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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Dolch."
    „Moment, Moment", sagte Delaney. „Der Mörder hatte einen Eispickel in der Tasche seines Regenmantels? Unmöglich! Ein Eispickel paßt da nicht hinein."
    „Die Berichte differieren. In dem einen heißt es, er steckte in der Tasche des Regenmantels, in einem anderen, der Mörder habe ihn unter seinem Regenmantel verborgen."
    „Verborgen? Das kommt schon eher hin."
    „Also schön. Der Mörder holt den Eispickel unter dem Regenmantel hervor oder zieht ihn aus der Tasche und läßt ihn hinterrücks auf Trotzkis Schädel niedersausen. Trotzki saß am Schreibtisch, der Mörder stand."
    „Kommen wir noch einmal auf die Waffe zurück", sagte Delaney, nachdem sie eine Weile schweigend dagesessen hatten. Handry blätterte in seinen Notizen.
    „Ein Foto konnte ich nicht auftreiben, aber die Leiterin unseres Archivs erinnerte sich, daß in den fünziger Jahren eine Illustrierte einen Artikel über den Mord an Trotzki zusammen mit einem Foto des Eispickels brachte. Also scheint ein Foto zu existieren.
    „Steht fest, daß der Mörder Trotzki mit einem einzigen Schlag getötet hat?"
    „Was diesen Punkt betrifft, so scheint es keinen Zweifel zu geben: mit einem einzigen Schlag. Brauchen Sie noch Näheres?"
    „Nein, das genügt vorläufig. Was konnten Sie hinsichtlich des Bergsteigers herausfinden?"
    „Vor zwei Jahren — genau gesagt: vor achtzehn Monaten -hätte es auf diese Frage nur eine einzige Antwort gegeben: Calvin Case, einunddreißig, verheiratet, der in dem Rufe stand, einer der tüchtigsten, mutigsten, ja, waghalsigsten Bergsteiger auf der ganzen Welt zu sein. Doch Anfang vorigen Jahres rutschte er, als er mit einer aus vier Leuten bestehenden Seilschaft die Eiger-Nordwand besteigen wollte, auf einem Geröllvorsprung ab; möglich auch, daß ein Felshaken sich losriß - an die genauen Einzelheiten konnte mein Gewährsmann sich nicht mehr erinnern. Er wußte nur noch, daß Case, der die Nachhut bildete, am Seil in der Luft hing, es schließlich kappen mußte und abstürzte."

    „O Gott!"
    „Ja. Man kann es gar nicht fassen, aber er war nicht tot, sondern hat sich das Rückgrat gebrochen. Er ist von den Hüften an gelähmt und kann Blase und Stuhlgang nicht kontrollieren. Er sei völlig verbittert, lehne jedes Interview ab, sagte mir mein Kollege."
    ..Wie lebt er denn?"
    „Seine Frau arbeitet. Kinder haben sie nicht. Ich nehme an, sie kommen so eben über die Runden."
    „Haben Sie die Adresse von diesem Calvin Case?"
    „Ja, hier." Er reichte Delaney einen kleinen Zettel. Der Captain warf flüchtig einen Blick darauf.
    „Greenwich Village." Er nickte. „Die Straße kenne ich gut. Da hat mal jemand vom Dach herunter auf mich geschossen. Es ist Jahre her. Es war das erste Mal, daß jemand auf mich schoß."
    „Und hat nicht getroffen?" fragte Handry.
    „Nein." Delaney schüttelte den Kopf. „Er hat nicht getroffen."
    „Und Sie?"
    „Ja, ich habe getroffen."
    „Tot?"
    „Ja. Noch ein Ale?"
    „Hm... na schön. Noch eins. Aber jetzt sind Sie an der Reihe, Captain. Was, zum Teufel, hat das alles zu bedeuten?"
    „Was meinen Sie wohl?"
    „Sie bitten mich um Recherchen über den Mord an Trotzki, der mit einem Eispickel erschlagen wurde - ein Gerät, das Bergsteiger benutzen. Sie fragen mich, wer hier in New York als bester Bergsteiger gilt. Offenbar hat es also was mit Bergsteigerei zu tun. Und das Wichtigste scheint der Eispickel zu sein. Was hat das alles zu bedeuten?"
    Delaney, der mit Fragen dieser Art gerechnet hatte, war sorgfältig präpariert. Da er nicht sicher war, wie weit er dem Reporter trauen konnte, hatte er sich im Grunde sogar drei Antworten von verschiedener Offenherzigkeit zurechtgelegt. Nachdem Handry nun von sich aus einen Zusammenhang zwischen Trotzki, Eispikkel und Bergsport sah, steuerte er direkt auf Antwort Nummer zwei zu.
    „Ich bin zur Zeit beurlaubt", gestand er. „Aber Frank Lombard wurde in meinem Revier ermordet, das für mich gewissermaßen mein Zuhause ist. Sie mögen das vielleicht für töricht halten, aber ich finde, das legt mir eine Verantwortung auf. Ich führe eine Art inoffizieller Ermittlungen durch. Die offizielle Ermittlung des Falles liegt in den Händen der eigens gebildeten 'Kommission Lombard'. Das ist Ihnen sicher bekannt. Was immer ich tue, worum immer ich Sie bitte — es hat mit der Polizei nichts zu tun. Seit dem Tag meiner Beurlaubung bin ich offiziell zu nichts ermächtigt. Was immer Sie für mich tun, es ist ein Gefallen, den Sie mir

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