Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
Vom Netzwerk:
Ähnlichkeit mit dem Fall Lombard aufweisen, persönlich informierten."
    „Das ist alles?" fragte Dorfman. In seiner Stimme schwang eine leichte Ironie mit.
    „Ja."
    „In Ordnung, Captain." Dorfman nickte. Er hakte sich den Kragen zu und zog den Uniformrock straff. Von Krumen und Flecken keine Spur mehr. Er war kommissarischer Leiter des 251. Reviers.
    Ohne ein weiteres Wort schritt er zur Tür. Die Hand schon auf der Klinke, hielt er inne, drehte sich zu Delaney um und schien sich anders zu besinnen.
    „Captain", sagte er, „falls es Sie interessiert: Ich habe bereits Befehl, über jeden Überfall oder Mord dieser Art sofort Chief Pauley zu unterrichten."
    „Selbstverständlich." Delaney nickte. „Dieser Befehl ist ganz richtig. Unterrichten Sie ihn zuerst."

    „Und dann Sie?"
    „Dann mich, bitte!"
    Dorfman nickte und verschwand.
    Delaney saß reglos da. Dann streckte er die rechte Hand aus. Sie zitterte. Es war so gut gegangen, wie er gehofft, und so schlecht, wie er befürchtet hatte. Doch es mußte sein, versicherte er sich - und vielleicht wäre es unter normalen Umständen genauso gekommen. Dorfman war von Natur aus jemand, der immer bewundernd zu einem anderen aufsehen, sich an ihn klammern mußte, und wenn jemals etwas aus ihm werden sollte, dann mußte er irgendwann ins Wasser geworfen werden, mußte schwimmen oder untergehen. Delaney lachte wehmütig über seinen Versuch, die Dinge rational einzuordnen.
    Es war fast an der Zeit, ins Krankenhaus zu gehen, er hatte bereits den Mantel übergezogen und den steifen Homburg aufgesetzt, da klingelte das Telefon. Er nahm am Nebenapparat in der Diele ab und meldete sich: „Hier Captain Edward X. Delaney."
    „Captain, hier spricht Christopher Langley."
    „Mr. Langley, wie schön, von Ihnen zu hören. Wie geht es Ihnen?"
    „Sehr gut. Und Ihnen?"
    „Gut. Ich habe schon anrufen wollen, aber ich wollte nicht, daß Sie sich unter Druck gesetzt fühlen. Deshalb hielt ich es für das beste, nichts von mir hören zu lassen. Sie verstehen doch?"
    Einen Augenblick herrschte Schweigen, dann sagte Langley: „Ich glaube schon. Ja, bestimmt. Aber es ist über eine Woche her, daß wir uns gesehen haben. Könnten wir heute zusammen zu Mittag essen, Captain? Ich hab da etwas, wozu ich gern Ihren Rat hören möchte."
    „Ja?" sagte Delaney. „Aber zum Mittagessen, das schaffe ich leider nicht. Meine Frau liegt im Krankenhaus, ich will gerade zu ihr."
    „Das tut mir leid zu hören, Captain. Hoffentlich nichts Ernsthaftes?"
    „Nun ja, man muß abwarten. Aber um was geht es, Mr. Langley? Etwas Wichtiges?"
    „Möglicherweise, Captain." Die dünne, flötenhafte Stimme wirkte jetzt erregt. „Noch nichts Endgültiges, aber ein Anfang. Deshalb wollte ich..."
    „Ja, ja", fiel Delaney ihm ins Wort. „Wäre es Ihnen vielleicht möglich, sich im Krankenhaus mit mir zu treffen, Mr. Langley? So hätten wir immerhin die Möglichkeit, miteinander zu reden."
    „Ausgezeichnet!" Langley schien erfreut, und Delaney wußte, daß er diese verschwörerische Unterhaltung genoß. „Ich komme gern. Und für den Fall, daß Sie mir nicht weiterhelfen können, lerne ich bei dieser Gelegenheit zumindest Ihre Frau kennen."
    Barbara saß in einem Rollstuhl am Fenster und begrüßte ihn mit einem strahlenden Lächeln. Doch nachgerade fürchtete er diesen Anschein rosiger Gesundheit - die leuchtenden Augen und die geröteten Wangen -, denn er wußte, was sich dahinter verbarg. Mit großen Schritten durchmaß er das Zimmer, lächelte, küßte sie auf die Wange und reichte ihr den vielleicht größten Apfel, den es je gegeben hatte.
    „Ein Apfel für die Lehrerin", sagte er.
    „Was hätte ich dir wohl je beigebracht?" Sie lachte und berührte seine Lippen.
    „Das könnte ich dir schon sagen, aber ich möchte dich nicht unnötig aufregen."
    Wieder lachte sie, drehte den riesigen Apfel in ihren schlanken Fingern und strich über die Schale. „Der ist ja wunderschön!"
    „Wahrscheinlich innen ganz mehlig, wie fast alle, die so groß sind."
    „Vielleicht esse ich ihn gar nicht", sagte sie leise. „Vielleicht lege ich ihn auf den Nachttisch - dann kann ich ihn mir immer ansehen."
    Besorgnis befiel ihn. „Ja, warum eigentlich nicht? Wie fühlst du dich? Ich weiß, es ist lästig für dich, mich das immer wieder fragen zu hören, aber ich muß dich danach fragen."
    „Natürlich." Sie streckte die Hand aus und legte sie auf die seine. „Heute morgen haben sie mit den neuen Spritzen angefangen.

Weitere Kostenlose Bücher