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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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persönlich erweisen."
    Lange starrte Thomas Handry ihn an. Dann goß er sich noch etwas Ale nach und leerte das Glas auf einen Zug.
    „Scheint Sie ganz schön gepackt zu haben!" sagte er.
    „Ja, das stimmt." Delaney nickte unglücklich. „Ich glaube, daß Lombard mit einem Eispickel umgebracht worden ist. Deshalb meine Bitte um Material über Trotzki und den Namen eines Bergsteigers. Mehr habe ich nicht. Ich habe mich an Sie gewandt, weil ich Ihnen traue. Das einzige, was ich Ihnen versprechen kann, ist, daß Sie als erster die Story bekommen - falls es eine Story gibt."
    „Haben Sie einen Mitarbeiterstab?"
    „Einen Mitarbeiterstab ? Nein, ich habe keinen Mitarbeiterstab. Es gibt ein paar Leute, die mir helfen, aber die sind nicht bei der Polizei."
    „Und ich bekomme die Story? Exclusiv?"
    „Sie bekommen Sie. Falls es eine gibt."
    „Ich könnte schon heute mit einer Story herauskommen! 'Beurlaubter Captain der Polizei untersucht Mordfall in seinem alten Revier!' Was meinen Sie, was das für einen Wirbel gäbe. 'Ich will Rache', erklärt Captain Edward X. Delaney. Geht es Ihnen darum?"
    „Nein. Und um was geht es Ihnen?"
    „Dabeizusein. Zu wissen, was sich so tut. Recht so, Captain? Sie können mich jederzeit einspannen - soviel Sie wollen. Aber ich möchte wissen, auf was Sie stoßen."
    „Vielleicht auf gar nichts."
    „Auch gut, dann eben nichts. Dieses Risiko gehe ich ein. Abgemacht?"
    „Sie veröffentlichen nichts, bis ich Ihnen grünes Licht gebe?"
    „Nein."
    „Ich vertraue Ihnen, Handry."
    „Den Teufel tun Sie! Aber Sie haben keine andere Wahl."

25
    Es war ein undeutlicher Traum. Er folgte einem Mann durch eine neblige Straße. Es war nicht eigentlich ein Mann, sondern mehr eine große Gestalt, der er in der goldfarbenen Dunkelheit folgte.
    Ähnlich der Nacht, in der Frank Lombard ermordet wurde: orangefarbenes Licht und leiser Nieselregen.
    Die Gestalt blieb immer vor ihm, unerkennbar, gleichgültig, wie schnell er auch lief, um zu sehen, wem er da nachjagte. Er kam einfach nicht näher an sie heran. Er empfand weder Furcht noch Panik; nur das Bedürfnis, das Verlangen, den Schatten zu erreichen, der sich durch die Schatten der Nacht bewegte.
    Dann das Geräusch einer Klingel - nicht die Hupe eines Streifenwagens oder das Geheul eines Feuerwehrautos, sondern die Sirene eines Krankenwagens —, das immer näher kam und immer lauter wurde; langsam tauchte er aus dem Schlaf empor und tastete nach dem Telefon.
    Noch ehe er dazu kam, sich zu melden, erkannte er Dorfmans Stimme.
    „Captain? Hier Dorfman. Auf der East 84th Street, ungefähr in der Mitte zwischen Ist und 2nd Avenue, ist ein Mann überfallen worden. Hat Ähnlichkeit mit dem Mord an Lombard. Das Opfer scheint ein gewisser Bernard Gilbert zu sein. Der Mann ist nicht tot. Im Augenblick wartet man auf den Krankenwagen. Ich muß jetzt hin."
    „Haben Sie Pauley angerufen?"
    „Ja."
    „Gut."
    „Wollen Sie nicht mitkommen?"
    „Nein. Sie werden schon allein damit fertig. Halten Sie sich an die Vorschriften. Wohin wird der Mann gebracht?"
    „Ins Krankenhaus zu den 'Barmherzigen Schwestern'."
    „Vielen Dank, daß Sie angerufen haben, Lieutenant."
    „Gern geschehen."
    Erst jetzt knipste er die Nachttischlampe an, zog Pantoffeln und Bademantel an. Er ging ins Arbeitszimmer hinunter und beugte sich über den Tischkalender auf seinem Schreibtisch: Zweiundzwanzig Tage waren seit dem Mord an Frank Lombard vergangen. Diese Feststellung notierte er sorgfältig auf einem Blatt Papier und rief dann Thorsens Auftragsdienst an und nannte seinen Namen und seine Telefonnummer.
    Thorsen rief nach wenigen Minuten zurück; er klang verschlafen, aber nicht ärgerlich.
    „Was gibt's, Edward?"
    „Ich rufe von zu Hause an. Aber es ist wichtig. Auf der 84th Street hat es einen Überfall gegeben, der eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Fall Lombard aufweist. Das Opfer ist ein gewisser Bernard Gilbert. Der Mann lebt noch. Sie bringen ihn zu den 'Barmherzigen Schwestern'. Das ist alles, was ich weiß."
    „Mein Gott!" entfuhr es Thorsen. „Sieht so aus, als ob Sie recht hätten."
    „Das ist kein Trost. Ich kann nicht hingehen."
    „Nein. Das wäre unklug. Ist es sicher, daß die Umstände die gleichen sind wie im Fall Lombard?"
    „Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß."
    „Na schön. Angenommen, es stimmt - was wird Broughton jetzt tun?"
    „Wenn die Wunde dieselben Mermale aufweist wie bei Lombard, wird Pauley nach einer Verbindung zwischen Lombard und

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