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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Leiche. Drei Männer in Zivil knieten um den Ermordeten. Alle fünf beugten sich dicht über den Toten, so daß ihre Köpfe sich beinahe berührten.
    „Mit einer Keule?" fragte einer der Detektive. „Oder mit einem Rohr?"
    „Das glaube ich nicht", sagte Ferguson ohne aufzublicken. „Es ist weder eine größere Schädelzertrümmerung vorhanden noch eine Stelle, wo er nur eingedrückt wäre. Das, was Sie da sehen, ist Blut, das Haar ist ganz dick verklebt. Was ich feststellen konnte, ist ein Loch in der Schädeldecke. Ein Loch von etwa zweieinhalb Zentimeter Durchmesser. Sieht kreisrund aus. Ich könnte meinen Finger hineinstecken."
    „Ein Hammer?" fragte Delaney.
    Ferguson wippte zurück und kauerte sich auf die Fersen. „Ein Hammer? Ja, könnte sein. Kommt drauf an, wie tief der Wundkanal ist."
    „Wie steht's mit der Zeit, Doc?" fragte einer der Detektive.
    „Höchstens vor drei Stunden. Nein, vor zwei. Um Mitternacht herum. Aber das kann ich nur raten."
    „Wer hat ihn entdeckt?"
    „Als erster gesehen hat ihn ein Taxifahrer, aber der hielt ihn für einen Betrunkenen und blieb nicht stehen. Auf der York Avenue traf dieser Taxifahrer dann auf einen unserer Streifenwagen, und der ist hergefahren."
    „Wer!"
    „McCabe und Mowery."
    „Haben sie die Leiche angefaßt oder die Brieftasche?"
    „McCabe sagt, die Leiche hätten sie nicht angerührt, aber die Brieftasche hat offen dagelegen, sagt er, und Personalausweis und Kreditkarten hätten sie in den Plastikhüllen erkennen können. Daher wußten sie, daß es sich um Lombard handelt."
    „Wer hat die Brieftasche zugemacht?"
    „Mowery."
    „Warum?"
    „Er sagt, es hätte angefangen zu nieseln, und sie hatten Angst, der Regen könnte stärker werden und mögliche Fingerabdrücke auf den Plastikfenstern verwischen. Er sagt, sie hätten sehen können, daß es sich außen um rauhes Leder handelte und daß die Chancen, Fingerabdrücke zu sichern, auf dem Plastik wahrscheinlich größer wären als auf dem Außenleder. Deshalb machten sie sie zu, und zwar mit einem Bleistift. Angerührt hätten sie sie nicht, behauptet er, und McCabe bestätigt diese Aussage. McCabe sagt, die Brieftasche liegt noch genau da, wo sie sie ursprünglich gefunden haben."
    „Wann hielt der Taxifahrer sie auf der York Avenue an, um ihnen zu sagen, daß hier jemand liegt?"
    „Vor einer Stunde etwa. Eher wohl noch vor fünfzig Minuten."
    „Doktor", fragte Delaney, „können wir ihn jetzt umdrehen?"
    „Habt ihr eure Bilder?" brüllte ein Detektiv ins Dunkel hinaus.
    „Wir brauchen noch welche von vorn."
    Fünf Paar Hände faßten vorsichtig die Leiche und drehten sie um, so daß sie mit dem Gesicht nach oben zu liegen kam. Die fünf Knienden zogen sich zurück, als die Fotografen kamen, um Fern- und Nahaufnahmen von dem Opfer zu machen. Dann schloß sich der Kreis wieder.
    „Vorn keine Verletzungen. Nichts, soviel ich sehe", berichtete Ferguson, nachdem seine Stablampe im Zickzack über den Toten dahingefahren war. „Der Beinbruch und die Gesichtsverletzungen rühren vom Sturz her. Zumindest deuten die Hautabschürfungen darauf hin. Genaueres werde ich aber erst sagen können, wenn ich ihn auf dem Tisch habe. Die Schädelverletzung war jedenfalls tödlich."
    „War er schon tot, als er fiel?"
    „Könnte sein, falls der Wundkanal tief genug geht. Er ist — er war ein schwerer Mann. So um die zwei Zentner. Und es war ein heftiger Sturz." Er tastete Arme, Schultern und Beine des Toten ab. „Kompakt. Kaum Fett. Gute Muskulatur. Er hätte sich schon ganz schön zur Wehr setzen können. Wenn er eine Möglichkeit dazu gehabt hätte."
    Sie schwiegen, starrten auf den Toten hinab. Ein schöner Mann war er nicht gewesen, aber seine Züge waren nicht unangenehm: kräftiges Kinn, volle Lippen, fleischige (jetzt eingedrückte) Nase, dichte schwarze Brauen und Walroßschnurrbart. Die unversehrten Zähne waren groß, weiß und rechteckig — kleine Grabsteine. Leere Augen starrten in den weinenden Himmel hinauf.
    Delaney lehnte sich plötzlich vor und brachte sein Gesicht ganz nahe an das des Toten heran. Dr. Ferguson packte ihn bei der Schulter und riß ihn zurück.
    „Was, zum Teufel, machen Sie da, Edward?" rief er. „Wollen Sie dem armen Hund etwa einen Kuß geben?"
    „Riechen Sie nur", sagte Delaney. „Riechen Sie an seinem Bart. Knoblauch, Wein und noch etwas."
    Ferguson lehnte sich vorsichtig vor und beschnupperte den dicken Schnurrbart.
    „Anis", sagte er. „Wein, Knoblauch und

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