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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Anis."
    „Italienische Küche", sagte einer der Detektive. „Vielleicht hat er sich mit dem Kellner angelegt und ihn beleidigt, und der Kerl ist ihm bis hierher gefolgt und hat ihn umgelegt."
    Niemand lachte.
    „Er ist Italiener", sagte jemand. „Eigentlich heißt er gar nicht Lombard, sondern Lombardo. Als er in die Politik ging, hat er das 'o' abgelegt. In seinem Wahlbezirk in Brooklyn wohnen zur Hauptsache Juden."
    Sie blickten auf. Es war Lieutenant Rizzo vom 251. Revier.
    „Woher wissen Sie das, Lieutenant?"
    „Er ist - war ein Vetter meiner Frau. Er war auf unserer Hochzeit. Seine Mutter wohnt irgendwo hier in der Gegend. Ich habe meine Frau angerufen. Die telefoniert jetzt bei den Verwandten herum und versucht, die Adresse seiner Mutter herauszukriegen. Meine Frau sagt, er kam ab und zu von Brooklyn herüber, um bei seiner Mutter zu Abend zu essen. Sie soll eine gute Köchin sein."
    Die fünf Männer richteten sich ächzend auf und klopften ihre feuchten Knie ab. Ferguson gab dem Krankenwagen ein Zeichen, woraufhin zwei Männer eine Segeltuchtrage brachten. Aus dem Laborwagen kam jemand mit einer Plastiktüte und einer kleinen Zange, um die Brieftasche sicherzustellen.
    „Edward", sagte Ferguson, „ich hab ganz vergessen zu fragen. Wie geht es Ihrer Frau?"
    „Sie ist heute nachmittag operiert worden. Oder vielmehr: gestern nachmittag."
    „Und...?"
    „Eine Niere mußte raus."
    Ferguson blieb für einen Augenblick stumm. Dann fragte er: „Entzündet?"
    „Das hat Spencer mir jedenfalls gesagt. Bernardi war bei der Operation anwesend, aber ich kann ihn nicht erreichen."
    „So ein Schuft! Sobald ich zu Hause bin, fasse ich da mal nach. Wo kann ich Sie erreichen?"
    „Wahrscheinlich auf dem Revier. Ich muß meine Leute völlig anders einteilen, weil sämtliche Kriminalpolizisten in Zivil abgezogen werden."
    „Ich hab davon gehört. Sobald ich etwas weiß, ruf ich Sie an, Edward. Wenn ich nicht anrufe, bedeutet das, daß ich weder Spencer noch Bernardi habe erreichen können."
    Delaney nickte. Dr. Ferguson kletterte hinten in den Krankenwagen, der mit heulender Sirene davonsauste. Lieutenant Dorfman näherte sich dem Captain, doch da trat der Stellvertretende Commissioner aus dem Dunkel hervor und packte Delaney am Ellbogen. Der Captain mochte es nicht, wenn man ihn anfaßte und entzog sich ihm.
    „Delaney?"
    „Ja, Sir?"
    „Mein Name ist Broughton. B-r-o-u-g-h-t-o-n. Ich glaube nicht, daß wir uns schon mal begegnet sind."
    Das waren sie zwar doch, aber Delaney erwähnte es nicht. Sie reichten einander die Hand. Broughton, ein dicker, unförmiger Mann, bat Delaney, zu der schwarzen Limousine hinüberzukommen. Er machte die Hintertür auf, forderte Delaney mit einer Handbewegung auf, Platz zu nehmen, und kletterte hinterdrein.
    „Hol uns einen Kaffee, Jack", befahl er dem uniformierten Fahrer.
    Dann waren sie allein. Broughton bot Delaney eine Zigarre an, doch dieser schüttelte den Kopf. Der Stellvertretende Commissioner zündete seine so heftig an, daß das Ende aufflammte und der Wagen sich mit Rauch füllte.

    „Scheißzeug!" sagte er wütend. „Warum zum Teufel kriegen wir keine richtigen Havanna-Zigarren? Besiegen wir den Kommunismus etwa dadurch, daß wir Pferdemist rauchen? Was soll der ganze Irrsinn?"
    Er lehnte sich zurück und starrte durchs Fenster auf den Bürgersteig, wo jemand die Umrisse des Ermordeten mit Kreide nachgezogen hatte, ehe er fortgeschafft worden war.
    „Bei dem da müssen wir uns auf ein Trommelfeuer gefaßt machen, Captain", sagte Broughton laut. „Auf ein regelrechtes Kesseltreiben! Der Commissioner hat einen Vortrag in Kansas City abgesagt - Kansas City, das muß man sich mal vorstellen? - und fliegt sofort zurück. Den Assistenten des Bürgermeisters haben Sie ja vermutlich selbst gesehen. Seine Ehren sitzt uns jetzt schon im Nacken und gibt uns Saures! Und glauben Sie bloß nicht, daß der Scheißgouverneur sich etwa nicht einmischen wird! Kennen Sie diesen Lombard - den Kerl, den's erwischt hat?"
    „Ich habe seine Reden in der Zeitung gelesen und ihn im Fernsehen gesehen."
    „Tja, der hat's verstanden, die öffentliche Meinung für sich einzuspannen. Dann wissen Sie also, womit wir es zu tun haben: 'Verbrechen auf offener Straße... Kein Law and Order... die Räuber und Gangster sind los... man muß die Polizei wachrütteln... der Commissioner sollte zurücktreten...' Sie kennen das ja. Dieser Quatschkopf wollte für das Bürgermeisteramt kandidieren. Jetzt

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