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Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman

Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman

Titel: Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Grant
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erörtert.
    Ich: Ich dachte, du hättest inzwischen vielleicht neue Erkenntnisse über den verlorenen Arm gewonnen.
    Dad: Nein. Nächste Frage.
    Ich: Meinst du, Onkel Thoby kriegt den Nordwestschubs hin. Mit seinem abben Arm.
    Dad: Den werden wir ihm schon beibringen.
    Ich: Würdest du mir freundlicherweise erklären, wen du mit »wir« meinst.
    Dad: Herrgottnochmal.
    Ich: Na schön. Weiter im Text. Spielt Onkel Thoby gern Cluedo.
    Dad: Onkel Thoby spielt sogar sehr gern Cluedo.
    Ich: Und welche Figur ist er am liebsten.
    Dad: Direktor Grün.
    Ich: Und was hält Direktor Grün von Fräulein Ming.
    Dad: Du meinst Fräulein Garstig.
    Ich: Sehr witzig. Haha. Alte Trulla. Nein. Ich meine moi , Fräulein Ming.
    Dad: Ah. Toi . Er findet Fräulein Ming recht sprunghaft. Vor allem, wenn sie ohne zu würfeln kreuz und quer über das Spielbrett hüpft. Das beunruhigt Herrn Direktor Grün, der im Übrigen panische Angst vorm Fliegen hat.
    Ich: Onkel Thoby hat Angst vorm Fliegen.
    Dad: Die hättest du vermutlich auch, wenn dir im Flugzeug ein Arm abhandengekommen wäre.
    Ich: Heiliger Lada, ja.
    Dad: Kann ich jetzt endlich in Ruhe meinen Kaffee trinken.
    Ich: Was ist sein Lieblingsessen.
    Dad: Shepherd’s Pie.
    Ich: Was ist denn das.
    Dad: Willst du das Rezept.
    Ich: Nein. Gibt es das auch von Piety Pie.
    Dad: Wohl kaum.
    Ich: Liest du mir nach dem Essen trotzdem weiter vor. Dad: Wenn Onkel Thoby nichts dagegen hat.
    Ich: Warum. Meinst du, er hat was dagegen.
    Dad: Nein. Aber er hat unter Umständen etwas gegen Shirley MacLaine.
    Ich: Aber er hat doch sicher nichts dagegen, wenn Shirley das Fenster offen hält.
    Dad: Sicher nicht.
    Ich: Weiß er von mir.
    Dad: Natürlich weiß er von dir.
    Ich: Hast du ihm meine Biografie erzählt.
    Dad: Mehr oder weniger, ja.
    Ich: Und wie höre ich mich an.
     
    E ine Woche vor Onkel Thobys Ankunft fahren mein Dad und ich in Julian-Brown’s Möbelhaus. Wir suchen einen Couchtisch. Wir suchen ein Bett fürs Gästezimmer. Wir suchen keinen Drehspiegel.
    Aber der Drehspiegel stiehlt allen anderen Möbeln im Schauraum die Schau!
    Je nun.
    Es ist natürlich Liebe auf den ersten Blick. Und natürlich möchte ich ihn haben. Probieren Sie Folgendes. Stellen Sie sich neben einen Drehspiegel und bewegen Sie einen Arm und ein Bein vor dem Spiegel auf und ab, sodass es aussieht, als ob Ihr Spiegelbild schweben würde.
    Mein Dad hat keine Lust, das zu probieren. Er probiert lieber Betten aus. Auch gut.
    Vor dem Spiegel steht ein Baby, das offenbar zum Laden gehört. Es ist ganz fasziniert von meinem Schwebetrick.
    Bonjour bébé , sage ich und winke ihm im Spiegel zu. Der Kleine erinnert mich an Beaker aus der Muppet-Show, den stummen Assistenten von Dr. Honigtau Bunsenbrenner mit seiner roten Tolle. Stellen Sie sich vor, Sie wachsen in Julian-Brown’s Möbelhaus auf. Fünfzig Zimmer in einem! Und jedes Zimmer ist wie der Set einer Fernsehserie. Man hat die Wahl zwischen einer Sitcom, einer Liebesszene oder einem Mord. Der Kleine kann sich aussuchen, in welchem Zimmer er aufwachsen möchte. Er kann sich seine Fernsehserie aussuchen.
    Er watschelt in ein Wohnzimmer mit Blümchentapete und krabbelt unter einen Couchtisch. Er sieht durch die Glasplatte zu mir hoch. Das ist sein Trick. Ich kann vielleicht im Spiegel schweben, dafür kann er unter den Tisch krabbeln.
    Ich presse die Finger gegen das Glas wie eine Spinne, die Liegestütze macht. Mein Dad sagt: Sollen wir den nehmen.
    Was hältst du davon, wenn wir auf den Couchtisch verzichten und uns stattdessen einen Drehspiegel ins Wohnzimmer stellen. Ich würde dazu jedenfalls nicht Nein sagen.
    Mein Dad schneidet dem Baby drollige Grimassen. Aber ich, sagt er. Und damit basta.
    Ich wende ein, dass der Drehspiegel sehr wohl als Tisch dienen könne, man brauche ihn nur waagerecht zu stellen.
    Worauf mein Dad einwendet, dass solch ein Tisch doch eine recht wacklige Angelegenheit sei.
    Worauf ich einwende, dass der Tisch keineswegs wackeln würde, wenn man ihn an beiden Enden entsprechend stützt.
    Worauf mein Dad einwendet, er habe keine Lust, darüber nachzudenken, ob und wie sich ein Drehspiegel als Couchtisch zweckentfremden ließe, wenn er auch gleich einen Couchtisch kaufen könne.
    Wogegen sich schwerlich etwas einwenden lässt.
    Ein paar Tage später werden das neue Bett und der Drehspiegel geliefert.
     
    Onkel Thobys Ankunft steht kurz bevor, und in Wednesday Place Nummer 3 herrscht eine gespannte Atmosphäre. Mein Dad ist zu einem Modernen

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