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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Diese Geschäfte sind vermutlich ebenfalls im Branchenverzeichnis aufgeführt. Sagen Sie, Captain, darf ich weitermachen?"
    Delaney trat auf den kleinen Mann zu und faßte ihn am Arm. „Ob Sie dürfen? Aber gewiß dürfen Sie! Sie machen Ihre Sache großartig. Versuchen Sie, diese stählernen Eispickel aufzutreiben, finden Sie heraus, wo es sie gibt und wer sie kauft. Als nächstes brauche ich dann nähere Einzelheiten über Bergsteiger. Mr. Langley, wir kommen voran! Jetzt tun wir endlich was! Ich fühle, daß wir auf dem richtigen Weg sind! Instinkt? Möglich. Mit Logik hat das nichts zu tun. Ich habe einfach das Gefühl, daß wir auf der richtigen Spur sind."
    Als Langley, der vor Begeisterung förmlich übersprudelte, sich endlich verabschiedete, war Delaney im stillen ganz froh. Er brachte ihn zur Haustür, verschloß sie fest hinter ihm und kehrte in sein Arbeitszimmer zurück. Die Hände in den Taschen vergraben ging er vor dem Schreibtisch auf und ab.
    Dann griff er nach dem Telefonbuch, suchte die Nummer von Thomas Handrys Zeitung heraus und rief dort an. Die Zentrale verband ihn sofort.
    „Hallo?"
    „Thomas Handry?"
    „Ja, am Apparat."
    „Hier spricht Captain Edward X. Delaney."
    „O, hallo, Captain. Wie geht's?"
    „Danke. Und Ihnen?"
    „Gut. Sie haben sich beurlauben lassen, höre ich?"
    „Ja, das stimmt."
    „Ihre Frau ist krank? Das tut mir sehr leid. Ich hoffe, es geht ihr inzwischen wieder besser."
    „Ja, vielen Dank. Könnten Sie mir einen Gefallen tun, Handry?"
    „Worum geht es, Captain?"
    „Ich hätte gern einiges Material über den Mord an Leo Trotzki in Mexiko 1940. Darüber gibt es doch sicher etwas in Ihrem Archiv."
    „Trotzki? 1940? Lieber Gott, Captain, damals war ich ja noch gar nicht auf der Welt. Was genau interessiert Sie?"
    „Nichts Bestimmtes. Nur ganz allgemein, was die Zeitungen damals darüber berichteten. Wie er umgebracht wurde, wer der Täter war und welche Waffe er benutzte. Falls es ein Foto von der Tatwaffe gibt, würde ich gern eine Fotokopie davon haben. Das würde mir sehr helfen."
    „Was hat das alles zu bedeuten?"
    „Außerdem", sagte Delaney und überging die Frage, „hätte ich gern Namen und Adresse des besten Bergsteigers in New York -der, der am meisten davon versteht oder der die größte Erfahrung hat. Das können Sie vielleicht in Ihrer Sport-Redaktion erfahren."
    „Wahrscheinlich. Aber wollen Sie mir nicht sagen, warum Sie...?"
    „Könnten wir uns morgen kurz treffen? Sagen wir um fünf?"
    „Hm...tja. Ich denke schon."
    „Können Sie die Informationen bis dahin beschaffen?"
    „Ich werd's versuchen."
    „Schön." Delaney nannte ihm als Treffpunkt das Restaurant, wo er mit Dr. Ferguson gegessen hatte. „Dann also bis morgen."
    Er setzte sich wieder in den Klubsessel und machte sich abermals an die Lektüre der Lebensläufe von Massenmördern, ihrer Motive und Methoden. Es gab kein übereinstimmendes Muster.
    Kurz nach Mitternacht schob er die Bücher beiseite. Ehe er das Licht ausknipste, nahm er die Liste noch einmal zur Hand, die er über den Tatverdächtigen angelegt hatte. In der Spalte „Körperliche Merkmale" strich er das Wort „Sportler?" aus und ersetzte es durch „Bergsteiger?" Und unten auf der Seite - unter „Zusätzliches" - fügte er hinzu: „Besitzer eines Eispickels?"

24
    „Viel Zeit haben Sie mir nicht gelassen", sagte Thomas Handry und machte seine Aktentasche auf. „Ich nehme an, daß Sie mehr an der Tat selbst als an dem politischen Hintergrund des Attentats interessiert sind, ja?"
    „Sie vermuten richtig." Captain Delaney nickte. „Übrigens habe ich alle Ihre Artikel über die Polizei gelesen. Ganz beachtlich für einen Außenstehenden. Aber im Grunde würden Sie viel lieber Gedichte schreiben, nicht wahr?"
    Die Überraschung bei Handry war mehr als groß.
    „Woher wissen Sie das?"
    „Wortwahl, Satzbau, Rhythmus. Sie haben versucht, sich in einen Polizisten hineinzuversetzen. Und das ist Ihnen gelungen.

    „Hm...Vielen Dank. Aber Sie wissen, von Gedichten kann man nicht leben."
    „Da haben Sie recht."
    „Na schön, kommen wir zur Sache." Er zog mehrere handgeschriebene Notizzettel aus seiner Aktenmappe und fing rasch an zu lesen. „Leo Trotzki... russischer revolutionärer Politiker... Aus Rußland ausgewiesen, kommt 1937 nach Mexiko... wird am 20. August 1940 mit einem Eispickel ermordet. Der Täter hatte einen Regenmantel bei sich, in der Tasche steckten ein Eispickel, ein Revolver und ein

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