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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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gefunden, Ihren Daniel G. Blank."
    „Großer Gott!" rief Delaney aufgeregt. „Wo?"
    Handry lachte. „Unsere Wirtschaftsredaktion hat einen Ordner 'Leitende Angestellte'. Die Kollegen bekommen jedes Jahr tonnenweise Pressenotizen und Public Relations-Berichte, mit Foto gewöhnlich. Meine Kollegen nennen das den 'Angeber-Ordner'. Und wenn Sie die Fotos sehen, dann wissen Sie auch, warum. Wir drucken nur etwa jede zehnte Notiz dieser Art ab, je nachdem, wie bedeutend die Firma ist. Auf jeden Fall hab ich Ihren Vogel dort gefunden, mit Foto und mehreren Zeilen biographischer Angaben."
    „Wo arbeitet er denn?"
    „O nein! So einfach ist das nun doch nicht", sagte Handry. „Ich laß jetzt alles fotokopieren, und wenn Sie mir sagen, warum Sie sich so sehr für Mr. Blank interessieren, bringe ich Ihnen die Unterlagen heute abend vorbei. Hat es etwas mit dem Fall Lombard zu tun?"
    Delaney zögerte. „Ja", sagte er schließlich.
    „Verdächtigen Sie Blank?"
    „Vielleicht."
    „Wenn ich Ihnen die Unterlagen heute abend vorbeibringe, werden Sie mir dann davon erzählen?"
    „Da gibt's nicht viel zu erzählen."
    „Das überlassen Sie mir. Abgemacht?"
    „Na schön. Zwischen acht und neun."
    „Ich werde da sein."
    Delaney legte auf. Innerlich jubelte er. Eine Pressenotiz und ein Bild! Aus Erfahrung wußte er, wie sich ein schwieriger Fall im allgemeinen abspielt. Zu Anfang lief er langsam an und war völlig undurchsichtig. In der mittleren Phase kam dann Schwung in die Sache, eines fügte sich zum anderen, Steinchen paßten ins Mosaik. Die Endphase war kurz und rollte gewöhnlich rasch ab, nicht seiten gewalttätig. Seiner Meinung nach mußte er jetzt etwa in der Mitte der Mittelphase sein, wo Tempo in die Sache kam und Einzelteile zusammenpaßten. Es war reine Glückssache, nichts als reine Glückssache!

    Zum Papagei war nicht besser und nicht schlechter als andere ältere Kneipen auf der 3rd Avenue, in denen man auch essen konnte. Mit dem Aufkommen der eleganten Hochhäuser gab es von Jahr zu Jahr weniger Kneipen dieser Art. Das Lokal war fast leer. Zwei Männer mit Schutzhelmen auf dem Kopf saßen an der Bar, jeder vor sich ein Bier. An einem der Tische im Hintergrund saß Hand in Hand ein junges Pärchen bei einer Flasche billigen Weins. Um diese Tageszeit war nur ein Kellner da sowie der Bartender.
    Delaney ließ sich in der Nähe des Eingangs an der Bar nieder und bestellte einen Whisky und Wasser. Als der Bartender ihm einschenkte, legte der Captain einen Zehndollarschein auf die Theke.
    „Haben Sie einen Moment Zeit für mich?" fragte er.
    Der Mann sah ihn an. „Wofür?"
    „Ein oder zwei Informationen."
    „Wer sind Sie?"
    Delaney schob ihm die Visitenkarte der Auskunftei Ward M. Miller hin. Der Mann warf einen Blick darauf und reichte ihm die Karte wieder zurück.
    „Ich weiß nichts", sagte er.
    „Natürlich wissen Sie was." Der Captain setzte ein gewinnendes Lächeln auf und legte die Karte oben auf den Zehndollarschein. „Es handelt sich um eine auch der Polizei bekannte Schlägerei im letzten Jahr. Ein Kerl hat einem Schwulen das Gedärm aus dem Leib getreten. Hatten Sie an dem Abend Dienst?"
    „Ich hab jede Nacht Dienst. Der Laden hier gehört mir. Zum Teil jedenfalls."
    „Erinnern Sie sich an die Schlägerei?"
    „Ich erinnere mich. Woher wissen Sie davon?"
    „Ich hab einen Freund bei der Polizei. Der hat mir davon erzählt."
    „Und was hab ich damit zu tun?"
    „Nichts. Ich weiß nicht einmal, wie Sie heißen, und will es auch gar nicht wissen. Ich interessiere mich für den Burschen, der dem anderen die Kinnlade gebrochen hat."

    „Dieses Schwein!" sagte der Bartender aufgebracht. „Den Kerl hätte man einsperren sollen. Der war völlig wahnsinnig!"
    „Hat den Schwulen getreten, als der schon am Boden lag?"
    „Ja. In die Eier. Zu dritt mußten wir ihn wegziehen. Er war wie rasend. Hätte den Mann glatt umgebracht. Wieso interessieren Sie sich für ihn?"
    „Ich muß ein paar Dinge nachprüfen. Der Mann heißt Daniel Blank und ist etwa fünf- oder sechsunddreißig. Geschieden. Er ist hinter einer jungen Puppe her, gerade neunzehn und noch auf dem College. Er will sie heiraten. Der Vater der Kleinen ist stinkreich. Er traut diesem Blank nicht. Der Alte will, daß ich ihn ein bißchen unter die Lupe nehme, vielleicht, daß ich was herausfinde."
    „Der Alte sollte lieber seiner Tochter die Hosen strammziehen oder sie ins Ausland schaffen, als daß er sie diesen Blank heiraten läßt. Der Kerl

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