Palmer eingeladen. Drei ihrer Freundinnen hatten sie zum Tee besucht, und nachdem sie gegangen waren, kannte Charlie nur noch ein einziges Gesprächsthema - das Château. Er hatte bereits ein paar Geheimfächer entdeckt, und er konnte es kaum erwarten, den Dachboden zu erforschen. Wie ein aufgeregter kleiner Junge sprach er über seine Pläne, und Gladys hörte belustigt zu.
    »Was glaubst du, was du da finden wirst?«, hänselte sie ihn in wunderbarer Vertrautheit. »Einen Geist? Sarahs Juwelen? Einen Brief von Franç ois? Oder vielleicht eine Botschaft für
dich?
Das wäre fantastisch!« Es beglückte sie, ihre Liebe zu dem kleinen Château mit jemandem zu teilen. Ihr ganzes Leben lang war sie stets in unregelmäßigen Abständen durch die schönen Räume gewandert, um nachzudenken und zu träumen. Dort hatte sie so oft Trost gefunden, vor allem nach Jimmys und Rolands Tod. Beinahe gewann sie den Eindruck, Sarahs wohlwollender Geist hätte den Kummer gemildert.
    »Könnte ich doch ein Bild von ihr finden! Ich wüsste so gern, wie sie aussah. Hast du nicht eine Zeichnung von ihr erwähnt?«
    Wo hatte sie dieses Porträt betrachtet? Die Stirn gerunzelt, reichte sie ihm die Cranberry-Sauce, die sie zu einem traditionellen Truthahn-Dinner servierte. Charlie hatte eine Flasche Wein mitgebracht. Nun füllte er die Gläser und schaute seine Gastgeberin erwartungsvoll an. »Ich glaube, der Historische Verein besitzt ein Buch über Sarah. Und da muss ich die Zeichnung gesehen haben. Ich bin fast sicher.«
    »Nach Weihnachten gehe ich hin.«
    »Und ich werde in meinen schriftlichen Unterlagen über das Château nachschauen«, versprach sie. »Vielleicht finde ich auch ein paar Angaben über François de Pellerin. Schließlich war er in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine bedeutsame Persönlichkeit in diesem Teil der Welt. Die Indianer hielten ihn für ihresgleichen, und er war der einzige Franzose, den die Ureinwohner ebenso wie die weißen Siedler mochten. Sogar die Briten respektierten ihn, trotz seiner Nationalität.«
    »Woher kam er? Ich nehme an, der Freiheitsskrieg führte ihn hierher. Aber es muss auch einen anderen Grund gegeben haben, warum er in dieser Gegend blieb.«
    »Vielleicht wegen seiner Irokesin - oder Sarah zuliebe. An alle Einzelheiten erinnere ich mich nicht. Meine Großmutter erzählte mir so viele Geschichten über das romantische Liebespaar - die konnte ich mir unmöglich alle merken. Über dieses Thema sprach sie sehr gern. Manchmal dachte ich, sie wäre in eine Vision von François verliebt gewesen. Ihr Großvater hatte ihn sogar gekannt. Der Franzose starb schon viele Jahre vor Sarah.«
    »Das muss schrecklich für sie gewesen sein«, seufzte Charlie. Ein ähnliches Schicksal hatte auch Gladys erlitten, nach dem Verlust ihrer Familie innerhalb weniger Jahre. Er war froh, dass er ihr jetzt Gesellschaft leistete.
    »Hast du immer noch vor, Ski zu fahren, Charles?«, fragte sie, während sie Apfelkuchen mit hausgemachter Vanilleeiscreme aßen. Diesmal hatte er nicht für sie gekocht, weil er den ganzen Nachmittag beschäftigt gewesen war, um sich in seinem Château häuslich einzurichten. Am frühen Abend hatte er in einem dunklen Anzug vor Gladys' Schwelle gestanden. Sie trug ein schwarzes Seidenkleid, das

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