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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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lachte. „Parfüm aus irgendeinem Drugstore, der Heiligabend noch offen hat."
    Auch er lachte. Sie hatte recht.

    Er legte auf und warf einen Blick auf die Armbanduhr. Es war kurz nach neun, später als er angenommen hatte. Eilends suchte er aus seinem Stapel Visitenkarten etwas Passendes heraus: Arthur K. Arnes, Kraftfahrzeugversicherungen.
    Das Hochhaus, in dem Blank wohnte, nahm einen ganzen Straßenblock ein. Delaney kannte das Gebäude, und als er von der gegenüberliegenden Straßenseite einen Blick darauf warf, dachte er wieder, was für einen unpersönlichen Eindruck es machte. Nichts als Stahl und Glas. Es wirkte eher wie ein Krankenhaus oder ein Forschungsinstitut, aber nicht wie ein Wohnhaus, und man konnte sich vorstellen, wie horrend die Mieten hier waren.
    Wie er gehofft hatte, verließen noch immer Männer und Frauen das Haus, um zur Arbeit zu gehen. Zwei Pförtner liefen ständig die Auffahrt hinunter und winkten Taxis herbei; ein Garagenwächter brachte einen Lincoln Continental zum Eingang, sprang heraus und lief rasch wieder zur Tiefgarage hinunter, um den Wagen noch eines anderen Mieters hochzufahren.
    Entschlossen marschierte Delaney die Zufahrt entlang und stieg die kurze Treppe zur Garage hinunter. Ein hellblauer Jaguar knatterte an ihm vorüber, am Steuer der Garagen Wärter. Geduldig wartete Delaney am Eingang, bis der farbige Wärter zurückkam.
    „Guten Morgen", sagte er und reichte ihm die Visitenkarte. „Mein Name ist Arnes, von der Cross-Country-Versicherung."
    Der Wärter warf einen Blick auf die Karte. „Sie haben sich eine schlechte Zeit ausgesucht, um jemandem eine Versicherung anzudrehen, Mann."
    „Nein, nein", sagte Delaney rasch und lächelte. „Ich will nichts verkaufen. Ein Wagen, der bei uns versichert ist, war in einen Unfall mit einer Chevrolet Corvette, Baujahr einundsiebzig, verwickelt. Die Corvette fuhr davon. Der bei uns versicherte Wagen erlitt Totalschaden, der Fahrer mußte ins Krankenhaus. Da es drüben auf der 3rd Avenue passierte, dachten wir, daß die Corvette vielleicht jemanden hier aus der Gegend gehört. Deshalb klappere ich alle umliegenden Garagen ab. Reine Routinesache."

    „Eine Corvette, Baujahr einundsiebzig?"
    „Ja."
    „Was für eine Farbe?"
    „Wahrscheinlich dunkelblau oder schwarz."
    „Und wann soll das passiert sein?"
    „Vor ein paar Tagen."
    „Wir haben zwar eine Corvette. Gehört Mr. Blank. Aber der kann es nicht gewesen sein. Er hat seinen Wagen seit Wochen nicht mehr draußen gehabt."
    „Die Polizei fand Glas am Unfallort und Stückchen von Glasfaser, die von der vorderen Stoßstange stammen müssen."
    „Nein, Mr. Blanks Corvette kann es nicht gewesen sein. Da ist kein Kratzer dran."
    „Darf ich sie mir mal ansehen?"
    „Bitte, nur zu." Der Mann zuckte mit den Schultern. „Da drüben, hinter dem weißen Cadillac."
    „Vielen Dank."
    Langsam ging Delaney zu der schwarzen Corvette hinüber. Die Autonummer war die von Blank.
    Die Tür war nicht verschlossen. Er machte sie auf; es roch leicht muffig, als ob die Fenster seit langem nicht geöffnet worden seien. Ein Eiskratzer für die Windschutzscheibe, ein Anti-Beschlag-Sprühmittel, ein schmutziger Lappen und ein paar abgetragene Autohandschuhe lagen herum. Zwischen den beiden Sitzen war eine abgegriffene Tankstellenkarte festgeklemmt. Delaney klappte sie soweit auseinander, bis er erkannte, daß es sich um eine Autokarte des Staates New York handelte. Eine Route war schwarz mit Bleistift eingezeichnet: von der East 83rd Street quer durch die Stadt, dann den West Side Highway bis zur George Washington-Brücke hinaus, nach New Jersey hinüber, durch Mahwah hindurch wieder zurück auf New Yorker Gebiet und von dort aus in nördlicher Richtung bis in die Catskill Mountains, zu einem Ort namens Chilton. Er faltete die Karte wieder zusammen und steckte sie zurück.
    Behutsam machte er den Wagenschlag zu und ging hinaus. Unterwegs traf er den Garagenwärter.
    „Nein, dieser Wagen war es bestimmt nicht", sagte er und lächelte.
    „Hab ich Ihnen ja gesagt."
    Delaney überlegte, ob der Garagen Wärter Blank gegenüber etwas von seinem Besuch erwähnen würde; er glaubte ja und malte sich aus, wie Blank wohl darauf reagieren würde. Wenn er derjenige war, den er, Delaney, suchte, konnte es sein, daß er nachdenklich wurde. Gar nicht so schlecht, fand Delaney; aber soweit war es noch nicht... noch nicht.
    Wieder in seinem Arbeitszimmer, sah er im Atlas unter Chilton nach. Dort stand nichts

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