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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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dringend brauchte, könnten Sie mich mal!"
    „Schulden?"
    „Ja", sagte Lipsky verwundert. „Woher wissen Sie?"
    „Habe ich mir gedacht." Delaney zuckte mit den Schultern. Unter dem Tisch reichte er dem Pförtner einen Zwanzigdollarschein. „Um halb drei bin ich bei Ihnen. Welche Wohnungsnummer hat er?"
    „Einundzwanzig-H. Steht auch auf dem Anhänger am Schlüsselbund."
    „Gut! Machen Sie sich keine Sorgen. Sie werden sehen, das läuft ganz glatt."
    „Lieber Gott, hoffentlich!"
    Der Captain blickte ihn aus schmalen Augen an.
    „Sie haben was gegen den Mann, stimmt's?"
    Diese Feststellung löste bei Lipsky eine Sturzflut von Flüchen und wüsten Beschimpfungen aus. Ernst, ohne zu lächeln, hörte Delaney eine Weile zu, dann gebot er Einhalt.
    „Nur noch eins", sagte er zu Lipsky. „Irgendwann, in ein paar Tagen oder in einer Woche können Sie Blank gegenüber ruhig beiläufig erwähnen, ich sei dagewesen und hätte Sie nach ihm ausgefragt. Sie können mich beschreiben - bloß meinen Namen dürfen Sie nicht nennen; sagen Sie, Sie hätten ihn vergessen. Berichten Sie ihm, ich hätte sehr persönliche Fragen gestellt, doch damit wäre ich bei Ihnen an den Richtigen gekommen; Sie hätten mich ganz schön abblitzen lassen. Haben Sie das verstanden?"
    „Gewiß doch", sagte Lipsky. Er wußte nicht, was er davon halten sollte. „Aber wozu?"
    „Das weiß ich selbst nicht", sagte Captain Delaney. „Vielleicht, damit er etwas zu knacken hat."
    Zusammen verließen Sie die Imbißstube. Die Straßen waren bereits leicht belebt mit Leuten, die früh zur Arbeit mußten. Die Luft war kalt und schneidend. Im Osten war der Himmel ganz hell; es versprach, ein klarer Tag zu werden. Langsam ging Captain Delaney nach Hause und kämpfte gegen den Dezemberwind an.
    Der Plan, sich in Blanks Wohnung umzusehen, war die Eingebung eines Augenblicks gewesen. Er hatte mit dem Gedanken nicht einmal gespielt. Aber Lipsky hatte Blanks Vorliebe für den Bergsport erwähnt; von da war es nur ein Schritt zu dem Eispickel. Diesem verdammten Eispickel! Bis jetzt hatte er Blank durch nichts mit dem Kauf oder dem Besitz eines Eispickels in Verbindung bringen können. Er wollte es genau wissen.
    Als er Lipsky gesagt hatte, er würde nicht länger als eine Stunde für die Durchsuchung des Apartments benötigen, hatte er nicht geschwindelt. Mein Gott, in dieser Zeit würde er selbst in der riesigen Grand Central Station einen Eispickel aufstöbern. Und warum sollte Blank ihn verstecken. Niemand verdächtigte ihn. Er besaß einen Rucksack, Felshaken, Steigeisen und einen Eispickel. Was war natürlicher als das. Schließlich war er Bergsteiger.
    Er vervollständigte seinen Bericht und stellte befriedigt fest, daß Daniel G. Blanks Aktendeckel anschwoll und - was noch wichtiger war - daß er, Delaney, anfing, sich in diesen Mann hineinzuversetzen. Tony, ein zwölfjähriger Junge, so hübsch, daß er ein Mädchen hätte sein können. Eine dünne schwarzhaarige Frau ohne Busen. Freunde, die eine Sex-Boutique besaßen. Das alles war schon recht vielsagend. Aber wenn es in der Wohnung keinen Eispickel gab, alles nur Rauch war? Was dann? Er würde von vorn anfangen - bei jemand anders, auf eine andere Weise. Er war darauf gefaßt.
    Bis Mary kam, arbeitete er an seinem Bericht. Sie machte ihm Kaffee und Frühstück. Dann ging er ins Wohnzimmer, zog die Rollos hoch und legte sich auf die Couch. Er nahm sich vor, höchstens eine Stunde zu schlafen. Doch als er erwachte, war es fast halb zwölf, und er war wütend, soviel kostbare Zeit vertan zu haben.
    Er rief Monica Gilbert an.
    „Monica, ich gehe jetzt zu meiner Frau ins Krankenhaus. Und ich wollte Sie fragen, ob... ob Sie wohl Zeit hätten... ob Sie Lust hätten, mitzukommen."
    „Aber ja, gern. Wann?"
    „Sagen wir in einer Viertelstunde. Ist das zu früh? Möchten Sie vorher Mittag essen?"
    „Nein, vielen Dank. Ich habe einen Salat gegessen, das reicht. Mehr esse ich sowieso nicht."
    „Nanu? Abmagerungskur?" Er lachte. „Das haben Sie doch nicht nötig."
    „Doch, doch. Ich habe viel zuviel gegessen, seit - seit Bernie tot ist. All die Aufregungen... Ach, übrigens..."
    „Ja?"
    „Sie sagten, Sie würden mich wegen diesem Daniel Blank anrufen. Aber das haben Sie nicht getan, Edward. Ist was?"
    „Ich glaube, ja. Aber ich möchte auch mit meiner Frau darüber sprechen. Sie besitzt Menschenkenntnis. Ich erzähle es Ihnen beiden. Einverstanden?"
    „Selbstverständlich."
    „Dann bis gleich."
    Er rief

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