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Die erste Nacht - Roman

Die erste Nacht - Roman

Titel: Die erste Nacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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werde über Ihre Bitte nachdenken und Ihnen die Antwort mitteilen, sobald ich mich entschieden habe. Aber Ihre kleine Geschichte hat mir den Appetit verdorben.«
    »Ich hatte auch keinen großen Hunger«, gestand Ivory.
    »Lohnt sich das alles wirklich? Wissen Sie überhaupt, welche Chancen die beiden haben, das Rätsel zu lösen?«, fragte Vackeers mit einem Seufzer.
    »Alleine haben sie praktisch keine, wenn ich ihnen aber die Informationen zukommen lasse, die ich in den letzten dreißig Jahren gesammelt habe, dann ist es durchaus möglich, dass sie die fehlenden Fragmente finden.«
    »Haben Sie denn eine Vorstellung, wo sie sind?«
    »Sehen Sie, Vackeers, noch vor Kurzem zweifelten Sie an ihrer Existenz, und jetzt möchten Sie wissen, an welchem Ort sie versteckt sind.«
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
    »Ganz im Gegenteil.«
    »Wo also sind sie?«
    »Das erste wurde sozusagen in der Mitte gefunden, das zweite im Süden, das dritte im Osten … Ich lasse Sie raten, wo die beiden letzten sein könnten. Denken Sie über meine Bitte nach, Vackeers, ich weiß, dass sie nicht unbedeutend ist und Sie sich nur schwer entscheiden können, aber ich habe Ihnen ja gesagt, dass ich Ihre Hilfe brauche.«
    Ivory verabschiedete sich von seinem Freund und entfernte sich, doch Vackeers lief ihm nach.
    »Und unsere Schachpartie? Sie wollen sich doch wohl nicht einfach so aus dem Staub machen!«
    »Können Sie uns bei Ihnen zu Hause eine Kleinigkeit zu essen machen?«
    »Ich habe sicher noch Käse und Toastbrot.«

    »Dazu ein Glas guten Wein, das reicht, und bereiten Sie sich darauf vor zu verlieren, Sie sind mir noch eine Revanche schuldig!«

Athen
    Keira und ich saßen auf der Terrasse. Dank der Behandlung der fliegenden Ärztin kam ich wieder zu Kräften und hatte zum ersten Mal eine hustenfreie Nacht verbracht. Mein Gesicht hatte erneut Farbe bekommen, was meine Mutter beruhigte. Doktor Schwartz hatte ihren Zwangsurlaub genutzt, um auch Keira zu untersuchen, und ihr Kräutertees und Vitamine verordnet. Die Zeit im Gefängnis hatte Mangelerscheinungen bei ihr verursacht.
    Das Meer war ruhig, der Wind hatte sich gelegt, und unsere Ärztin würde heute wieder abfliegen können.
    Wir trafen uns am Tisch auf der Terrasse, wo Mama ihr zu Ehren ein Essen aufgetischt hatte, das einer Königin würdig gewesen wäre. Während meiner Krankheit hatten die beiden viele Stunden zusammen verbracht und Geschichten und Erinnerungen um Haus und Küche ausgetauscht. Mama hatte sich für das abenteuerliche Leben dieser Frau begeistert - eine fliegende Ärztin, die von Insel zu Insel ans Bett der Kranken eilte. Beim Abschied musste ich Doktor Schwartz versprechen, meine Rekonvaleszenz wenigstens um einige Tage zu verlängern, ehe ich mir irgendetwas anderes vornähme - ein Ratschlag, den meine Mutter sie mindestens zweimal wiederholen ließ, für den Fall, dass ich ihn nicht richtig gehört hätte. Dann begleitete sie die Ärztin zum Hafen, sodass Keira und ich endlich einen Moment für uns hatten.
    Sobald wir allein waren, setzte sie sich zu mir.

    »Hydra ist eine bezaubernde Insel, Adrian, und deine Mutter eine wunderbare Frau, ich mag alle hier sehr, aber …«
    »Ich halte es auch nicht mehr aus«, fiel ich ihr ins Wort. »Ich träume davon, mit dir zu verschwinden, beruhigt dich das?«
    »O ja!«, erwiderte Keira erleichtert.
    »Wir sind aus einem chinesischen Gefängnis entkommen, also müssten wir uns auch ohne größere Schwierigkeiten von hier verdrücken können.«
    Keira sah aufs Meer.
    »Was ist?«
    »Ich habe heute Nacht von Harry geträumt.«
    »Sollen wir zu ihm fahren?«
    »Ich will ihn wiedersehen. Es ist nicht das erste Mal, dass er mir im Traum erscheint, im Gefängnis hat er mich nachts oft besucht.«
    »Lass uns ins Omo-Tal fliegen, wenn du dir das so wünschst. Außerdem habe ich dir versprochen, dich dorthin zurückzubringen.«
    »Ich weiß nicht einmal, ob ich dort noch meinen Platz habe. Und dann sind da unsere Recherchen.«
    »Die sind uns schon teuer genug zu stehen gekommen, und ich will dich nicht noch einmal in Gefahr bringen.«
    »Nicht dass ich damit auftrumpfen will, aber ich bin in besserem Zustand aus China zurückgekommen als du. Ich denke, die Entscheidung, ob wir weitermachen oder nicht, müssen wir gemeinsam treffen.«
    »Du kennst meine Meinung.«
    »Wo ist dein Fragment?«
    Ich erhob mich und holte es aus der Schublade meines Nachtkästchens, wo ich es bei meiner Rückkehr versteckt hatte.

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