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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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das wahrscheinlich den Kopf. Und nicht nur ihn, sondern auch mich. Klar?"
    „Ja."
    „Sie sind also mit mir einer Meinung, daß, was die Organisation betrifft, die Sache heillos verfahren ist?" „Ja."
    „Redselig sind Sie nicht gerade." Broughton furzte vernehmlich und scheuerte das Gesäß am Wagensitz. „Man hat mir die tollsten Sachen von Ihnen erzählt, Captain. Schön: Jetzt zeigen Sie mal, was Sie können."
    Voller Widerwillen sah Delaney ihn an; zwar mußte er die geballte Energie dieses Mannes anerkennen, was ihn jedoch erboste, war seine rüde Redeweise, was ihn abstieß, sein ordinäres Benehmen.
    „Versuchen Sie es doch vorübergehend mal mit einer horizontal gegliederten Organisation", sagte er ohne jeden Enthusiasmus. „Die Polizei ist genauso wie die Armee und die meisten Industrieunternehmen vertikal organisiert. Der Mann an der Spitze der Pyramide ist oberste Autorität, trägt aber auch die gesamte Verantwortung. Weisungen werden von oben nach unten weitergegeben. Jede Abteilung, jedes Revier und jede Einheit oder wie das schon heißt, hat einen fest umrissenen Aufgabenbereich. Manchmal steht man aber Problemen gegenüber, denen mit dieser Art von Organisation nicht beizukommen ist. Für gewöhnlich handelt es sich dabei um zeitlich begrenzte Probleme, die möglicherweise nie wieder auftauchen. Der Mord an Lombard fällt mitten in die Reorganisation der Kriminalpolizei. Na schön, tun Sie, was die Armee und die meisten großen Firmen tun, wenn sie einer einmaligen Situation gegenüberstehen, deren Bewältigung keine ständige Organisation erfordert. Bilden Sie einen Sonderstab auf Zeit. Nennen Sie den meinetwegen 'Kommission Lombard'. Beauftragen Sie jemanden mit der Gesamtleitung. Übertragen Sie ihm die Verantwortung und autorisierren Sie ihn, bei jeder Einheit soviel Personal und Material anzufordern, wie er braucht: Detektive, Polizisten, Spezialisten - alles was ihm helfen könnte, seine Aufgabe zu lösen. Die Leute werden einfach vorübergehend zu ihm abkommandiert. Falls und sobald Lombards Mörder überführt ist, lösen Sie den Sonderstab wieder auf, und die Männer kehren zu ihren regulären Einheiten zurück."
    In Broughtons trüben Augen leuchtete es auf. Er lachte vergnügt und rieb sich die Hände zwischen den Knien.
    „Man hat also doch nicht übertrieben: Sie sind ein verdammt gerissener Bursche, Delaney. Der Vorschlag gefällt mir. Und ich glaub, dem Commissioner wird er auch gefallen. Ein Sonderstab 'Kommission Lombard'. Damit beweisen wir, daß wir nicht auf der faulen Haut liegen - stimmt's? Das sollte den Bürgermeister und die Zeitungen zufriedenstellen. Wie lange, glauben Sie, wird es dauern, den Fall Lombard zu knacken?"
    Verblüfft blickte Delaney ihn an.
    „Woher soll ich das wissen? Das kann doch kein Mensch voraussagen ! Vielleicht legt in diesem Augenblick jemand ein Geständnis ab. Vielleicht wird der Fall nie gelöst."
    „O Gott, sagen Sie bloß so was nicht!"
    „Haben Sie sich jemals die Mord-Statistiken angesehen? Wenn ein Fall nicht innerhalb der ersten achtundvierzig Stunden aufgeklärt wird, nimmt die Wahrscheinlichkeit, daß er überhaupt gelöst wird, rapide ab. Je mehr Zeit vergeht, desto schwerer lösbar wird er. Nach einem Monat oder zweien ist die Wahrscheinlichkeit der Aufklärung gleich Null."
    Broughton nickte düster, stieg aus dem Wagen und spuckte seine kalte Zigarre in den Rinnstein. Delaney stieg gleichfalls aus. Broughton setzte sich nach vorn. Der Fahrer stieg ein, und als die Limousine anfuhr, salutierte der Captain mit ernstem Gesicht, doch sein Gruß wurde nicht erwidert.
    Delaney musterte noch einmal den Schauplatz. Uniformierte Polizisten seines Reviers kamen zu zweit oder zu dritt herbei und versammelten sich um die Kreidestriche auf dem Bürgersteig. Der Captain trat zu ihnen, um zu hören, was für Befehle der Sergeant austeilte.
    „Hat jeder 'ne Taschenlampe?" fragte er. „Gut. Wir werden von diesem Punkt hier ausschwärmen. Wir rücken langsam vor, kapiert? Langsam. Jede Mülltonne wird untersucht." Ein Aufstöhnen ging durch die Männer. „Die Müllabfuhr ist gestern nachmittag hier gewesen, also sollten die meisten Mülltonnen leer sein.
    Aber selbst wenn sie randvoll sind, kippt sie aus. Jede einzelne Tonne muß durchsucht werden. Wenn ihr fertig seid, stopft den ganzen Dreck wieder rein, so gut es geht. Wir werden von der Müllabfuhr heute noch eine Sonderfahrt anfordern, und bevor die Tonnen ausgeleert werden, werden sie

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