Die erste Todsuende
und gestrafftem Oberkörper marschierte er auf sie zu. Sein Gesicht war völlig ausdruckslos, als er vor ihnen stehenblieb. Er nickte Chief Forrest kurz zu und starrte dann Delaney an.
„Wer sind Sie?" fragte er barsch.
Der Captain sah ihn einen Moment an und reichte ihm seinen Ausweis.
„Captain Edward X. Delaney, Polizei New York City. Und wer sind Sie?"
„Captain Bertram Sneed, von der State Police, New York."
„Woher soll ich das wissen? Wo ist Ihr Ausweis?"
Sneed schnappte nach Luft, doch er sagte keinen Ton. Er machte einen Knopf seiner Uniformjacke auf und zog seinen Ausweis hervor und gab ihn Delaney.
Während sie gegenseitig ihre Ausweise ansahen, spürte Delaney, daß die Männer - seine und die Sneeds - einen Kreis um sie bildeten. Sie schienen zu ahnen, daß hier ein Machtkampf ausgetragen werden sollte, und den wollten sie sich auf keinen Fall entgehen lassen.
Sneed und Delaney nahmen ihre Ausweise wieder in Empfang.
„Captain", sagte Sneed grob, „das hier ist eine Frage der Jurisdiktion."
„So, finden Sie?" sagte Delaney.
„Ja. Der Park ist Staatsbesitz und fällt unter die Zuständigkeit der Polizei des Staates New York. Sie operieren außerhalb Ihres Territoriums."
Captain Delaney steckte seinen Ausweis weg, zog seine Uniformjacke straff und rückte die Mütze gerade.
„Sie haben recht." Er lächelte freundlich. „Ich werd mit meinen Leuten abziehen. War nett, Sie kennenzulernen, Captain. Auf Wiedersehen, Chief."
Er wandte sich zum Gehen, doch da sagte Sneed: „He, Moment noch. Worum geht's denn hier?"
„Wieso?" fragte Delaney mit gespielter Arglosigkeit. „Sie sagten es doch bereits: um eine Frage der Jurisdiktion."
„Nein, nein, ich meine, was sollen wir machen? Wo steckt der Flüchtige denn?"
„Ach... der. Oben auf dem Teufelszahn."
Chief Forrest hatte ein Streichholz aus seiner Seitentasche gezogen. Er steckte es in den Mund und kaute darauf herum, während er die beiden Captains mit wohlwollendem Lächeln beobachtete.
„Oben auf dem Felsen?" sagte Sneed. „Wir haben mehrere ausgezeichnete Bergsportler in unserer Abteilung. Ich schicke ein paar von meinen Leuten rauf, und wir schnappen ihn uns."
Delaney hatte sich schon umgedreht und wollte gehen. Da hielt er inne, stemmte die Hände in die Seiten, holte tief Atem und wandte sich wieder um. Er trat dicht vor Sneed hin.
„Sie Riesenroß, Sie Blödmann, Sie", sagte er im liebenswürdigsten Tonfall. „Im Grunde sollte ich tatsächlich meine Leute nehmen und nach Hause fahren und Sie in Ihrem eigenen Saft schmoren lassen. Sie Idiot, Sie. Aber wenn Sie so mir nichts dir nichts einen mutigen Mann in den Tod schicken wollen, bloß weil Sie von nichts eine Ahnung haben, muß ich ja wohl meinen Mund aufmachen. Sie haben ja nicht mal das Gelände hier erkundet. Das da ist ein Einmannaufstieg, Captain, und der Kerl da oben wird jedem, den Sie da raufschicken, den Schädel einschlagen. Wollen Sie das?"
Sneed war kreidebleich geworden. Dann zeichnete sich eine hektische Röte auf seinen Wangen ab, und seine Hände verkrampften sich. Alle schwiegen und standen wie erstarrt da. Plötzlich wurde das Schweigen unterbrochen. Ein großer weißer Lastwagen bog in den Feldweg ein und fuhr auf das Tor zu. Alle Köpfe drehten sich um. Es war ein großer Fernsehaufnahmewagen. Sie beobachteten, wie er draußen vor dem Tor hielt. Männer stiegen aus und fingen an, Geräte auszuladen. Sneed wandte sich wieder Delaney zu.
„Na gut, dann schicke ich eben niemand rauf", sagte er und lächelte triumphierend. „Dann warte ich bis morgen früh und lasse ihn dann von einem Hubschrauber erledigen. Das macht sich phantastisch im Fernsehen."
„O ja", stimmte Delaney ihm zu. „Das macht sich phantastisch im Fernsehen. Nur ist der Mann bis zur Stunde jemand, den wir lediglich verdächtigen. Er ist noch nicht überführt. Ist noch nicht einmal angeklagt. Aber Sie wollen ihn abknallen. Ich seh die Schlagzeilen förmlich vor mir: 'Einheiten der State Police durchlöchern Verdächtigen auf Felsspitze mit Maschinengewehren!' - Gute Reklame für Ihre Einheit. Wirklich ausgezeichnet."
Delaney hielt inne und holte tief Luft. „Und noch etwas", fuhr er fort. „Sehen Sie den Wagen der Fernsehgesellschaft da? Bis zum Morgengrauen werden noch zwei weitere da sein. Außerdem Reporter und Fotografen von Zeitungen und Illustrierten. Im Hörfunk ist schon jetzt darüber berichtet worden. Wenn Sie die Zufahrtsstraßen ringsum nicht binnen kürzester
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