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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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tun."
    Christopher Langley blickte ihn einen Moment aus verengten Augen an, lehnte sich dann zurück und trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte.
    „Weshalb interessieren Sie sich dann dafür?"
    „Ich führe — nun ja — eine private Ermittlung durch."
    „Ich verstehe. Können Sie mir Näheres darüber sagen?"
    „Es wäre mir lieber, wenn ich das nicht zu tun brauchte."
    „Darf ich Sie dann nach dem Zweck dieser - ah, privaten Ermittlung fragen?"
    „Der Hauptzweck besteht darin, den Mörder von Frank Lombard so schnell wie möglich zu finden."
    Noch einmal starrte Langley ihn lange an, dann ließ er vom Fingergetrommel ab und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.
    „Na schön", sagte er lebhaft. „Handelt es sich um eine Stichwaffe oder um eine Schlagwaffe? Das heißt: Wenn Sie sich den Mord vorstellen, denken Sie dann an ein Messer, einen Dolch, ein Klappmesser oder ein Stilett oder Ähnliches, oder mehr an einen Degen, eine Stange, Axt, Keule, Streitkolben oder Derartiges?"

    „Ich würde sagen, die Wahrscheinlichkeit spricht mehr für eine Schlagwaffe."
    „Die Wahrscheinlichkeit!" Langley lachte. „Ich hatte Sie und Ihre 'Wahrscheinlichkeit' schon ganz vergessen. Für Sie ist das eine mathematische Aufgabe, nicht wahr?"
    „Ja, eine mathematische Aufgabe. Und manchmal ist das einzige, wonach man gehen kann, die Wahrscheinlichkeit. Aber was Sie als Stichwaffe bezeichnen — Messer oder Dolch - so könnte doch eine Klinge ganz bestimmt nicht einen menschlichen Schädel durchbohren, oder?"

    „Doch. So etwas ist schon vorgekommen. Klinge und Griff müssen nur schwer genug sein. Mit dem Kampfmesser des Marine-Corps im Zweiten Weltkreig konnte man einen Menschenschädel spalten. Die meisten Klingen würden jedoch abgleiten und nur oberflächliche Wunden hervorrufen. Außerdem hat Lombard ja doch eins von hinten über den Kopf bekommen, nicht wahr?"
    „Ja, das stimmt."
    „Damit käme eine Stichwaffe praktisch nicht mehr in Betracht. Jemand, der einen Menschen von hinten mit einer Klinge angreift, würde fast mit Sicherheit zwischen die Schulterblätter stechen, zwischen die Rippen, würde die Wirbelsäule durchtrennen oder es auf die Nieren abgesehen haben."
    Delaney nltkte und bewunderte die Lust, mit der dieser pfiffige Mann die Möglichkeiten an den Fingern abzählte - eine Begeisterung, die man ihm angesichts seines Alters, seiner kleinen Gestalt und seines eleganten Äußeren gar nicht zugetraut hätte.
    „Nun gut", fuhr Langley fort, „nehmen wir also an, es handelt sich um eine Schlagwaffe. Denken Sie an eine einhändig oder eine zweihändig geführte?"
    „Ich denke an eine einhändig geführte. Ich gehe davon aus, daß der Mörder sich Lombard von vorn näherte, sich unmittelbar hinter ihm umdrehte und zuschlug. Während er ihm entgegenkam, könnte er die Waffe unter einem Mantel verborgen haben, den er überm Arm trug oder in einer zusammengefalteten Zeitung."
    „Hm... das schließt eine Hellebarde zweifellos aus. Sie denken an etwas in der Größe eines Beils?"
    „So etwa."
    „Captain, glauben Sie, es handelt sich um eine antike Waffe?"
    „Das bezweifle ich sehr. Dagegen spricht wieder einmal die Wahrscheinlichkeit. Ich habe in meinem Leben nur zwei Mordfälle untersucht, bei denen antike Waffen benutzt wurden. Bei dem einen handelte es sich um den Armbrust-Fall, mit dem auch Sie zu tun hatten. Bei dem anderen starb jemand an einer Kugel, die aus einer alten Duellpistole abgefeuert worden war."
    „Dann sollten wir also von einer modernen Waffe ausgehen?"
    „Ja."
    „Oder einem modernen Werkzeug oder Gerät. Sie müssen wissen, daß viele moderne Werkzeuge sich aus antiken Waffen entwickelt haben. Aber jetzt lassen Sie uns mal zu der Wunde selbst kommen. Handelt es sich um einen Schlag, der den Schädel zertrümmerte, ihn spaltete oder ihn durchbohrte?"
    „Er wurde durchbohrt. Die Waffe drang etwa sieben bis zehn Zentimeter ein."
    „Was Sie nicht sagen! Und welche Form hatte der Wundkanal?"
    „Hier muß ich leider ein bißchen ungenau werden", warnte Delaney ihn. „Im offiziellen Autopsiebericht heißt es, daß das Loch in der Schädeldecke mehr oder weniger rund war und einen Durchmesser von ungefähr zweieinhalb Zentimetern hatte. Der Wundkanal lief in einer Spitze aus, war insgesamt rund und, wie ich schon sagte, sieben bis zehn Zentimeter lang."
    „Rund?" rief Langley, und der Captain war erstaunt über den Ausdruck der Verwunderung im Gesicht des kleinen

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