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Die Erste Liebe: Nach 19 Vergeblichen Versuchen Roman

Titel: Die Erste Liebe: Nach 19 Vergeblichen Versuchen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green , Sophie Zeitz
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Illinois genommen, um Colins Ururgroßtante Esther zu besuchen, die im Koma lag und keine gute Unterhalterin abgab.
    Daher war er angenehm überrascht von Sunset Acres. Auf der Wiese vor dem Gebäude saßen vier alte Damen mit breitkrempigen Strohhüten an einem Picknicktisch und spielten Karten. »Ist das nicht Lindsey Lee Wells?«, fragte eine der Damen, und Lindsey begann zu strahlen und lief über die Wiese. Die Damen legten die Karten hin, drückten Lindsey der Reihe nach und tätschelten ihr die rosigen Wangen. Lindsey kannte sie alle mit Namen – Jolene, Gladys, Karen und Mona – und stellte ihnen Colin vor, woraufhin Jolene den Strohhut abnahm, sich Luft zufächelte und sagte: »Mein lieber Mann, Lindsey, hast du einen gut aussehenden Verehrer! Kein Wunder, dass du nicht mehr kommst und uns besuchst.«
    »Du lieber Gott, Jolene, das ist nicht mein Verehrer. Tut mir leid, dass ich in letzter Zeit nicht so oft hier war. Ich muss so viel für die Schule lernen, und Hollis lässt mich schuften wie ein Maultier.«
    Und dann kamen sie auf Hollis zu sprechen. Es waren bereits fünfzehn Minuten vergangen, bevor Colin überhaupt das Aufnahmegerät auf den Tisch stellen konnte, um die vier Fragen zu stellen, deretwegen sie hier waren, doch er war nicht ungeduldig, denn erstens hatte Jolene gesagt, er sähe gut aus, und zweitens waren die alten Damen ein völlig entspannter Haufen. Mona zum Beispiel, die lauter Leberflecken im Gesicht und ein Pflaster über dem linken Augen hatte, antwortete auf die Frage, was Gutshot zu einem besonderen Ort machte: »Zuerst mal ist die Altersversorgung eine feine Sache. Ich bin seit dreißig Jahren in Rente, und Hollis Wells zahlt mir immer noch die Windeln. Richtig gehört, ich hab Windeln an. Weil ich mir beim Lachen immer in die Hose mache«, sagte sie und lachte beunruhigend herzlich.
    Lindsey, schien es, war im Altersheim so etwas wie ein Star. Kaum hatte sich herumgesprochen, dass sie da war, kamen immer mehr aus dem Haus und versammelten sich um den Picknicktisch. Colin ging mit dem Aufnahmegerät von einem zum anderen, um seine vier Fragen zu stellen, bis er sich irgendwann einfach hinsetzte und sich von Lindsey die Leute schicken ließ.
    Das Interview mit Roy Walker war besonders aufschlussreich. »Keine Ahnung, warum irgendjemand interessiert, was ich zu sagen habe«, begann Roy bescheiden, »aber reden tu ich immer gern.« Dann fing er an, Colin von seiner Zeit als Nachtschichtleiter bei Gutshot Textiles zu erzählen, bis er das Thema wechselte und sagte: »Schau dir an, wie lieb wir alle unsere kleine Lindsey haben. Wir haben die Kleine großgezogen. Früher ist sie mindestens einmal die Woche gekommen. Wir haben sie schon als Baby gekannt, und wir haben sie gekannt, als sie wie ein Junge aussah, und wir haben sie gekannt, als sie blaue Haare hatte. Samstags hat sie mir Budweiser reingeschmuggelt, Gott segne das Kind. Junge, wenn es eins gibt, das ich sicher weiß« – inzwischen wusste Colin, dass es bei alten Leute immer eins gab, das sie sicher wussten –, »dann, dass Lindsey einer von den Menschen auf der Welt ist, die man einfach lieb haben muss. Lieb haben und immer weiter lieb haben, egal was sie machen.«
    Und so gingen Roy und Colin zu Lindsey hinüber, die ins Gespräch mit Jolene vertieft war und dabei scheinbar beiläufig mit einer Haarsträhne spielte.
    »Jolene, was hast du gerade gesagt?«
    »Ich hab Helen erzählt, dass deine Mama meinem Jungen Marcus zweihundert Morgen Land oben am Bishops Hill verkauft.«
    »Hollis verkauft das Land am Bishops Hill?«
    »Ganz recht. An Marcus. Ich glaube, Marcus will sich da oben ein paar Häuser bauen, eine kleine – ich hab vergessen, wie er’s nennt.«
    Lindsey hatte die Augen halb geschlossen und seufzte. »Eine Apartmentanlage?«
    »Ganz recht. Eine Apartmentanlage. Oben auf dem Hügel, schätze ich. Gute Aussicht haben sie da oben jedenfalls.«
    Danach wurde Lindsey still, und ihre großen Augen waren in die Ferne gerichtet, hinaus auf die Felder hinter dem Altersheim. Colin saß daneben und hörte den Alten beim Schwatzen zu, doch dann griff Lindsey plötzlich nach seinem Arm und sagte: »Wir müssen los.«
     
    Kaum hatten sie die Türen des Leichenwagens zugeschlagen, murmelte Lindsey: »Mom würde niemals Land verkaufen. Nie. Warum tut sie das bloß? Warum sollte sie dem Kerl Land verkaufen?« Zum ersten Mal hörte Colin, dass Lindsey Hollis Mom nannte.
    »Vielleicht braucht sie Geld?«, sagte

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