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Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman

Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman

Titel: Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Grant
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Generalmajor mutiert, so ähnlich wie der aus der Oper, pardon, Operette, der einen Winkelmesser schwingt und auf die Schnelle Sinus, Tangens, Kosinus berechnet. Er lässt seinen wundersamen geometrischen Vorlieben freien Lauf und stellt das Wohnzimmermobiliar unter Wedges prüfenden Blicken im Halbkreis auf, in Form eines Gnomons. Wobei es sich übrigens um eine Sonnenuhr handelt und nicht etwa um einen Zwerg. Wenn jemand darin sitzt, zeigen seine Füße jetzt zur Mitte.
    Aber ist denn überhaupt noch Platz zum Sitzen. Bien sûr , denn mein Dad hat sich dazu durchgerungen, den Leonel-de-Tigrel-Stapeln mit den – was ist das, Audrey – Eiscremesandwichflecken endgültig Ade zu sagen. Das ist ja ekelhaft. Aber das habe ich doch nur für dich getan. Na, vielen Dank. Gern geschehen. Mit den Leonel-de-Tigrel-Artikeln und bizarren Geschenken von Patience ist jedenfalls Schluss. Der ganze Kram fliegt raus, und wenn die Sonne durchs Fenster scheint, wird sie mit Hilfe des Mobiliars künftig die Zeit anzeigen.
    Das Zimmer zeigt aber nicht nur die Zeit an, sondern auch die Unendlichkeit, denn da an der Wand hinter Wedge ein Spiegel hängt und der Drehspiegel direkt gegenüber steht, spielen die beiden Spiegel jetzt Tennis, mit Wedge als Ball, und graben einen Tunnel aus lauter Wedges in die Ewigkeit.
    Als mein Dad die vielen Wedges sieht, sagt er, das sei entweder sein schlimmster Albtraum oder aber das höchste der Gefühle, er könne sich nicht recht entscheiden.
    Die Stereoanlage spielt Die Piraten von Penzance . Die Geschichte ist eigentlich ganz gut. Man kann ihr folgen, trotz der vielen Lieder zwischendrin. Ein Junge, der am selben Tag Geburtstag hat wie ich, muss eine große Hürde überwinden. Er lässt sich mit den falschen Leuten ein, die sich am Ende als die richtigen erweisen. Die Piraten haben ein großes Herz, und wenn man es erobern will, braucht man nur »Ich bin ein armes Waisenkind« zu sagen. Das Lieblingslied von meinem Dad ist das über Sinus, Tangens, Kosinus. Immer wenn er es hört, kichert er leise vor sich hin. In den Piraten von Penzance gibt es Tausende von Witzen. Von denen ich natürlich nur zwanzig Prozent verstehe. Immerhin habe ich verstanden, dass Frederic aus Versehen nicht in eine private , sondern in die Piraten-Lehre geschickt wurde, und das nur, weil sich seine Kinderfrau verhört hatte. Ziemlich witzig, nicht.
    Und dass er einundzwanzig ist, in Wahrheit aber erst fünf und ein bisschen.
     
    Was die gespannte Atmosphäre angeht. Also. Zu ersten Spannungen kam es, als mich der Generalmajor dazu rekrutierte, das Wohnzimmer aufzuräumen. Wir rückten das Sofa ab und fanden einen Kartenmischer, ein Geschenk von Patience. Ein idiotisches Geschenk, sagte mein Dad. Obwohl er gar nicht mischen kann.
    Ich wandte ein, dass ein Einarmiger schlecht mischen könne.
    Mein Dad machte ein betretenes Gesicht. Stimmt, sagte er.
    Dann fanden wir ein Pilzholz. Es lag in einer Schachtel, auf dem SCHIETE stand. Ich lachte über das Wort Schiete , bis mein Dad sagte, ich solle aufhören, mich wie ein Armleuchter zu benehmen. Es heiße Shiitake, sagte er. Auf dem Holz könne man Shiitake-Pilze züchten. Auch ein Geschenk von Patience.
    Schietekacke, sagte ich. Holz.
    Mein Dad fand das ganz und gar nicht witzig. Er warf das Shiitake-Holz, den Kartenmischer und einen Kaffeebecher mit der Charta der Rechte darauf in den Müll. Bloß weg damit.
    Warte. Ich schnappte mir den Kartenmischer. Dafür habe ich noch Verwendung.
    Nein, sagte mein Dad. Der braucht eine Neun-Volt-Batterie.
    Na und.
    Das heißt, er macht Krach.
    Na und.
    Wir haben keine Neun-Volt-Batterien.
    Ich glaube doch.
    Nicht die Feuermelder.
    Ich machte mich auf die Suche nach einer Neun-Volt-Batterie. Und wurde in einem Feuermelder fündig. Ich stieg auf einen Hocker. Einen Feuermelder abzuschalten, ist wirklich kinderleicht. Ein Klacks. Ich nahm den Kartenmischer und die Batterie mit in mein Zimmer. Als ich am Wohnzimmer vorbeikam, sagte mein Dad: He, kannst du mir mal eben helfen.
    Klar, sagte ich.
    Ich legte die Neun-Volt-Batterie ein. Ich liebe Neun-Volt-Batterien. Vor allem, weil ich so gern Neun Volt sage. Und weil sie rechteckig sind. Am liebsten hätte ich immer eine in der Tasche, damit ich sie herzeigen kann. Oder auch nicht. Und in die Hand nehmen. Was hast du denn da.
    Ach, nichts. Nur eine Neun-Volt-Batterie.
    Hat sie gerade Neun-Volt-Batterie gesagt.
    Zu dem Kartenmischer gehörte auch ein Kartenspiel. Wie praktisch. Die

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