Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules
setzen!«
Hercule fragte nach längerem Schweigen:
»Wer ist Ihrer Meinung nach die unverbesserlichste Klatschbase im Ort?«
Das junge Mädchen überlegte und sagte schließlich:
»Ich glaube wirklich, dass Miss Leatheran die falscheste Katze von allen ist.«
»So. Können Sie mich Miss Leatheran vorstellen – wenn möglich unauffällig?«
»Nichts ist leichter als das – alle falschen Katzen schleichen um diese Zeit im Ort herum, um ihre Einkäufe zu besorgen. Wir müssen nur die Hauptstraße entlanggehen.«
Wie Jane gesagt hatte, ging es ganz mühelos. Vor dem Postgebäude blieb Jane stehen und begrüßte eine große, hagere ältere Frau mit einer langen Nase und stechenden, neugierigen Augen.
»Guten Morgen, Miss Leatheran.«
»Guten Morgen, Jane. Ein herrlicher Tag heute, nicht wahr?«
Die stechenden Augen streiften neugierig Jane Moncrieffes Begleiter.
Jane sagte:
»Gestatten Sie, dass ich Ihnen Monsieur Poirot vorstelle, der für einige Tage hierher gekommen ist.«
Hercule Poirot knabberte genüsslich an einem Kuchen, balancierte eine Teetasse auf den Knien und ließ sich mit seiner Gastgeberin in ein vertrauliches Gespräch ein. Miss Leatheran war so zuvorkommend gewesen, ihn zum Tee einzuladen, und bemühte sich nun, herauszufinden, was dieser exotische kleine Ausländer eigentlich hier zu suchen hatte.
Einige Zeit parierte er ihre Angriffe geschickt, um ihre Neugierde zu reizen. Dann, als er den Augenblick für gekommen hielt, beugte er sich vor:
»Ach, Miss Leatheran«, sagte er. »Ich sehe, Sie sind zu klug für mich! Sie haben mein Geheimnis erraten. Ich bin im Auftrag des Home Office hier. Aber bitte«, er senkte seine Stimme, »behalten Sie diese Information für sich.«
»Gewiss, gewiss – « Miss Leatheran war aufs höchste gespannt – durch und durch elektrisiert. »Das Home Office – Sie wollen doch nicht sagen – doch nicht wegen der armen Mrs Oldfield?«
Poirot nickte mehrmals langsam mit dem Kopf.
»So!« Miss Leatheran hauchte in dieses eine Wort eine ganze Skala wohliger Gefühle.
Poirot sagte:
»Es ist eine heikle Sache, verstehen Sie. Ich bin beauftragt zu berichten, ob der Fall eine Exhumierung rechtfertigt oder nicht.« Miss Leatheran rief aus:
»Sie wollen das arme Ding ausgraben. Wie grauenhaft!«
Hätte sie statt »wie grauenhaft« gesagt »wie herrlich«, hätten die Worte besser zu ihrem Tonfall gepasst.
»Was ist Ihre persönliche Meinung, Miss Leatheran?«
»Natürlich hat es viel Gerede gegeben, Monsieur Poirot, aber ich bin gegen Gerede immer taub. Es gibt immer so viel grundloses Geschwätz. Ohne Zweifel war Dr. Oldfields Benehmen seit dem Ereignis sehr sonderbar, aber wie ich schon wiederholt gesagt habe, müssen wir das gewiss nicht einem schlechten Gewi s sen zuschreiben. Es kann einfach Kummer sein, obwohl natürlich zwischen ihm und seiner Frau kein wirklich herzliches Verhältnis bestand. Das weiß ich nämlich genau – aus bester Quelle. Schwester Harrison, die drei oder vier Jahre bei Mrs Oldfield war, bis sie starb, hat das zumindest zugegeben. Und ich hatte immer das Gefühl, dass Schwester Harrison einen gewissen Verdacht hatte – nicht, dass sie je etwas gesagt hätte –, aber man kann es an dem Benehmen eines Menschen erkennen, nicht wahr?«
Poirot sagte bekümmert: »Man hat so wenig Anhaltspunkte.«
»Ja, ich weiß, aber wenn der Leichnam exhumiert wird, dann wird man es doch herausfinden, Monsieur Poirot.«
»Ja«, sagte Poirot, »dann werden wir es herausfinden.«
»Solche Fälle sind natürlich schon vorgekommen«, sagte Miss Leatheran, und ihre Nase zuckte vor freudiger Erregung.
»Armstrong, zum Beispiel, und dieser andere – ich kann mich nicht an seinen Namen erinnern – und dann natürlich Crippen. Ich habe mich immer gefragt, ob Ethel Le Neve seine Komplizin war oder nicht. Natürlich ist Jane Moncrieffe ein sehr nettes, braves Mädchen… Ich möchte nicht sagen, dass sie ihn direkt angestiftet hat – aber natürlich verlieren Männer den Kopf, wenn es sich um junge Mädchen handelt, nicht wahr? Und natürlich waren sie sehr viel zusammen!«
Poirot schwieg. Er sah sie mit einem Ausdruck unschuldiger Neugier an, der offensichtlich einen neuen Redefluss entfesseln sollte. Im Stillen amüsierte er sich zu zählen, wie oft das Wort »natürlich«, vorkam.
»Und natürlich, bei einer Leichenöffnung mit allem Drum und Dran muss etwas herauskommen, nicht wahr? Die Dienstboten und so weiter. Dienstboten wissen immer
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