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Die Erste Liebe: Nach 19 Vergeblichen Versuchen Roman

Titel: Die Erste Liebe: Nach 19 Vergeblichen Versuchen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green , Sophie Zeitz
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bodenloses, allumfassendes Vakuum des Schmerzes verwandelt.
    »O Gott«, brachte Colin schließlich hervor. »O Gott, meine Eier .«
    Dieses eine Mal drückte sich Colin nicht präzise aus. Wäre er besser in Form gewesen, hätte er gewusst, dass es nicht seine Eier waren, die schmerzten, sondern sein Gehirn. Colins Hoden schickten Neuronen zum Gehirn, wo sie die Schmerzrezeptoren alarmierten, woraufhin das Gehirn Colin den Befehl gab, den Schmerz in den Eiern zu spüren, und Colin gehorchte, weil der Körper immer dem Gehirn gehorcht. Eier, Arme, Bauch – nichts davon schmerzt wirklich, denn aller Schmerz ist Gehirnschmerz.
    Colin war schwindlig und schlecht vor Schmerz, und er rollte sich seitlich in die Embryonalstellung und schloss die Augen. Alles drehte sich, und einen kurzen Moment lang war er eingeschlafen. Doch er musste sich zusammenreißen, denn er hörte Hassan ächzen, der Schlag auf Schlag kassierte, und so schleppte er sich zum Grab des Erzherzogs und zog sich langsam am Obelisk hoch.
    »Ich bin noch da«, sagte Colin zittrig, mit geschlossenen Augen gegen den Obelisk gelehnt. »Komm her, wenn du dich traust.«
    Als Colin die Augen öffnete, war DAC fort. Er hörte das Zirpen der Zikaden, deren Frequenz und Lautstärke sich mit dem Pochen seiner Eier vermischten. Im grauen Zwielicht konnte Colin Lindsey Lee Wells mit ihrem rotweißen Erste-Hilfe-Koffer erkennen, die sich um Hassan kümmerte, der mit blutüberströmtem Tarnhemd und orangener Weste auf dem Boden saß. JAK und TAK saßen auf der Mauer und teilten sich eine Zigarette. JAK hatte eine Beule auf der Stirn, die ohne Übertreibung aussah, als wollte er mit dem Kopf ein Hühnerei legen. Colin wurde wieder schwindlig, und er drehte sich um und umarmte den Obelisk. Als er die Augen nochmals öffnete, merkte er, dass seine Brille weg war, und in seinem Schwindel und seiner Kurzsichtigkeit begannen die Buchstaben vor seiner Nase zu tanzen. Der Erzherzog Franz Ferdinand . Er machte ein Anagramm, um den Schmerz zu betäuben. »Hm«, murmelte er nach einer Weile. »Was für ein Zufall.«
    »Der Kafir ist aufgewacht«, stellte Hassan fest. Lindsey eilte zu Colin, tupfte ihm die letzten Reste Kautabak vom Ohrläppchen und flüsterte ihm ins Ohr: » Mio eroe 80 , danke, dass du meine Ehre verteidigt hast. Wo hat er dir wehgetan?«
    »Im Gehirn«, sagte Colin, der jetzt wieder bei Verstand war.

Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012
     
     
    [17]    Der nächste Morgen, ein Montag, war ihr zweiundzwanzigster Morgen in Gutshot, und es war zweifellos der schlimmste. Abgesehen von der Restempfindlichkeit in und um seine Eier tat Colin jede Faser seines Körpers weh von einem Tag, den sie hauptsächlich mit Marschieren und Rennen und Schießen und Verprügeltwerden verbracht hatten. Ihm brummte der Schädel. Jedes Mal, wenn er die Augen öffnete, strahlte ein teuflischer fiebriger Schmerz durch sein Gehirn. Am Abend hatte die Sanitäterin (in der Ausbildung) Lindsey Lee Wells nach ausführlicher Recherche auf verschiedenen medizinischen Internetseiten bei Colin leichte Quetschungen und »gestauchte Eier« diagnostiziert. Bei DAC lautete ihre Diagnose »Ich-bin-ein-Arschloch-und-sehe-Lindsey-nie-wieder-itis«.
    Die Augen so weit wie möglich geschlossen, stolperte Colin ins Bad, wo er Hassan traf, der sich im Spiegel anstarrte.
    »Wie geht’s?«, fragte Colin. Statt einer Antwort gewährte ihm Hassan freie Sicht auf seine vermöbelte Visage. Die Oberlippe hatte etwas abbekommen – sie sah aus, als hätte er sich einen dicken Priem Kautabak daruntergeschoben –, und sein rechtes Auge war so gut wie zugeschwollen.
    »Verstehe.« Colin stöpselte den Abfluss zu, um sich eine Wanne einzulassen. »Aber du hättest mal den anderen sehen sollen.«
    Hassan brachte ein mattes Grinsen zustande. »Wenn ich alles noch mal machen könnte«, er sprach langsam und nuschelte wegen der dicken Lippe, »hätte ich mich gleich von der Teufelssau tottrampeln lassen.«
     
    Als Colin zum Frühstück kam, saß Lindsey am großen Eichentisch und nippte an einem Glas Orangensaft.
    »Ich will echt nicht drüber reden«, sagte sie vorsorglich. »Aber ich hoffe, deinen Eier geht’s wieder gut.«
    »Ja, ich auch«, sagte Colin. In der Badewanne hatte er nachgesehen. Sie fühlten sich noch genauso an wie vorher, nur ein bisschen empfindlicher.
    An diesem Tag – Hollis hatte ihnen einen Zettel hingelegt – sollten sie eine Frau namens Mabel

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