Die Erste Liebe: Nach 19 Vergeblichen Versuchen Roman
dicklicher, behaarter Junge libanesischer Abstammung ohne Anklopfen in Colins Zimmer platzte. Colin drehte den Kopf und blinzelte zu ihm auf.
»Was zum Henker ist hier los?«, fuhr Hassan ihn an.
»Sie hat Schluss gemacht«, antwortete Colin.
»Ich hab davon gehört, Sitzpinkler, und ich würde dich auch gerne trösten, aber meine Blase ist so voll, dass ich ein brennendes Haus löschen könnte.« Hassan marschierte am Bett vorbei und riss die Badezimmertür auf. »O Gott, Singleton, was hast du gegessen? Hier stinkt es nach – AHHH! KOTZE! KOTZE! IIIHHH!« Und während Hassan brüllte, dachte Colin: Stimmt. Das Klo. Hätte runterspülen sollen.
»Vergib mir, wenn ich daneben gepinkelt habe«, sagte Hassan, als er zurückkam. Er setzte sich auf die Bettkante und gab Colin, der am Boden lag, einen sanften Tritt. »Ich musste mir mit beiden Händen die Nase zuhalten und Donnerlümmel frei schwingen lassen. Mächtiges Pendel, der Kleine.«
Colin lachte nicht.
»Gott, dir scheint es echt mies zu gehen, wenn du a) nicht über meine Donnerlümmelwitze lachst und b) vergisst, das eigene Gewürge wegzuspülen.«
»Ich will in ein Loch kriechen und sterben.« Ohne sichtbare Regung hatte Colin in den cremefarbenen Teppichboden gesprochen.
»O Mann.« Hassan seufzte.
»Alles, was ich je wollte, war, von ihr geliebt zu werden und aus meinem Leben etwas Bedeutendes zu machen. Jetzt schau mich an. Ich meine, schau mich an«, sagte Colin.
»Ich sehe es, Kafir 3 . Und ich sag dir eins: Was ich sehe, gefällt mir nicht. Und ich setze noch eins drauf: Was ich rieche, gefällt mir auch nicht.« Er legte sich zurück und ließ Colins Unglück einen Moment lang im Raum stehen.
»Ich … ich bin ein Versager. Was, wenn es das jetzt war? Was, wenn ich in zehn Jahren in einem beschippten Großraumbüro sitze, Zahlen in den Computer tippe und Baseballstatistiken auswendig lerne, um in meiner Phantasieliga abzusahnen, und sie gibt es nicht, und ich werde nie etwas Bedeutendes leisten, sondern bin einfach nur eine totale Niete?«
Hassan setzte sich wieder auf und legte die Hände auf die Knie. »Siehst du, genau deshalb solltest du an Gott glauben. Ich rechne nicht mal mit einem Platz in einem Großraumbüro, und mir geht’s so gut wie einem Schwein in der Jauchegrube.«
Colin seufzte. Obwohl Hassan selber nicht besonders religiös war, versuchte er hin und wieder aus Spaß, Colin zum Islam zu konvertieren. »Ja, genau. An Gott glauben. Tolle Idee. Ich würde auch gerne daran glauben, dass ich auf dem Rücken eines flauschigen Riesenpinguins ins Weltall reisen und Katherine XIX. bei Schwerelosigkeit flachlegen könnte.«
»Singleton, du hast Gott dringender nötig als sonst jemand, den ich kenne.«
»Na und? Du hast es dringend nötig, aufs College zu gehen«, murmelte Colin. Hassan stöhnte. Er hatte ein Jahr vor Colin seinen Highschool-Abschluss gemacht, doch dann hatte er erst mal eine »Pause« eingelegt, obwohl er von der Loyola University in Chicago angenommen worden war. Und weil er sich auch für das kommende Herbstsemester noch nicht angemeldet hatte, sah es aus, als würde er seine Pause um ein weiteres Jahr verlängern.
»Lass mich aus dem Spiel«, sagte Hassan lächelnd. »Ich bin hier nicht der, der zu fertig ist, um vom Teppich aufzustehen oder seine eigene Kotze runterzuspülen, Mann. Und weißt du, warum? Ich habe Gott.«
»Versuch nicht immer mich zu konvertieren«, knurrte Colin.
Doch Hassan sprang auf, setzte sich auf Colin, drückte seine Arme auf den Boden und rief: »Es gibt keinen Gott außer Gott, und Mohammed ist sein Prophet! Los, sag es, Sitzpinkler! La ilaha illa-llah! 4 « Colin ächzte unter Hassans Gewicht, doch er musste lachen, und Hassan lachte auch. »Ich will nur deinen Arsch vor der Hölle retten!«
»Geh runter, sonst komme ich schneller hin, als dir lieb sein kann«, keuchte Colin.
Hassan stand auf, dann wurde er ernst. »Also gut. Was genau ist das Problem?«
»Sie hat mich sitzen lassen, genau das ist das Problem. Und ich bin allein. O Gott, ich bin wieder allein. Und nicht nur das, ich bin außerdem eine totale Niete, falls du es noch nicht gemerkt hast. Ich habe fertig, ich bin Geschichte, ein Ex. Exfreund von Katherine XIX. Exwunderkind. Exhochbegabter Teenager voller Potenzial. Jetzt bin ich nur noch voller Probleme.« Wie Colin Hassan unzählige Male erklärt hatte, gab es zwischen hochbegabt sein und genial sein einen himmelweiten Unterschied.
Wunderkinder können sehr
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