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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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erschlagen hat."
    „Er wird mich umbringen! Er wird den Kindern etwas antun!"
    „Nein. Frauen und Kindern tut er nichts. Aber zur Sicherheit lasse ich Sie von jetzt an bewachen. Er kann nicht an Sie herankommen, selbst wenn er wollte. Aber er will nicht. Monica, werden Sie es tun?"
    „Warum ich? Warum ausgerechnet ich? Kann nicht eine Polizistin..."
    „Ihn anrufen und behaupten, sie wäre Mrs. Gilbert? Dadurch würde die Gefahr, falls eine bestünde, auch nicht geringer. Und ich möchte nicht, daß noch mehr Leute innerhalb der Polizei eingeweiht werden."
    Die Fingerknöchel zwischen den Zähnen, schüttelte sie den Kopf. Ihre Augen waren feucht.
    „Alles, bloß das nicht", sagte sie mit schwacher Stimme. „Ich kann es nicht, ich kann es einfach nicht!"
    Er stand auf, blickte auf sie herunter, das Gesicht zu einem häßlichen Grinsen verzerrt.
    „Alles den Bullen überlassen, was?" sagte er mit einer Stimme, die er kaum als seine eigene wiedererkannte. „Es einfach den Bullen überlassen! Die werden die Scheiße der Welt schon wegmachen, die Kotze, das Blut. Sich bloß nicht selbst die Hände dreckig machen?! Wozu sind die Bullen denn da? Alles schön und gut, solange man nicht weiß, was die tun."
    „Edward, es ist grausam. Sehen Sie das denn nicht? Was Sie tun, ist ja schlimmer als das, was er getan hat! Er hat gemordet, weil er krank ist und sich nicht zu helfen weiß. Aber Sie, Sie bringen ihn langsam und mit voller Absicht um, wissen ganz genau, was Sie tun, haben alles geplant, alles..."
    Plötzlich saß er neben ihr, hatte den Arm um ihre Schulter gelegt und flüsterte in ihr Ohr.
    „Ihr Mann war Jude, und Sie sind auch Jüdin, nicht wahr? Und Feinberg, der letzte, den er kaltgemacht hat, war auch Jude. Vier Opfer; zwei davon Juden. Fünfzig Prozent. Und Sie wollen, daß dieser Kerl frei rumläuft und noch mehr von Ihrem Volk umbringt? Sie wollen..."
    Sie riß sich von ihm los, fuhr herum und versetzte ihm eine Ohrfeige.
    „Sie Schuft!" rief sie. „Sie sind der verachtenswerteste Mensch, den ich je getroffen habe."
    Plötzlich stand er, ragte bedrohlich neben ihr auf.
    „O ja", sagte er und schmeckte die Galle, die in ihm hochkam. „Verachtenswert. O ja. Aber Blank, das ist ein armer kranker Teufel - stimmt's? Hat Ihrem Mann zwar den Schädel eingeschlagen, aber jetzt sind wir in der 'Seid nett zu Blank-Woche'. Hab ich recht? Ich will Ihnen mal was sagen... ich will Ihnen mal..." Er geriet ins Stottern, so erregt war er. „Er ist ein toter Mann. Verstehen Sie denn das nicht? Daniel G. Blank ist ein toter Mann. In diesem Augenblick. Sie bilden sich ein... Sie bilden sich ein, ich ließe ihn davonkommen, bloß weil das Gesetz... Sie bilden sich ein, ich zuckte resigniert mit den Schultern, würde mich einfach umdrehen und aufgeben? Ich sage Ihnen, er ist tot! Er hat nicht die geringste Möglichkeit, mir zu entkommen. Und wenn ich ihn mitten auf der 5th Avenue mit meinem Dienstrevolver niederknallen müßte - ich würde es tun. Ja, ich würde es tun! Und stehenbleiben und warten, bis sie mich holen. Das macht nichts. Der Mann ist tot! Das müssen Sie begreifen. Wenn Sie mir nicht helfen wollen, muß ich mir etwas anderes ausdenken. Wie immer Sie sich verhalten, es spielt keine Rolle. Es gibt ihn nicht mehr. Er ist ein toter Mann!"
    Er zitterte vor Erregung und rang nach Atem.
    Furchtsam blickte sie zu ihm auf. „Was soll ich sagen?" fragte sie leise.
    Er setzte sich neben sie auf die Couch, griff nach ihrer Hand und hielt das Ohr dicht an den Hörer in ihrer anderen Hand, um das Gespräch mitzuhören. Der Zettel, auf dem er ihr aufgeschrieben hatte, was sie sagen sollte, lag auf ihrem Schoß.
    Blanks Apparat klingelte siebenmal, ehe er abnahm.
    „Hallo?" sagte er, offensichtlich auf der Hut.
    „Daniel Blank?" las Monica vor. Ihre Stimme zitterte ein wenig.
    „Ja. Wer spricht dort?"
    „Mein Name ist Monica Gilbert. Ich bin die Witwe von Bernard Gilbert. Mr. Blank, warum haben Sie meinen Mann umgebracht? Meine Kinder und ich möchten..."
    Doch ein wilder Aufschrei schnitt ihr das Wort ab, ein Schrei, so gehetzt und verzweifelt, daß sie beide erschraken. Er dröhnte schmerzhaft in ihren Ohren, drang ihnen ins Herz und ließ ihre Seelen erzittern. Sie hörten das dumpfe Aufschlagen des Telefonhörers, dann ein Klirren.
    Delaney nahm Monica den Hörer aus der zitternden Hand und legte behutsam auf. Er stand auf, knöpfte sich den Mantel zu und griff nach seinem Hut.
    „Gut", sagte er sanft,

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