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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Siebzig zugehen). „Na so etwas! Ich frage nach Lieutenant Delaney, und der Mann in der Zentrale sagt mir, Sie seien jetzt Captain. Gratuliere! Wann ist denn das passiert?"

    „Ach, schon vor ein paar Jahren. Wie geht es Ihnen, Sir?"
    „Körperlich geht es mir gut - aber Himmel, ich langweile mich!"
    „Ich höre, Sie leben jetzt im Ruhestand?"
    „Ach, wissen Sie, es geht nicht anders. Die jungen Leute müssen auch mal an den Drücker, nicht wahr? Nur, es ist sehr langweilig ohne Arbeit. Deshalb bin ich so entzückt, von Ihnen zu hören."
    „Nun, ich brauche Ihre Hilfe, Sir. Ob Sie mir wohl ein paar Stunden opfern könnten?"
    „Soviel Sie wollen, mein Lieber, so lange Sie wollen. Geht es um einen großen Coup?"
    Delaney lachte, er kannte Langleys Vorliebe für Kriminalromane.
    „Jawohl, Sir, um einen ganz großen Coup. Den größten. Um einen Meuchelmord."
    „Ach, du lieber Gott!" entfuhr es Langley. „Das ist ja wunderbar! Wollen Sie nicht heute mit mir zu Abend essen, Captain? Hinterher trinken wir Kognak, und Sie erzählen mir alles und sagen mir, wie ich Ihnen behilflich sein kann."
    „Nun, ich möchte nicht, daß Sie sich..."
    „Überhaupt keine Umstände!" rief Langley. „Ich freu mich wahnsinnig, Sie wiederzusehen. Und ich koche sehr gern."
    „Hm..." machte Delaney und dachte an seinen Abendbesuch bei Barbara, „dann müßte es nur etwas später sein. Ginge es um neun?"
    „Aber ja. Gern." Er nannte Delaney seine Adresse.
    „Großartig", sagte Delaney. „Dann also bis nachher, Sir."
    Als Christopher Langley ihm die Tür seiner Wohnung im vierten Stock eines Hauses in der East 89th Street öffnete, sah er genauso aus, wie Delaney ihn in Erinnerung hatte. Früher hätte man ihn einen Stutzer oder Dandy genannt. Jetzt war er ein wohlerhaltener, lebhafter, erlesen gekleideter siebzigjähriger Junggeselle mit der Haut eines jungen Mädchens und einer kleinen gelben Blume im Knopfloch seiner flauschigen grauen Norfolk-Jacke.
    „Captain!" rief er erfreut und streckte Delaney beide Hände entgegen. „Himmel, das ist wirklich zu nett!"
    Die Wohnung, in der der ehemalige Kurator seinen Lebensabend verbrachte, war klein, aber gemütlich und nahm das gesamte obere Stockwerk ein: Wohnzimmer, Schlafzimmer, Bad und eine bemerkenswert große Küche. Das Wohnzimmer wurde von einem verglasten Oberlicht erhellt, das, wie Delaney erleichtert feststellte, durch ein Eisengitter gesichert war.
    Langley nahm ihm Hut und Mantel ab und hängte sie fort.
    „Nicht in Uniform heute, Captain?"
    „Nein. Offen gestanden stehe ich im Augenblick nicht im aktiven Dienst. Ich habe mich beurlauben lassen."
    „Ach?" fragte Langley neugierig. „Für länger!"
    „Das weiß ich noch nicht."
    „Hm... aber setzen Sie sich doch. Dort - das ist ein bequemer Stuhl. Was darf ich Ihnen bringen. Einen Cocktail? Einen Whisky-Soda? Ich habe auch einen neuen italienischen Aperitif, den ich zum erstenmal probiere. Sehr trocken. Und sehr zu empfehlen, mit ein paar Tropfen Zitrone und Eis."
    „Das klingt verlockend. Trinken Sie einen mit?"
    „Selbstverständlich. Ich bin gleich wieder da."
    Langley hantierte in der Küche herum, und der Captain sah sich um. Die Wohnzimmerwände wurden von soliden Bücherregalen mit tiefen und hohen Borden eingenommen, auf denen Bände über antike Waffenkunst standen, die meisten davon übergroße Kunstbände mit vielen Farbillustrationen.
    Nur zwei richtige Waffen waren zu sehen: eine italienische Hakenbüchse aus dem 17. Jahrhundert mit erlesener Silberziselierung und eine afrikanische Kriegskeule, deren Schlagkörper aus einem mit schönen Meißelungen verzierten Stein bestand. Delaney trat näher, um sie zu betrachten. Er drehte sie in der Hand, als Langley mit den Gläsern zurückkam.
    „Vom Stamm der Mongo", sagte er. „Kongogebiet. Eine Zeremonialaxt, die nie im Kampf benutzt wurde. Schlecht ausbalanciert, aber mir gefällt die Meißelung."
    „Sie ist wunderschön."
    „Ja, nicht wahr? Essen gibt's in ungefähr zehn Minuten. Machen wir's uns bis dahin gemütlich. Möchten Sie eine Zigarette?"
    „Nein, vielen Dank."
    „Das ist gut. Das Rauchen stumpft die Geschmacksnerven ab. Wissen Sie, worin das Geheimnis der französischen Küche besteht?"
    „Worin?"
    „In einem unverdorbenen Gaumen und Butter. Kein Öl, sondern Butter. Die fetteste, sahnigste Butter, die Sie auftreiben können."
    Delaney sank das Herz. Der alte Mann erkannte den Ausdruck gelinden Schreckens in seinen Augen und

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