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Die erste Nacht - Roman

Die erste Nacht - Roman

Titel: Die erste Nacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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ausschalten?«
    »Warten Sie noch«, flehte Keira.
    Das Pfeifen hörte auf, die Fragmente standen still, der leuchtend rote Punkt hatte sich stabilisiert. Diesmal fragte uns Ubach nicht nach unserer Meinung, sondern legte den Hebel um, und das Lasergerät schaltete sich aus. Das Bild an der Wand blieb noch einige Sekunden bestehen und verschwand dann.
    Wir waren fassungslos, vor allem Ubach. Ivory hatte es geradezu die Sprache verschlagen. Als ich ihn ansah, hatte ich den Eindruck, er sei plötzlich gealtert. Nicht dass mir sein Gesicht vorher besonders jung erschienen wäre, doch mit einem Schlag hatten sich seine Züge verändert.
    »Seit dreißig Jahren träume ich von diesem Augenblick«, sagte er, »können Sie sich das vorstellen? Wenn Sie wüssten, wie viele Opfer ich für diese Fragmente gebracht habe, sogar meinen einzigen Freund habe ich preisgegeben. Es ist eigenartig, jetzt müsste ich eigentlich erleichtert sein, wie von einer enormen Last befreit, doch das ist nicht der Fall. Ich wäre so gerne etwas jünger, dann hätte ich genug Zeit, um dieses Abenteuer bis zum Ende zu erleben, zu erfahren, was der rote Punkt bedeutet, den wir gesehen haben, was er uns enthüllt. Zum ersten Mal habe ich Angst zu sterben, können Sie das verstehen?«
    Ohne meine Antwort abzuwarten, nahm er Platz und seufzte kurz. Ich ging zurück zu Keira, die vor der Wand stand und auf die weiße Fläche starrte.
    »Was machst du da?«, fragte ich.
    »Ich versuche, mich zu erinnern«, sagte sie. »Ich versuche, mir jene Augenblicke ins Gedächtnis zurückzurufen, die wir gerade erlebt haben. Es war Äthiopien, ich habe zwar nicht die Reliefs dieser Region erkannt, die mir so vertraut ist, aber ich bin mir sicher, dass es Äthiopien war. Du hast doch dasselbe gesehen wie ich, nicht wahr?«
    »Ja, das letzte Bild war das Horn von Afrika. Weißt du, welche Stelle der Punkt markiert?«
    »Ich bin mir nicht sicher, ich habe zwar eine Vorstellung, aber ich weiß nicht, ob mein Wunsch Vater des Gedankens ist, oder ob es wirklich so ist.«
    »Das werden wir sehr schnell sehen«, sagte ich und wandte mich zu Ubach um.
    »Wo ist Wim?«, fragte Keira.
    »Ich glaube, das war zu viel für ihn. Er fühlte sich nicht gut und ist an die frische Luft gegangen.«
    »Können Sie uns die letzten Bilder zeigen, die Ihre Kameras aufgenommen haben?«, fragte ich Ubach.
    »Natürlich«, antwortete dieser, »ich brauche bloß den Beamer einzuschalten.«

London
    »Wie stehen die Dinge?«
    »Was ich gerade erlebt habe, ist ganz und gar unglaublich«, antwortete Wim.
    Dann beschrieb AMSTERDAM Sir Ashton in allen Einzelheiten das Ereignis, das sich im Laserraum der Virje-Universität Amsterdam abgespielt hatte.
    »Ich schicke Ihnen Leute, es ist wichtig, der Sache ein Ende zu bereiten, ehe es zu spät ist.«
    »Nein, tut mir leid, solange sie sich auf niederländischem Gebiet befinden, unterstehen sie allein meiner Verantwortung. Ich werde zu gegebener Zeit eingreifen.«
    »Sie sind etwas zu frisch in Ihrem Amt, um mir in diesem Ton zu antworten.«
    »Ich bitte Sie, Sir Ashton, ich habe vor, meine Aufgabe voll und ganz zu erfüllen, ohne irgendeine Einmischung seitens befreundeter Länder oder ihrer Vertreter. Sie kennen die Regeln, vereint, aber unabhängig! In seinem Land regelt jeder die Dinge nach eigenem Gutdünken.«
    »Ich warne Sie, sobald sie die Grenze überqueren, werde ich alles in meiner Macht Stehende tun, um sie zu stoppen.«
    »Ich nehme an, das werden Sie dem Rat nicht mitteilen. Ich stehe in Ihrer Schuld, also werde ich Sie nicht denunzieren, aber ich werde Sie auch nicht decken. Gerade haben Sie mich darauf hingewiesen, ich bin noch nicht lange genug in meiner
Funktion, um das Risiko eingehen zu können, mich zu kompromittieren.«
    »Das verlange ich auch gar nicht«, gab Ashton schroff zurück. »Spielen Sie nicht den Zauberlehrling mit diesen beiden Wissenschaftlern, AMSTERDAM. Sie wissen nicht, wie hoch der Einsatz ist, sollten die beiden ihr Ziel erreichen, und sie sind ihm bereits viel zu nahe. Was wollen Sie mit ihnen machen, jetzt, da Sie sie in der Hand haben?«
    »Ich werde ihr Material beschlagnahmen und sie in ihre jeweiligen Länder zurückschicken.«
    »Ivory ist bei Ihnen?«
    »Ja, das habe ich Ihnen schon gesagt, aber was soll ich tun, wir haben ihm nichts vorzuwerfen. Er kann sich aufhalten, wo er will.«
    »Ich möchte Sie lediglich um einen kleinen Gefallen bitten …«

Virje-Universität von Amsterdam
    Ubach hatte den

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