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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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locker!" sagte Langley nachdrücklich und reckte sich. „Es ist wichtig, nicht wahr, Captain?"
    Delaney sah in sonderbar an. „Ja." Er nickte. „Es ist wichtig, Mr. Langley. Ich glaube, es ist sogar sehr wichtig. Übrigens, ich muß mich entschuldigen, daß ich heute morgen am Telefon so kurz angebunden war. Ich glaube zwar nicht, daß mein Apparat angezapft ist, aber ich will auch kein Risiko eingehen. Wenn Sie mir irgend etwas sagen wollen, rufen Sie mich von jetzt an bitte nur kurz an und sagen Sie irgendwelche unverbindlichen Worte. Ich rufe dann innerhalb der nächsten Viertelstunde von einer Telefonzelle aus zurück. Einverstanden?"
    Mr. Langley nickte verständnisvoll. Er und die Witwe Zimmerman sagten Barbara auf Wiedersehen und versprachen, sie bald wieder zu besuchen.
    „Sie gefällt mir", sagte Barbara. „Sie scheint eine sehr warmherzige und gutmütige Frau zu sein."
    „Ich glaube, sie hat es auf Langley abgesehen."
    „Und warum nicht?" fragte sie herausfordernd. „Sie hat mir erzählt, daß sie seit dem Tod ihres Mannes sehr einsam ist. Und er ist auch ganz allein. Es ist nicht gut, allein zu sein, wenn man alt wird."
    „Sieh dir das hier mal an", sagte er, froh, das Thema wechseln zu können. „Das ist ein Maurerhammer. So weit ist Langley bis jetzt gekommen."
    „Ist Lombard mit so einem umgebracht worden?"
    „Nein, aber mit etwas sehr Ähnlichem. Ein häßliches Ding, nicht wahr?"
    „Ja. Richtig bedrohlich. Bitte, tu ihn weg, Lieber!"
    Er steckte den Hammer in die braune Tüte und stellte sie neben seinen zusammengelegten Mantel, damit er sie beim Nachhausegehen nicht vergaß. Dann nahm er einen Stuhl und setzte sich dicht neben ihr Bett.
    „Mir ist eben aufgegangen, warum die Aufklärung des Lombard-Falles für mich so wichtig ist", sagte er zu ihr. „Der Mord ist im Revier Zwei-fünf-eins passiert. Das ist meine Welt."
    Später, zu Hause, setzte er sich an seinen Schreibtisch, neben sich ein überbackenes Käsesandwich und eine Flasche kaltes Bier und rief, während er aß, verschiedene Antiquariate an und fragte nach Originalausgaben der Honey Bunch-Bücher, nach denen mit den Zeichnungen, doch nirgends hatte er Glück. Ein Buchhändler notierte sich seinen Namen und seine Adresse und versprach, die Bücher für ihn zu suchen.
    Merkwürdigerweise beruhigten ihn diese Anrufe, und als er sie hinter sich gebracht hatte, war er entschlossen, sich wieder an die Arbeit zu machen, stetig und ohne sich beirren zu lassen zu arbeiten, einfach etwas zu tun.
    Er trat ans Bücherregal und nahm jeden Band heraus, in dem es, und sei es auch nur am Rande, um Lebenslauf, Analyse und Überführung von Massenmördern ging. Der Stapel, den er sich auf dem Tisch neben seinem Klubsessel zurechtlegte, war nicht hoch ; allzuviel Literatur gab es über dieses Thema nicht. Er ließ sich in den Sessel fallen, setzte die schwere, horngerahmte Lesebrille auf und machte sich daran, die Bücher systematisch durchzuackern: Alles, was sich auf den Fall Lombard nicht anwenden ließ, wurde überschlagen oder nur überflogen.
    Er las über Gilles de Retz, Monsieur Verdoux, Jack the Ripper und aus jüngster Zeit über Whitman, Speck, Unruh, über den Würger von Boston, über Panzram, Charles Manson und jenen Burschen aus Chicago, der mit dem Lippenstift seines Opfers auf den Badezimmerspiegel geschrieben hatte: „Stoppt mich, ehe ich noch mehr umbringe!" Es war eine überaus traurige Chronik menschlicher Verirrung, und das Traurigste von allem war, daß er mehr und mehr das Gefühl hatte, das eigentliche Opfer sei der Mörder selber, ein von seinen quälenden Begierden oder wirren Träumen heimgesuchter Mensch.
    Aber es gab kein übereinstimmendes Muster - zumindest konnte er keines erkennen. Jeder Massenmörder, ob er nun Dutzende, Hunderte oder, wie behauptet wurde, auch Tausende umgebracht hatte, war ein Individuum und hatte stets aus offensichtlich individuellen Motiven heraus gehandelt. Falls es überhaupt so etwas wie ein übereinstimmendes Muster gab, dann nur in der Art, wie der einzelne jeweils vorging: Das blieb immer gleich, ebenso die Waffe. Und in nahezu allen Fällen wurde der zeitliche Abstand zwischen den einzelnen Morden von Mal zu Mal kürzer. So als unterläge der Mörder einem crescendohaften Zwang: Mehr! Mehr! Schneller! Schneller!
    Und noch etwas Merkwürdiges: Die Massenmörder waren, abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen, unweigerlich männlichen Geschlechts. Während die wenigen weiblichen

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