Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules
herüberzukommen… A-a-aber ich bin in der K-k-klemme.«
»Natürlich komme ich. Soll ich in Ihre Wohnung kommen?«
»Nein – eigentlich bin ich in der kleinen Gasse hinter meinem Haus. Conningby Mews, Nummer 17. Können Sie wirklich kommen? Ich wäre Ihnen unendlich dankbar.«
»Ich komme sofort«, versprach Hercule Poirot.
Hercule Poirot ging die kleine Gasse entlang und blickte zu den Nummern empor. Es war nach ein Uhr morgens, und die Gasse schien schon zu schlafen, obwohl in einigen Fenstern noch Licht war.
Als er zu Nummer 17 kam, öffnete sich die Haustür, und Dr. Stoddart blickte heraus.
»Sie Guter«, sagte er, »wollen Sie bitte heraufkommen.«
Eine schmale Treppe, wie eine Hühnerleiter, führte ins obere Stockwerk. Zur Rechten war ein ziemlich großes Zimmer voller Diwans, Teppiche, dreieckiger Polster und einer großen Menge Flaschen und Gläsern.
Es herrschte ein wüstes Durcheinander; Zigarettenstummel waren überall verstreut, und es gab eine Menge zerbrochener Gläser.
»Hm!«, kommentierte Hercule Poirot. »Mon cher Wa t son, ich vermute, dass hier eine Party stattgefunden hat!«
»Stimmt«, sagte Stoddart grimmig. »Das kann man wohl sagen; und was für eine Party!«
»Sie waren also nicht mit dabei?«
»Nein, ich bin streng beruflich hier.«
»Was ist vorgefallen?«
Stoddart erklärte:
»Diese Wohnung gehört einer Frau namens Patricia Grace. Mrs Patricia Grace.«
»Welch reizender altmodischer Name«, meinte Poirot.
»An Mrs Grace ist nichts Altmodisches oder Reizendes. Sie ist in ihrer etwas derben Art ganz hübsch. Sie hat schon einige Ehemänner gehabt, und jetzt hat sie einen Liebhaber, den sie verdächtigt, dass er ihr durchgehen will. Die Gesellschaft hat mit Trinken begonnen und mit Rauschgift geendet. Mit Kokain, genau gesagt. Kokain ist ein Stoff, bei dem man sich zuerst wunderbar wohl fühlt und die ganze Welt in rosigen Farben sieht. Es pulvert einen auf, und man hat das Gefühl verdoppelter Energie. Wenn man zu viel davon nimmt, bekommt man schwere Erregungszustände, Wahnvorstellungen, Halluzinationen und Delirium. Mrs Grace hatte eine heftige Auseinandersetzung mit ihrem Liebhaber, einem unangenehmen Kerl namens Hawker. Resultat: Er ist auf der Stelle fortgelaufen. Sie beugt sich aus dem Fenster und schießt ihm auf gut Glück mit einem funkelnagelneuen Revolver nach, den ihr jemand idiotischerweise geschenkt hat.«
Poirot hob die Augenbrauen.
»Hat sie ihn getroffen?«
»Keine Spur. Die Kugel ging etliche Meter daneben, schätze ich. Aber sie traf einen armen Teufel, der hier in der Gasse herumlungerte und die Mülleimer durchwühlte. Natürlich machte er einen Höllenlärm, die Menge drängte ihn hier herein, und bei all dem Blut, das er verlor, bekamen sie es mit der Angst zu tun und holten mich.«
»Ja?«
»Ich habe ihn zusammengeflickt. Es war nichts Ernstes. Dann haben ihn ein oder zwei Männer bearbeitet, und schließlich hat er eingewilligt, ein paar Fünfpfundscheine anzunehmen und zu schweigen. Es hat ihm sehr gut gepasst, dem armen Teufel. Für ihn war es ein Haupttreffer.«
»Und Sie?«
»Ich musste mich noch weiter betätigen. Mrs Grace selbst hatte um diese Zeit bereits einen hysterischen Anfall. Ich gab ihr eine Spritze und steckte sie ins Bett. Dann war noch ein anderes Mädchen da, die mehr oder weniger erledigt war – ganz jung –, und um die habe ich mich auch gekümmert. Um diese Zeit stahlen sich schon alle fort, so schnell sie konnten.«
Er machte eine Pause.
»Und dann«, fuhr Poirot weiter, »hatten Sie Zeit, über die Situation nachzudenken.«
»Stimmt«, pflichtete Stoddart bei. »Wäre es eine gewöhnliche Sauferei gewesen, so wäre es damit erledigt, aber Opiate sind etwas anderes.«
»Sind Sie Ihrer Sache ganz sicher?«
»Oh, absolut. Das ist nicht zu verkennen. Es ist zweifellos Kokain. Ich fand übrigens etwas davon in einer Lackdose – sie schnupfen es, wissen Sie. Die Frage ist, woher kommt es? Ich erinnere mich, dass Sie neulich von einer großen neuen Drogen-Welle und einer Zunahme der Drogenabhängigen gesprochen haben.«
Hercule Poirot nickte.
»Die Polizei wird sich für dieses Fest interessieren.«
Michael Stoddart sagte mit unglücklichem Gesicht:
»Das ist es ja eben…«
Poirot blickte ihn mit neuem Interesse an.
»Und Ihnen liegt nichts daran, dass die Polizei sich für die Sache interessiert?«
Michael Stoddart brummte undeutlich:
»Unschuldige Menschen werden in Dinge verwickelt… Schwer
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