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Die Erscheinung

Titel: Die Erscheinung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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hoffnungsvoll. »Dad hat mir um zwölf Champagner eingeschenkt. Und Mom meint, so was weicht das Gehirn auf.«
    »Damit könnte sie Recht haben.« Belustigt dachte er an seinen reichlichen Champagnerkonsum in den letzten fünfundzwanzig Jahren, an dessen Wirkung er noch keinen einzigen Gedanken verschwendet hatte. »Aber wenn du dich mit einem kleinen Schluck begnügst, wird's dir nicht schaden.«
    »Mom erlaubt mir nicht einmal
das!«,
seufzte sie, doch sie schlug sofort wieder einen fröhlichen Ton an. »Gestern waren wir im Kino. Das war lustig!«
    Ein paarmal fuhren sie zusammen den Hang hinab. Pünktlich um zwölf schickte er seine kleine Freundin zu ihrer Mutter, und am Nachmittag trafen sie sich wieder. Monique brachte einen Schulfreund mit, der auf der Piste eine große Show abzog, und flüsterte Charlie zu, Tommy sei ein miserabler Skifahrer.
    Belustigt beobachtete Charlie die Possen der Kinder. Zu dritt meisterten sie mehrmals die schwierige Abfahrt, und abends war er ziemlich müde.
    Nach dem Dinner fühlte er sich besser. Zu seiner Verblüffung traf er Monique und ihre Mutter im großen Salon des Hotels an. Francesca Vironnet streckte ihre langen Beine vor dem Kaminfeuer aus, sprach mit dem Kind, und Charlie beobachtete ungläubig, wie sie lächelte. Wie er sich widerstrebend eingestand, sah sie sehr reizvoll aus. Ihr langes kastanienrotes Haar, zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, schimmerte im Flammenschein, das Lächeln zauberte einen geheimnisvollen exotischen Glanz in ihre mandelförmigen grünen Augen.
    Zunächst zögerte er, dann beschloss er, die beiden zu begrüßen. Es wäre unhöflich gewesen, sie zu ignorieren, nachdem er so viele Stunden mit Monique verbracht hatte. »Guten Abend …«, begann er. Francescas Lächeln erlosch sofort. »Heute war der Schnee fabelhaft, nicht wahr?«, fuhr er unbehaglich fort.
    Sie nickte wortlos und starrte ins Kaminfeuer. Aber dann zwang sie sich, ihn anzuschauen. »Großartig«, bestätigte sie, was ihr sichtlich schwer fiel. »Monique hat mir erzählt, sie sei Ihnen wieder begegnet - und Sie waren sehr nett zu ihr«, fügte sie stockend hinzu, als ihre Tochter zu einer kleinen Freundin rannte. »Haben Sie Kinder?« Monique hatte ihr nichts von den Gesprächen mit Charlie erzählt - geschweige denn erwähnt, dabei sei auch von ihrem Vater die Rede gewesen.
    »Nein, leider nicht«, antwortete er und begann ein Loblied auf Monique zu singen. Wieder einmal bemerkte er, wie sich die schöne Frau in ihr Schneckenhaus zurückzog, wie ein verwundetes Tier in seine Höhle. Warum er sie aus der Reserve locken wollte, wusste er nicht genau. Solche Herausforderungen hatte er vor Jahren genossen und nach seiner Hochzeit gemieden. Meistens lohnte sich weder die Zeit noch die Mühe, die man darauf verwendete. Und doch - irgendetwas drängte ihn zu betonen: »Sie können glücklich sein, weil Sie Monique haben.«
    Endlich schien das Eis in ihren Augen zu schmelzen, wenn auch nur für wenige Sekunden. »Ja, ich bin glücklich.« Doch es klang nicht so, als ob sie es ernst meinte.
    »Übrigens, sie ist eine fantastische Skiläuferin. Sie fuhr mir schon ein paarmal davon.«
    »Mir auch …« Beinahe hätte sie gelacht, aber sie hielt sich gerade noch rechtzeitig zurück. Sie wollte diesen Mann nicht näher kennen lernen. »Deshalb lasse ich sie allein auf die Piste. Weil ich dieses Tempo nicht mithalten kann.«
    »Neulich erzählte sie mir, das sie in Frankreich Ski fahren gelernt hat«, bemerkte er beiläufig.
    Bei diesen Worten verschloss sich Francescas Miene vollends. Fast glaubte er zu beobachten, wie die Tür eines Tresors elektronisch verriegelt wurde, die man nicht einmal mit Dynamit vor dem justierten Zeitpunkt öffnen könnte. Offenbar hatte er sie an etwas erinnert, das sie vergessen wollte. Als Monique zurückkam, sprang Francesca auf und verkündete, nun sei Schlafenszeit.
    Erschrocken hielt Monique den Atem an. Sie hatte sich gut amüsiert, und sie wollte so gern bis Mitternacht aufbleiben. Teilweise war Charlie an ihrer Enttäuschung schuld. Das wusste er. Um sich in Sicherheit zu bringen, musste Francesca vor ihm fliehen und ihre Tochter mitnehmen. Wie gern hätte er beteuert, er führe nichts Böses im Schilde, auch seine Seele sei verletzt und er würde niemanden bedrohen … Gewissermaßen glichen sie zwei verwundeten Tieren, die aus derselben Quelle tranken, und so bestand keine Gefahr, sie würden einander wehtun. Deshalb brauchten sie auch nicht

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