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Die Erscheinung

Titel: Die Erscheinung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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Hauses, in dem kein Licht brannte, und kam ihr vor wie ein unglückliches Kind. Nach einer Weile setzte sie sich zu ihm. »Erzählen Sie mir, was geschehen ist.«
    Eine Zeit lang starrte er ins Leere und wünschte, er fände den Mut, ihre Hand zu ergreifen. »Damit sollte ich Sie eigentlich nicht belästigen. Aber ich muss irgendwem mein Herz ausschütten. Vorhin rief mich meine Exfrau an. Seit über einem Jahr - genau siebzehn Monate - ist sie mit diesem Kerl zusammen, dem Seniorpartner ihrer Anwaltskanzlei. Er ist einundsechzig und war dreimal verheiratet … Seinetwegen verließ sie mich, vor zehn Monaten. Im letzten Herbst reichten wir die Scheidung ein, und ich wurde nach New York versetzt. Dort klappte überhaupt nichts. Und so nahm ich mir ein halbes Jahr Urlaub. Als sie mich heute anrief, dachte ich, sie wäre endlich zur Vernunft gekommen.« Er lachte freudlos, und Francesca erriet, was sich ereignet hatte.
    »Stattdessen erklärte sie Ihnen, sie würde den anderen Mann heiraten.«
    »Hat Carole Sie auch angerufen?«, fragte er verwirrt.
    »Oh, das war nicht nötig. So einen ähnlichen Anruf bekam ich auch, vor einiger Zeit.«
    »Von Ihrem Mann?«
    Sie nickte. »Und das war noch viel schlimmer. Er ist Sportreporter, und seine Affäre wurde während der Olympiade im französischen Fernsehen breitgetreten. Während er über die Spiele berichtete, verliebte er sich in eine junge Skifahrerin. Die beiden ließen sich als Liebespaar des Jahres feiern. Dass er verheiratet war und ein Kind hat, spielte überhaupt keine Rolle. Alle Leute schwärmten für Pierre und Marie-Lise, das süße 18-jährige Mädchen und den 3 3-jährigen Exchampion. Freudestrahlend posierten sie für diverse Fotos, und eins zierte sogar das Titelblatt von
aris-Match.
Natürlich gaben sie auch gemeinsame Interviews. Mir redete er ein, es würde nichts bedeuten und sei einfach nur eine gute Publicity für das Skiteam. Alles für Gott und fürs Vaterland. Und dann wurde sie schwanger. Auch das war eine Riesensensation im TV. Die Leute schickten meinem Mann selbst gestrickte Babysachen, die in unserer Pariser Wohnung landeten, und er versicherte immer noch, er würde nur mich lieben. Nach Monique ist er ganz verrückt - und ein guter Vater. Deshalb bin ich bei ihm geblieben …«
    »… und haben die ganze Zeit geweint«, ergänzte er.
    »Wer hat Ihnen das erzählt?«, fragte sie erstaunt.
    »Monique. Sonst hat sie nichts gesagt.«
    Er wollte das kleine Mädchen nicht in Schwierigkeiten bringen.
    Lächelnd zuckte Francesca die Achseln. »Jedenfalls blieb ich in unserem Pariser Apartment, und Marie-Lise wurde immer dicker und dicker. Noch mehr Coverstorys, noch mehr Interviews, noch mehr TV-Auftritte. Der berühmte Sportreporter und der Teenager, der die Goldmedaille gewonnen hat - ein perfektes Paar. Neue Schlagzeilen. Und dann die allergrößte Sensation - sie kriegt Zwillinge. In unserer Wohnung landen immer mehr Babyjäckchen und Babyschühchen. Monique dachte,
ch
würde ein Kind erwarten. Versuchen Sie mal, so was einem fünfjährigen Mädchen begreiflich zu machen! Pierre erklärte mir, ich sei neurotisch und altmodisch, eine prüde Amerikanerin, die keine Ahnung von der französischen Lebensart hat. Leider war's für mich eine Art
éjàvu.
Mein Vater ist Italiener. Kurz nach meinem sechsten Geburtstag tat er Mutter fast das Gleiche an. Damals war's auch nicht lustig. Und diesmal fand ich's noch ekelhafter.«
    So wie sie das alles erzählte, klang es fast komisch. Aber es gehörte nicht viel Fantasie dazu, um sich vorzustellen, dass es ein Albtraum gewesen war. Den untreuen Ehemann auf dem Bildschirm zu sehen - das erschien Charlie noch schrecklicher als Caroles Affäre mit Simon.
    »Und dann kamen die Babys zur Welt. Natürlich waren sie wahnsinnig süß - und natürlich ein Junge und ein Mädchen. Jean-Pierre und Marie-Louise, zwei zauberhafte Miniversionen von Pierre und Marie-Lise. Zwei Wochen lang hielt ich's noch aus. Dann packte ich Monique, ergriff die Flucht und teilte meinem Mann mit, er möge mich verständigen, wenn er noch weitere Kinder bekommen sollte. In der Zwischenzeit könnte er mich in New York bei meiner Mutter antreffen. Dort angekommen, dachte ich eine Zeit lang nach. Meine Mutter brachte mich fast um den Verstand und ließ kein gutes Haar an Pierre. Für sie war es eine Wiederholung ihrer eigenen Tragödie. Schließlich wollte ich nichts mehr davon hören und reichte die Scheidung ein, worauf ich in der

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