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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Barbara an und sagte ihr, er bringe Monica Gilbert, die Witwe des zweiten Opfers, mit, damit sie sie kennenlerne. Barbara sagte, ja gern, sie freue sich.
    Eine Katastrophe, wie er befürchtet hatte, war es nicht, aber so wunderbar, wie er es sich vorgestellt hatte, ging es nun auch wieder nicht. Beide Frauen gaben sich herzlich, waren aber auf der Hut und reserviert. Monica hatte Barbara ein Veilchen mitgebracht -kein gekauftes, sondern ein Selbstgezogenes. Das half. Barbara drückte ihr leise ihr Mitgefühl über den Tod ihres Mannes aus.
    Dann sprachen sie über ihre Kinder, zeigten sich gegenseitig Fotos und lächelten. Allmählich wurden ihre Stimmen lauter; von Krankenzimmergeflüster konnte keine Rede mehr sein. Sie lachten häufiger. Barbara legte Monica die Hand auf den Arm. Da wußte er, daß alles gutgehen würde, und in diesem Augenblick liebte er sie beide.
    Fast eine ganze Stunde war vergangen, bis Barbara schließlich die Hand nach ihm ausstreckte. Er trat an ihr Bett und lächelte sie beide an.
    „Und Daniel Blank?" fragte Barbara.
    Er berichtete über seine Gespräche mit dem Bartender, mit Handry und Lipsky. Er erzählte ihnen alles - bis auf seinen Plan, in zwei Stunden Blanks Wohnung zu betreten.
    „Edward, die Sache nimmt Gestalt an." Barbara nickte anerkennend. Wie gewöhnlich kam sie gleich auf den springenden Punkt. „Immerhin weißt du jetzt, daß er Bergsteiger ist. Und als nächstes mußt du herausfinden, ob er einen Eispickel besitzt, stimmt's?"
    Delaney nickte. Es würde ihr nie in den Sinn kommen, ihn zu fragen, wie er das anzustellen gedenke.
    „Können Sie ihn nicht sofort verhaften?" wollte Monica Gilbert wissen. „Wegen Tatverdacht oder so?"
    Der Captain schüttelte den Kopf. „Damit würden wir nie durchkommen", sagte er geduldig. „Wir haben ja überhaupt keine Beweise. Nicht den geringsten! Noch ehe die Zellentür hinter ihm ins Schloß gefallen ist, wäre er schon wieder auf freiem Fuß."
    „Ja, aber was kann man denn tun? Darauf warten, daß er noch jemanden umbringt?"
    „Ach..." Er beließ es im Ungefähren. „Es gibt schon Möglichkeiten. Man muß nur unumstößlich seine Schuld beweisen. Bis jetzt verdächtige ich ihn nur, nichts weiter. Aber sobald ich meiner Sache sicher bin — nun ja, im Moment bin ich mir noch nicht sicher, was ich tun werde. Irgendwas."
    „Davon bin ich überzeugt." Barbara lächelte und nahm Monicas Hand. „Mein Mann ist sehr hartnäckig. Bei ihm muß alles seine Ordnung haben. Unbewiesenes kann er nicht ausstehen."
    Alle lachten. Delaney warf einen Blick auf die Uhr und sah, daß er sich auf den Weg machen mußte. Monica Gilbert wollte noch nicht mitkommen, sondern noch ein bißchen bleiben. Delaney sah Barbara an, daß sie sich darüber freute. Er küßte sie auf die Wange, nickte beiden zu und verließ das Zimmer.

    Selbstverständlich hatte er nie daran gedacht, einen Fotoapparat mit in Blanks Wohnung zu nehmen. Was sollte das Bild eines Eispickels schon beweisen. Was er jedoch mitnahm, war ein Satz Dietriche aus feinem Schwedenstahl, die in einem Wildlederbeutel steckten, sowie eine besonders feine Flachzange. Und außerdem nahm er ein Paar dünne schwarze Seidenhandschuhe mit - seine „Beerdigungsunternehmer-Handschuhe", wie Barbara sie nannte.
    Punkt halb drei ging Captain Delaney mit energischen Schritten die Auffahrt hinauf und stieß die große Eingangstür auf. Lipsky sah ihn sofort. Er war bleich im Gesicht, Angstschweiß glänzte auf seiner Stirn. Seine Hand fuhr in die linke Jackentasche. Trottel! dachte Delaney traurig. Sie hatten doch abgemacht, daß er ihm die Schlüssel bei einer ganz normalen Begrüßung übergeben sollte. Nun, daran ließ sich jetzt nichts ändern...
    Er trat auf ihn zu, lächelte und bot ihm die rechte Hand dar. Lipsky packte sie mit seiner schweißnassen Rechten. Als er merkte, daß er die Schlüssel in der linken Faust hielt, ließ er Delaneys Hand los. Dann gab er ihm die Schlüssel, die er ums Haar auch noch hätte fallen lassen. Delaney ließ sie in seine Manteltasche gleiten und sagte leise: „Wenn's Schwierigkeiten gibt, drücken Sie dreimal auf den Summer der Sprechanlage."
    Lipsky wurde womöglich noch bleicher. Über diese Maßnahme hatte Delaney in der Imbißstube bewußt nicht gesprochen, weil dann unter Umständen die ganze Sache gescheitert wäre.
    Mit federnden Schritten ging er zu den Aufzügen und drückte auf den „Aufwärts"-Knopf. Glücklicherweise war der Aufzug, der einen

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