Die Erste Liebe: Nach 19 Vergeblichen Versuchen Roman
ist, wie sie alle an DACs Lippen hängen, als wäre er Gottes Geschenk an Gutshot. Ich schätze, er ist Quarterback oder Cornerback oder so was in der Football-Mannschaft, nur dass er grade seinen Abschluss gemacht hat, das heißt, er ist nicht mehr im Team, aber anscheinend ist man hierzulande als Quarterback oder Cornerback oder so was wie ein Marinesoldat: einmal Marine Corps, immer Marine Corps. Wenn Lindsey nicht dabei ist, redet er die ganze Zeit über ihren Hintern. Ein anderes Thema gibt es für ihn nicht. Anscheinend verbringt er den Großteil seiner Freizeit damit, ihr an den Hintern zu fassen. Nette Vorstellung. Mir ist ihr Hintern noch nicht mal aufgefallen.«
»Mir auch nicht«, sagte Colin. Ihm fiel bei Mädchen nie der Hintern auf, es sei denn, er war ungewöhnlich groß.
»Also«, fuhr Hassan fort, »da gibt es so eine Jagdhütte draußen im Wald, und in drei Wochen gehen wir auf die Jagd, Lindsey, die Jungs und irgendein Typ aus dem Werk. Wir machen Jagd . Mit Gewehren! Auf wilde Schweine!«
Colin hatte keinerlei Bedürfnis, auf Schweine zu schießen oder auf sonst irgendwas. »Hm«, sagte er. »Ich weiß nicht mal, wie man mit einem Gewehr schießt.«
»Ich doch auch nicht, aber wie schwer kann das schon sein? Die größten Vollidioten ballern die ganze Zeit herum. Deswegen gibt es doch so viele Tote.«
»Vielleicht könnten wir an dem Wochenende lieber, weiß nicht, nur zu zweit in den Wald gehen und einfach abhängen? Ein Lagerfeuer machen und zelten oder so was.«
»Verarschst du mich jetzt?«
»Nein. Das könnte doch lustig sein. Im Schein des Lagerfeuers lesen, und dann kochen wir uns über dem Feuer unser eigenes Essen und so. Ich weiß, wie man Feuer macht, sogar ohne Feuerzeug. Hier, ich habe es aus diesem Buch.« Colin zeigte auf Foxfire .
»Seh ich aus wie ein Pfadfinder in der achten Klasse, du Sitzpinkler? Wir fahren mit den anderen raus. Wir amüsieren uns. Wir stehen im Morgengrauen auf, trinken Kaffee, jagen Schweine. Alle betrinken sich und haben einen Mordsspaß. Außer uns.«
»Du kannst mich nicht zwingen«, gab Colin zurück.
Hassan machte einen Schritt in Richtung Tür. »Stimmt, Sitzpinkler. Du musst nicht mitkommen. Ich habe Verständnis, wenn du lieber hier auf deinem Hintern hockst. Weiß Gott, das hat mir bisher auch gereicht. Nur dass in letzter Zeit die Abenteuerlust in mir erwacht ist.«
Colin hatte das vage Gefühl gerade sitzen gelassen zu werden. Er suchte verzweifelt nach einem Kompromiss. Er wollte mit Hassan zusammen sein, aber nicht mit den anderen, den ach so coolen Typen. »Ich verstehe das nicht«, sagte er. »Willst du was von Lindsey oder so?«
Hassan bückte sich, streichelte das Teppichknäuel, dass die Hundehaare nur so aufstoben und Colin zum Niesen brachten. »Fängst du schon wieder damit an? Nein, Mann. Ich will von keiner was. Ich sehe doch, wie es dir immer geht. Außerdem weißt du genau, dass mir mein Glaube vorschreibt, den Donnerlümmel für die ganz besondere Frau aufzuheben.«
»Ach ja. Dein Glaube will auch, dass du nicht trinkst.«
» Touché, mon ami. Tusch-eh.«
Die Mitte (der Mitte)
Die größte Studie über höchstbegabte Kinder, die je durchgeführt wurde, war das Geisteskind (sozusagen) eines Lewis Terman, Psychologe aus Kalifornien. Mit der Hilfe von Lehrerinnen und Lehrern im ganzen Staat wählte Terman siebentausend begabte Kinder aus, die inzwischen seit fast sechzig Jahren durchs Leben begleitet werden. Natürlich waren nicht alle Wunderkinder – ihre IQs lagen zwischen 145 und 190, Colins IQ zeitweise bei über 200 –, doch sie repräsentierten die besten und schlausten amerikanischen Kinder jener Generation. Das Ergebnis war überraschend: Die Wahrscheinlichkeit, dass die hochbegabten Kinder der Studie sich zu berühmten Intellektuellen entwickelten, war kaum höher als bei normalen Kindern. Die meisten waren einigermaßen erfolgreich – sie wurden Banker und Rechtsanwälte und Uni-Professoren –, aber kaum einer von ihnen entpuppte sich als ein echtes Genie, und zwischen einem sehr hohen IQ und wichtigen Beiträgen zur Weltgeschichte ließ sich so gut wie keine Wechselbeziehung nachweisen. Kurz, am Ende waren Termans begabte Kinder selten so besonders, wie sie anfangs versprochen hatten.
Da war zum Beispiel der interessante Fall des George Hodel. Mit einem der höchsten IQs der Studie hätte man erwarten können, dass er mindestens die Struktur der DNA enträtselte oder so etwas. Stattdessen war er
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