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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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taugt nichts."
    „Das glaube ich allmählich auch", sagte Delaney.
    „Da können Sie Gift drauf nehmen!" Der Bartender nickte. Jetzt war sein Interesse geweckt, und mit gekreuzten Armen lehnte er sich über die Theke. „Das ist ein falscher Hund. Ich hab selbst 'ne Tochter. Wenn dieser Blank sich ihr nähern würde — den Schädel würd ich ihm einschlagen. Er hat übrigens schon mal Scherereien mit der Polizei gehabt."
    Delaney nahm die Visitenkarte an sich und schob den Zehndollarschein näher an den Ellbogen des Mannes heran.
    „Weswegen?" fragte er.
    „Ist mit jemand aneinandergeraten, der bei ihm im Haus wohnt. Wegen eines Hundes. Der andere brach sich den Arm, und dieser Blank wurde angezeigt, weil er den anderen tätlich angegriffen hatte. Aber irgendwie haben sie's dann wohl doch unter sich geregelt und sind nicht vor Gericht gegangen."
    „Was Sie nicht sagen! Das hör ich zum erstenmal", sagte Delaney. „Wann war denn das?"
    „Ungefähr'n halbes Jahr vor dieser Schlägerei hier im Lokal. Der Kerl ist ein Streithahn."
    „Hört sich ganz so an. Woher wissen Sie denn das - das mit der Anzeige, meine ich?"
    „Das hab ich von meinem Schwager. Er heißt Lipsky. Er ist Pförtner in dem Hochhaus, wo dieser Blank wohnt."
    „Das ist ja interessant. Meinen Sie, Ihr Schwager würde mal mit mir reden?"
    Der Bartender blickte auf den Zehndollarschein und ließ ihn unter seinem Ellbogen verschwinden. Die beiden Bauarbeiter am anderen Ende der Bar verlangten nach einem weiteren Bier; er brachte es ihnen. Dann kam er zurück.
    „Klar", sagte er. „Warum nicht. Seiner Meinung nach hat dieser Blank Dreck am Stecken."
    „Wie kann ich Ihren Schwager erreichen?"
    „Rufen Sie in der Eingangshalle an. Sie wissen, wo dieser Blank wohnt?"
    „Aber sicher. Das ist eine gute Idee. Ich werde Ihren Schwager mal anrufen. Vielleicht ist dieser Blank ein Weiberheld, schleppt vielleicht die Tochter von meinem Klienten mit zu irgendwelchen Orgien.Vielleicht ist es aber auch das Geld."
    „Alles möglich. Noch ein Drink?"
    „Nein, im Augenblick nicht. Haben Sie diesen Blank übrigens mal wiedergesehen, seit er die Schlägerei hier hatte?"
    „Gewiß doch. Das Schwein war erst vor ein paar Tagen hier. Dachte wohl, ich würd ihn nicht erkennen, aber ich behalte alle Gesichter."
    „Wie benahm er sich?"
    „Völlig ruhig. Ich hab kein Wort mit ihm geredet, hab ihm bloß seinen Drink hingestellt. Er hatte einige Weihnachtspakete dabei, kam wohl vom Einkaufen."
    Weihnachtspakete! Durchaus möglich, daß es der Abend gewesen war, an dem Albert Feinberg ermordet wurde. Aber Delaney wagte nicht, nähere Fragen zu stellen.
    „Haben Sie vielen Dank", sagte er und ließ sich vom Barhocker gleiten. Er schickte sich an, auf den Ausgang zuzugehen, doch dann blieb er stehen und kam noch einmal zurück. Der Zehndollarschein war verschwunden.
    „Ach", sagte er und schnippte mit den Fingern, „zweierlei noch... Könnten Sie Ihren Schwager anrufen und ihm sagen, daß ich mich bei ihm melde? Es ist sicher besser, wenn er vorher davon weiß. Sie können ihm ruhig sagen, worum es geht. Und natürlich sind für ihn auch ein paar Dollar drin."
    „Mach ich." Der Bartender nickte. „Ich seh ihn sowieso fast jeden Tag. Nach der Arbeit kommt er gewöhnlich auf ein Bier zu mir herein. Diese Woche hat er Nachtdienst. Vor acht heute abend können Sie ihn nicht erreichen. Aber ich ruf ihn zu Hause an."
    „Vielen Dank. Das ist sehr nett von Ihnen. Und das zweite:
    Wenn dieser Blank wieder mal auftaucht, sagen Sie ihm ruhig, daß jemand hier war und sich nach ihm erkundigt hat. Meinen Namen brauchen Sie ihm nicht zu nennen; sagen Sie nur, ein Privatdetektiv sei hier gewesen und habe rumgeschnüffelt. Geben Sie ihm ruhig eine Beschreibung von mir." Er grinste den Bartender an. „Vielleicht lehrt ihn das ein bißchen die Furcht des Herrn. Sie verstehn, was ich meine?"
    „Aber ja doch." Der Mann erwiderte das Grinsen. „Ich versteh schon."
    Der Captain kehrte nach Hause zurück. Auf dem Tisch in der Diele lag eine neue Sendung mit Berichten der „Sonderkommission Lombard", die Mary entgegengenommen hatte. In Hut und Mantel ging er in die Küche und aß im Stehen von dem Hammeleintopf, der auf dem Herd stand. Heiß war er zwar nicht mehr, aber das machte nichts.
    Er zog Hut und Mantel aus, riß eine Dose Bier auf und nahm sie sowie die Polizeiberichte mit in sein Arbeitszimmer. Er setzte die Brille auf, nahm am Schreibtisch Platz und machte sich Notizen

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