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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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lernte Bridge und chinesische Küche und nahm Musikunterricht. Solche Sachen."
    „Keine Kinder?"
    „Nein."
    „Wie lange waren Sie verheiratet?"
    „Ahh..." Er starrte sie an. „Mein Gott, ich weiß es gar nicht. Rund sieben Jahre. Beinahe acht. Ja, das stimmt. Fast acht Jahre."
    „Sie wollten keine Kinder?"
    „Ich nicht - nein."
    „Und sie?"
    „Doch."
    „Haben Sie sich deshalb scheiden lassen?"
    „O nein. Das hatte nichts damit zu tun. Wir haben uns scheiden lassen - nun ja, warum haben wir uns scheiden lassen? Unverträglichkeit der Charaktere, nehme ich an. Wir hatten uns einfach auseinandergelebt. Sie ging ihrer Wege und ich meiner."
    „Und was waren Ihre Wege?"
    „Sie werden aber sehr persönlich."
    „Ich weiß. Aber Sie können ja immer die Antwort verweigern."
    „Nun ja, Gilda ist eine sehr gesunde, gut angepaßte Frau, die leicht aus sich herausgeht. Sie liebt Menschen, mag Kinder, geht gern auf Parties, ins Theater und in die Kirche. Jedesmal wenn wir ins Theater oder ins Kino gingen, wo das Publikum aufgefordert wurde, mit dem Conferencier oder dem Orchester mitzusingen, tat sie das. So eine Frau ist sie eben."
    „Eine Mitsingerin mit ausgestopftem BH."
    „Und künstlichen Blumen", fügte er noch hinzu. „Einmal kaufte sie Rosen aus Seide. Ich konnte sie nicht davon abbringen, daß sie ja 'wie echt' aussähen."
    Er erhob sich, um drei weitere Kerzen auszublasen, und setzte sich dann wieder. Plötzlich kam sie herüber, hockte sich auf das Sitzkissen vor ihm und legte ihm leicht die Hand aufs Knie.
    „Was ist dann passiert?" flüsterte sie.
    „Sie haben es geahnt?" fragte er keineswegs überrascht. „Ja, es ist schon eine sonderbare Geschichte. Ich verstehe sie selbst nicht ganz."
    „Haben Sie sie den Mortons erzählt?"
    „Gott bewahre, nein. Ich habe sie noch nie jemandem erzählt."
    „Aber mir möchten Sie sie erzählen?"
    „Ja, Ihnen möchte ich sie gern erzählen. Und dann möchte ich, daß Sie mir erklären, was sie zu bedeuten hat. Also - Gilda ist eine normale, gesunde Frau, die durchaus Spaß am Sexuellen hat. Ich übrigens auch. Unser Geschlechtsleben war sehr gut - wirklich. Zumindest am Anfang. Aber wissen Sie, man wird älter, und dann findet man das nicht mehr so wichtig. Ihr ging es jedenfalls so, womit ich nichts Abwertendes sagen will. Sie war im Bett gut und begeistert bei der Sache, vielleicht ein bißchen einfallslos. Manchmal lachte sie mich aus. Jedenfalls eine normale, gesunde Frau."
    „Sie sagen immer wieder gesund, gesund, gesund."
    „Ja, das war sie auch. Ist es noch. Eine große, gesunde Frau. Kräftige Beine, mächtiger Busen, rosig schimmernde Haut. Rubens hätte seine helle Freude an ihr gehabt. Naja - vor ungefähr drei Jahren mieteten wir ein Ferienhaus an der Barnegat Bay. Sie wissen, wo das ist?"
    „Nein."
    „An der Küste von New Jersey, südlich von Bay Head. Es war wunderschön da: herrlicher Strand, weißer Sand, noch nicht zu überlaufen. Eines Nachmittags hatten wir ein paar Nachbarn zu Gast. Wir alle tranken ziemlich viel und hatten einen Heidenspaß, trugen Badeanzüge, tranken, wurden ein bißchen beschwipst, gingen dann ins Meer, um zu schwimmen und wieder etwas nüchtern zu werden und dann weiterzuessen und weiterzutrinken. Es war ein herrlicher Nachmittag. Zuletzt gingen alle nach Haus, und Gilda und ich blieben allein. Vielleicht waren wir ein bißchen betrunken, von der Sonne, dem Essen und dem Gelächter erhitzt. Jedenfalls kehrten wir in unser Cottage zurück und beschlossen, miteinander zu schlafen. Also zogen wir unser Badezeug aus - nur unsere Sonnenbrillen, die behielten wir auf."
    „Oh."
    „Ich weiß nicht, warum wir es taten, auf jeden Fall behielten wir sie auf. Vielleicht fanden wir das komisch. Zumindest liebten wir uns und trugen dabei diese dunklen, spiegelnden Gläser, so daß einer die Augen des anderen nicht sehen konnte."
    „Und das hat Ihnen Spaß gemacht?"
    „Für mich war es eine Offenbarung, eine Tür, die sich auftat. Gilda hat es vermutlich nur komisch gefunden und dann vergessen, aber das konnte ich einfach nicht. Für mich war es das sexuell Aufregendste, was ich je in meinem Leben erlebt habe. Das Ganze hatte etwas Primitives und Erschreckendes. Das läßt sich schwer erklären. Mich hat es in den Grundfesten erschüttert. Und ich wollte es wiederholen."
    „Aber sie wollte nicht?"
    „Richtig. Als wir längst wieder in New York waren und ich ihr vorschlug, Sonnenbrillen aufzusetzen im Bett, da wollte sie

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