Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
Vom Netzwerk:
Tasse Nescafe aufzusetzen. Während das Wasser heiß wurde, ging er noch einmal zurück in sein Arbeitszimmer und holte aus einem Eckschrank eine neunzig mal einszwanzig große Tafel hervor, auf der er einen schwarzweißen Straßenplan des 251. Reviers befestigt hatte. Früher hatte er darauf die Stellen markiert, wo Straßenüberfälle, Einbruchsdiebstähle, Verbrechen usw. stattgefunden hatten.
    Er ging wieder in die Küche, goß sich seinen schwarzen Kaffee auf, nahm die Tasse mit und setzte sich, die Karte vor sich, an den Schreibtisch. Mit einem spitzen roten Wachsstift malte er sorgfältig zwei dicke Punkte: einen auf der East 73rd Street, wo Lombard ermordet worden war, einen auf der East 84th Street, wo man Gilbert überfallen hatte. Neben jeden Punkt schrieb er den Namen des Opfers sowie das Datum des Überfalls.
    Die beiden roten Punkte, das sah er ein, ergaben noch kein Muster. Ebensowenig konnte man von einer Welle von Verbrechen sprechen. Doch seine Erfahrung sagte ihm, daß weitere Überfälle sich auf ein begrenztes Gebiet beschränken würden, wahrscheinlich auf das Gebiet des 251. Reviers. Wahrscheinlich wohnte der Täter auch in diesem Gebiet. (Wahrscheinlich! Wahrscheinlich! Alles war wahrscheinlich!) Und da der Mörder bei Lombard soviel Glück gehabt hatte, würde er sich in seinem eigenen Wohngebiet in ziemlicher Sicherheit wiegen.
    Delaney lehnte sich zurück und starrte auf die roten Punkte. Er gab Pauley etwa drei Tage, um zu der Überzeugung zu kommen, daß zwischen den beiden Opfern keinerlei Verbindung bestand. Danach würde Pauley auf einen Psychopathen als Mörder tippen und all die Dinge in die Wege leiten, die Delaney Thorsen gegenüber angedeutet hatte.
    Darüber hinaus würde Pauley, so nahm Delaney an, in aller Stille und ohne es groß hinauszuposaunen, von etwa zehn Uhr abends bis zum Morgengrauen zehn bis zwanzig Lockvögel im 251. Revier patrouillieren lassen. In Zivil, eine Zeitung unter dem Arm, würden die Detektive schnellen Schrittes die eine Straße hinaufeilen und die Parallelstraße hinunter, dem Anschein nach Bewohner des Viertels, die es in der Dunkelheit eilig hatten, nach Hause zu kommen, de facto jedoch zu einem Überfall herausforderten. So jedenfalls würde Delaney vorgehen. Und da er Pauleys Gründlichkeit kannte, war er davon überzeugt, daß der Chief das gleiche tun würde. Möglich, daß es verfing. Möglich aber auch, daß der Täter die Falle witterte und in einen anderen Bezirk abgedrängt wurde. Aber dieses Risiko mußte man eingehen und auf sein Glück vertrauen. Man mußte etwas tun.
    Er starrte noch immer auf die roten Punkte, nippte an dem kalt gewordenen Kaffee und rechnete sich die verschiedenen Möglichkeiten aus, da klingelte das Telefon. Hastig nahm er den Hörer ab.
    „Hier Captain Edward X. Delaney."
    „Hier Thorsen. Ich spreche von einer Kneipe auf der 2nd Avenue. Als ich eintraf, hatten sie Gilbert schon ins Krankenhaus gebracht. Seine Brieftasche lag auf dem Bürgersteig neben ihm, genau wie bei Lombard. Im Augenblick ist jemand in seiner Wohnung, um festzustellen, ob etwas fehlt."
    „War das Geld drin?"
    „Dorfman sagt, ja. Ungefähr fünfzig Dollar."
    „Unberührt?"
    „Offenbar."
    „Und wie macht Dorfman sich?"
    „Sehr gut."
    „Freut mich."
    „Bloß ein bißchen nervös."
    „Verständlich. Weiß man schon etwas, ob Gilbert durchkommt oder nicht?"
    „Nein, nichts. Er ist nicht groß, etwa einsfünfundsechzig oder einssiebzig. Der Schlag kam von vorn. Das Loch sitzt ganz oben in der Schädeldecke, ungefähr zwei, drei Zentimeter über der Linie, wo normalerweise der Haaransatz wäre."
    „Wäre?"
    „Gilbert ist fast völlig kahl. Er hat einen Hut aufgehabt, und ich vermute, daß irgendwelche Hutfasern in die Wunde hineingelangt sind. Nein, Edward, das ist nichts für mich! Die Blutlache, in der er lag... Ich möchte wieder zu meinen Personalakten."
    „Kann ich verstehen. Sie wissen also auch nichts darüber, ob er ein Haar öl benutzte oder nicht?"
    „Nein, leider nicht. Ich bin kein guter Detektiv, ich geb's zu."
    „Sie haben getan, was Sie konnten. Warum gehen Sie nicht nach Hause und versuchen noch etwas zu schlafen?"
    „Sie müssen diesen Kerl fassen, Edward!"
    „Ich werde ihn fassen."
    „Sind Sie sicher?"
    „Ganz sicher."
    „Also gut, dann geh ich jetzt nach Hause und leg mich noch etwas hin."
    „Ja, tun Sie das!"
    Nachdem er aufgelegt hatte, holte Delaney seine „Liste" aus der obersten Schreibtischschublade und

Weitere Kostenlose Bücher