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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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„Hat Ihr Schwager Ihnen gesagt, worum es geht?"
    „Ja." Lipsky nickte und trank einen Schluck Kaffee.
    „Daß dieser Blank scharf auf eine junge Schnalle ist und ihr Vater das unterbinden will. Stimmt's?"
    „Ja, so ungefähr. Was können Sie mir über Blank sagen?"
    Lipsky schob die Kuchenkrümmel auf dem Teller zusammen. „Ich dachte, Sie haben 'n Spesenkonto."
    Delaney sah zu den anderen Gästen hinüber. Niemand beobachtete sie. Er nahm seine Brieftasche aus der Gesäßtasche und klappte sie so auf, daß Lipsky hineinsehen konnte. Mit hungrigen Augen schätzte der andere ab, wieviel wohl insgesamt darin sein mochte. Der Captain holte einen Zehner heraus und hielt ihn Lipsky unter dem Tisch hin. Der Mann schnappte augenblicklich danach.
    „Soll das alles sein?" brummte er. „Ich geh schließlich 'n verdammt großes Risiko ein."
    „Kommt drauf an", sagte Delaney. „Wie lange wohnt Mr. Blank schon dort?"
    „Weiß ich nicht genau. Ich bin jetzt vier Jahre da, und als ich anfing, wohnte er schon im Haus."
    „Damals war er verheiratet, nicht wahr?"
    „Ja. Mit 'ner tollen Blondine. War alles dran an der. Dann wurde er geschieden."
    „Wissen Sie, wo seine frühere Frau lebt?"
    „Nein."
    „Gibt es eine neue Frau? Eine feste Freundin, die ihn besucht?"
    „Hm. Wie sieht die Puppe aus, wo der Vater nicht will, daß sie mit ihm geht?"
    „Fast neunzehn", sagte Delaney schnell. „Langes blondes Haar. Blaue Augen. Pfirsichhaut. Große Titten."
    „Heuheu", sagte der Pförtner und leckte sich die Lippen. „Nie gesehen."
    „Sonst jemand? Sonst eine Frau?"
    „Ja, 'ne reiche Schickse. Nerzmantel bis auf'n Boden. Mitte Dreißig, denk ich. Flach wie'n Plättbrett. Schwarzes Haar. Weißes Gesicht. Kein Make-up, nichts. Komische Person."
    „Wissen Sie, wie sie heißt?"
    „Keine Ahnung. Kommt mit 'm Taxi, und wenn sie geht, nimmt sie wieder eins."
    „Bleibt sie über Nacht?"
    „Klar. Manchmal. Was glauben Sie denn?"
    „Sehr interessant."
    „Ja? Wie interessant?"
    „Das wissen Sie selbst", sagte Delaney kalt. „Nun mal nicht zu gierig, ja? Sonst noch jemand?"
    „Keine Frauen. Aber 'n Junge."
    „Ein Junge?"
    „Ja, von elf oder zwölf, so um den Dreh. Hübsch wie'n Mädchen. Ich hörte mal, wie Blank ihn Tony nannte."
    „Bleibt dieser Tony auch über Nacht?"
    „Hab ich selbst nicht beobachtet. Aber einer von meinen Kumpeln sagt, ja. Ein- oder zweimal."
    „Hat dieser Blank irgendwelche engen Freunde? Im Haus, meine ich?"
    „Die Mortons."
    „Eine Familie?"
    „Ehepaar. Keine Kinder. Sie wollen aber verdammt viel für einen lumpigen Zehner wissen, Mister."
    Seufzend griff Delaney wieder nach seiner Brieftasche. Doch als er aufblickte, sah er, wie draußen ein Streifenwagen hielt, und so zögerte er. Ein Polizist in Uniform stieg aus und betrat das Lokal. Fast alle Gäste waren inzwischen gegangen, nur zwei Nutten saßen noch da und tranken ihren Kaffee. Der Polizist sah zu ihnen hinüber, dann fiel sein Blick auf Delaney.
    Er erkannte den Captain, und Delaney erkannte ihn. Handrette. Ein guter Mann. Vielleicht ein bißchen zu rasch mit dem Schlagstock bei der Hand, aber sonst ein guter, mutiger Polizist. Und schlau genug, einen Vorgesetzten in Zivil nicht anzureden, es sei denn, er würde zuerst angesprochen.

    Delaney gab Lipsky noch einen Zehner. „Wer sind diese Mortons?" fragte er.
    „Stinkreich. Wohnen im Penthouse ganz oben. Haben auf der Madison Avenue einen Laden mit lauter Sex-Kram."
    „Sex-Kram?"
    „Ja", sagte Lipsky. Sein Blick hatte etwas Lüsternes. „Kerzen, die aussehn wie'n Schwanz. So 'n Zeug eben."
    Delaney nickte. Wahrscheinlich die „Erotica". Als er Leiter des 251. Reviers gewesen war, hatte er die Möglichkeiten erkundet, den Laden für immer schließen zu lassen. Aber die Rechtsabteilung hatte abgewinkt; damit werde er vor Gericht nie durchkommen.
    „Hat dieser Blank irgendwelche Hobbies?" fragte er Lipsky leichthin. „Ist er Baseball- oder Football-Fan? Irgend so was?"
    „Bergsteigen", sagte Lipsky. „Er klettert gern auf Berge."
    „Klettert gern auf Berge?" sagte Delaney, ohne seinen Ausdruck zu verändern. „Der muß ja verrückt sein."
    „Ja. Im Frühjahr und im Herbst ist er übers Wochenende immer weg. Dann packt er immer all das Zeugs in seinen Wagen."
    „Zeugs? Was für Zeugs?"
    „Ach, Sie wissen schon: Rucksack, Schlafsack, ein Seil, und diese Dinger, die man an die Stiefel schnallt, damit man nicht abrutscht."
    „Ach so", sagte Delaney. „Jetzt verstehe ich,

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