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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Handschriftenanalyse - vom Standpunkt des Graphologen aus, selbstverständlich. Es klingt faszinierend."
    „O ja", sagte der Vogel-Mann, „das ist es."
    Später ging Delaney ins Wohnzimmer hinüber und sah sich die Karten mit dem Tagesablauf an. Danny-Boy war um 14 Uhr 03 ins Weiße Haus zurückgekeht. Um 17 Uhr 28 hatte er die Prinzessin im Schloß angerufen und unvermittelt aufgelegt, nachdem er nur wenige Worte mit ihr gewechselt hatte. Um 17 Uhr 47 war er mit dem Taxi ins Schloß gefahren, wo er sich, wie Bulldogge drei meldete, zur Stunde aufhielt.
    Delaney ging zum Telefontisch hinüber.
    „Haben Sie das Telefongespräch mitgeschnitten, das Danny-Boy um 17 Uhr 28 mit dem Schloß geführt hat?"

    „Jawohl, Sir. Soll ich es ablaufen lassen?"
    „Bitte."
    Er hörte Daniel Blank mit dem lispelnden Valenter sprechen, hörte das Knacken, Zischen und das Echo, das sie in die angezapfte Leitung eingaben. Er lächelte, als Blank mitten im Gespräch auflegte.
    „Könnte nicht besser sein!" sagte Delaney, ohne sich an jemand Bestimmten zu wenden.
    Er hatte den Besuch bei Monica Gilbert mit der üblichen Genauigkeit im Detail vorausgeplant, wozu sogar gehörte, daß er den Mantel anbehalten wollte. Dann würde sie glauben, daß er wirklich nur einen Augenblick bleiben konnte.
    Doch als er um sieben klingelte, waren die Kinder zwar schon im Nachthemd, aber noch wach, und er mußte sich ihre Weihnachtsgeschenke ansehen und eine Tasse Kaffee mit ihrer Mutter trinken. Es herrschte eine entspannte, herzliche und häusliche Atmosphäre - so völlig ungeeignet für seine Zwecke. Er war froh, als Monica die Kinder ins Bett brachte.
    Delaney ging ins Wohnzimmer, setzte sich auf die Couch und holte ein Blatt Papier hervor, das er vorbereitet hatte.
    Sie kam herein und sah ihn ängstlich an.
    „Was ist denn, Edward? Sie machen einen so... ja, so verkrampften Eindruck."
    „Der Mörder ist Daniel Blank. Darüber gibt es keinen Zweifel. Er hat Ihren Mann umgebracht, Lombard und Kope und Feinberg. Er ist ein Psychopath, ein Verrückter."
    „Und wann werden Sie ihn verhaften?"
    „Ich kann ihn nicht festnehmen. Wir haben keine Beweise, mit denen ich vor Gericht gehen kann. Er würde eine Stunde nach seiner Festnahme als freier Mann wieder fortgehen."
    „Das kann ich nicht glauben."
    „Es ist aber so. Wir beobachten ihn, jede Minute, und vielleicht gelingt es uns, einen weiteren Mord zu verhindern oder ihn auf frischer Tat zu ertappen. Aber das Risiko einer Festnahme kann ich nicht eingehen."
    Und dann erklärte er ihr, was er getan hatte, um Daniel Blank zu zermalmen. Als er ihr von seinem Anruf am Heiligabend, wo er sich als Frank Lombard ausgegeben hatte, erzählte, wurde ihr Gesicht weiß.
    „Edward, das können Sie doch unmöglich getan haben!" sagte sie atemlos.
    „Doch. Ich hab's getan! Und es hat gewirkt. Der Mann bricht auseinander. Ich weiß, daß er es tut. In ein paar Tagen wird er, wenn ich den Druck weiter aufrechterhalte, völlig auseinanderbrechen. Und jetzt hören Sie mir bitte gut zu: Ich möchte, daß Sie folgendes tun!"
    Er reichte ihr den Zettel mit dem Dialog, den er aufgeschrieben hatte. „Ich möchte, daß Sie ihn anrufen, jetzt, ihm sagen, wer Sie sind und ihn fragen, warum er Ihren Mann getötet hat."
    Entsetzt sah sie ihn an. „Edward", brachte sie mit Mühe hervor, „das kann ich nicht."
    „Aber natürlich können Sie das", drängte er sie behutsam. „Es sind doch nur ein paar Worte. Ich habe alles für Sie aufgeschrieben. Sie brauchen nichts weiter zu tun, als ihm die Worte vorzulesen. Ich werde danebensitzen, wenn Sie es tun. Ich werde Ihre Hand halten, wenn Sie möchten. Es dauert höchstens eine Minute, dann ist alles vorbei. Tun Sie es!"
    „Ich kann es nicht! Ich kann es einfach nicht!" Sie wandte den Kopf ab und barg das Gesicht in den Händen. „Bitte, verlangen Sie das nicht von mir", sagte sie mit erstickter Stimme. „Bitte, bitte nicht!"

    „Er hat Ihren Mann ermordet", sagte er unbewegt.
    „Aber selbst wenn..."
    „Und drei andere Unschuldige, die er nicht kannte. Hat ihnen mit einem Eispickel den Schädel eingeschlagen und sie auf dem Bürgersteig liegenlassen..."
    „Edward, bitte!"
    „Sie wollten doch Rache, oder irre ich? 'Rache', haben Sie gesagt, 'ich würde alles tun, um Ihnen zu helfen', haben Sie gesagt. 'Tippen, Botengänge übernehmen, Kaffee kochen.' Das haben Sie gesagt. Ein paar Worte - mehr brauchen Sie nicht zu sagen, ein paar Worte zu dem Mann, der Ihren Mann

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