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Die erste Nacht - Roman

Die erste Nacht - Roman

Titel: Die erste Nacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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in seinem Büro im ersten Stock.«
    »Inwiefern unterscheiden sich die beiden Himmelskarten?«, wollte Keira wissen.
    »Es sind nicht genau dieselben Zeichnungen«, sagte er. »Die Linien, die die Sterne miteinander verbinden, verlaufen nicht gleich.«
    »Wann wurde der Palast errichtet?«, fragte ich.
    »Im Jahr 1655 wurde er fertiggestellt«, erwiderte der Mann im dunklen Anzug.
    Sogleich gab Keira diese vier Ziffern ein. Die Karte auf dem Bildschirm begann sich zu drehen, und wir vernahmen ein dumpfes Geräusch, das von der Decke her zu kommen schien.
    »Was befindet sich genau über uns?«, wollte Keira wissen.
    »Der Bürgersaal, der große Saal, in dessen Marmorfußboden die Karten eingraviert sind«, erwiderte der Mann.
    Wir stürmten alle vier auf die Tür zu. Der Mann im dunklen Anzug ermahnte uns zur Vorsicht, während wir über das Gewirr von Holzbrücken liefen, die sich über das Wasser spannten. Fünf Minuten später hatten wir die große Halle des Dam-Palastes erreicht. Keira stürzte sich auf die Marmorkarte mit der Himmelsdarstellung. Diese drehte sich einmal langsam entgegen dem Uhrzeigersinn. Nachdem sie einen Halbkreis beschrieben hatte, blieb sie stehen. Plötzlich hob sich der mittlere Teil um wenige Zentimeter. Keira griff in den Zwischenraum und zog triumphierend das dritte Fragment heraus, das den unseren ähnlich war.
    »Ich flehe Sie an«, sagte der Mann im dunklen Anzug. »Sie müssen alles wieder in den normalen Zustand versetzen. Sollte man morgen, wenn der Palast geöffnet wird, die Halle in diesem Zustand vorfinden - das wäre das Ende für mich!«

    Unser Führer musste sich aber nicht lange ängstigen, denn er hatte kaum zu Ende gesprochen, als sich der Deckel dieses verborgenen Hohlraums wieder schloss und die Karte sich drehte, bis sie erneut ihre ursprüngliche Position eingenommen hatte.
    »Und jetzt«, meldete sich Ivory zu Wort, »wo ist das vierte Fragment, das Sie aus Russland mitgebracht haben?«
    Keira und ich wechselten einen ratlosen Blick.
    »Ich will unter keinen Umständen ein Störenfried sein«, beharrte der Mann im dunklen Anzug, »aber wenn Sie all das außerhalb der Palastmauern besprechen könnten, käme mir das sehr entgegen. Ich muss auch noch Vackeers’ Büro abschließen. Die Wächter beginnen in Kürze ihre Runde, Sie müssen jetzt gehen.«
    Ivory nahm Keira beim Arm.
    »Er hat recht«, sagte er. »Lassen Sie uns gehen, wir haben den ganzen Abend zum Diskutieren.«

    Zurück im Hotel Krasnapolsky, bat uns Ivory, ihm in seine Suite zu folgen.
    »Sie haben mich belogen, nicht wahr?«, sagte er und schloss die Tür. »Ich bitte Sie, verkaufen Sie mich nicht für dumm. Ihre betretenen Mienen sind mir nicht entgangen. Sie haben das vierte Fragment nicht aus Russland mitbringen können.«
    »Nein, in der Tat«, entgegnete ich. »Dabei wussten wir, wo es sich befindet, und waren sogar nur wenige Meter davon entfernt. Aber da uns niemand - auch Sie nicht - vor der Verbissenheit derer gewarnt hat, die uns verfolgen, seitdem Sie uns auf die Fährte dieser Fragmente gesetzt haben, und diese Verfolger
uns sogar beinahe umgebracht hätten, können Sie nicht von mir verlangen, dass ich mich auch noch bei Ihnen entschuldige!«
    »Sie handeln beide verantwortungslos! Durch Ihr Kommen haben Sie mich einen Bauern bewegen lassen, der nur in letzter Instanz hätte zum Einsatz kommen dürfen. Glauben Sie etwa, Ihr Besuch wäre unbemerkt geblieben? Der Computer, in dessen System Sie eingedrungen sind, ist Teil eines ausgeklügelten Netzwerks. Inzwischen dürften Dutzende von Informatikern ihre Vorgesetzten darüber informiert haben, dass sich Vackeers’ Terminal mitten in der Nacht eingeschaltet hat. Und dass jemand sein Phantom dafür verantwortlich hält, wage ich zu bezweifeln!«
    »Aber wer sind diese Leute, verdammt noch mal?«, schrie ich Ivory an.
    »Beruhigt euch alle beide, das ist nicht der rechte Moment für eine Abrechnung«, griff nun Keira ein. »Wenn wir uns jetzt nur noch anbrüllen, bringt uns das auch nicht weiter. Es war nicht alles gelogen, außerdem war ich es, die Adrian überredet hat, Sie auf diese Weise auszutricksen. Ich habe die Hoffnung, dass drei Fragmente ausreichen, um unsere Recherchen voranzutreiben. Wenn wir, statt uns zu streiten, die drei zusammenführen würden?«
    Keira nahm ihre Kette ab, ich zog das zweite Fragment aus meiner Tasche, wickelte es aus dem Tuch, in dem ich es verwahrte, und wir vereinten es mit dem, das wir soeben unter der

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