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Die ersten Zeitreisen

Die ersten Zeitreisen

Titel: Die ersten Zeitreisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Heinrich und Erik Simon
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hielten sie doch den Fremdling, der da
Atlantis suchte, ohnehin für einen Zauberer.
23. Der sehr nasse Professor
    Hieronymus schöpfte unterdessen das Wasser aus der
Zeitmaschine, die sich auf dem Rückweg befand, verteilte
es gleichmäßig auf die Zeitalter und pries in Gedanken
den Scharfsinn seines Schulfreundes Jan, der die
Maschine, obwohl es doch nur eine Bastlerkonstruktion
war, mit einer verbesserten Ausführung des Katastrophenbeschleunigers
ausgestattet hatte. Im ersten Moment
hatte er ihm Vorwürfe machen wollen, daß er die
Zeitmaschine zwar flug-, aber nicht schwimmfähig konstruiert
hatte, doch ließ er dem Freund sogleich Gerechtigkeit
widerfahren, hatte jener doch nicht voraussehen
können, daß Müsli die Einstiegsluke offenlassen würde
und nicht daran dachte, daß es auch zu Zeiten der Antike
im Atlantik Ebbe und Flut gab.
24. Die halbe Ausrüstung
    war infolge Kurzschlusses defekt, doch die Notaggregate
funktionierten einwandfrei, und der Katastrophenbeschleuniger
katapultierte die Zeitmaschine zum Ausgangspunkt
der Reise zurück. Der Professor, der von der
Insel der Fischer eigentlich zum benachbarten Atlantis
hatte starten wollen, mußte sich drein schicken: Die
Energieversorgung der Maschine war zusammengebrochen,
und aus dem Abstecher nach Atlantis wurde
nichts. Er konnte die Rückreise nicht unterbrechen. [19] Aber er tröstete sich mit dem Gedanken, daß er ja trotzdem
Atlantis gefunden hatte und sogar einen unwiderlegbaren
Beweis, die Karte, vorzuzeigen vermochte. So
sah er frohgemut der Ankunft der Maschine und seinem
künftigen Ruhm entgegen.
25. Müslis Heimkehr
    geschah vorerst ohne viel Aufhebens. „Willkommen,
Professor Hieronymus! Erfolgreicher Erforscher der Geheimnisse
von Atlantis! Hurra!“ So rief der alte Schulfreund
Jan, als die Zeitmaschine auf dem Dach seines
flachen Wochenendhauses landete, von wo sie auch gestartet
war.
    Der Professor spürte den Wind nicht, der seine Kleider
zauste und die Worte verschluckte; er ging auf den
Freund zu und dankte ihm in bewegten Worten für den
herzlichen Empfang.
    „Wie war die Reise?“ erkundigte sich Jan, der Müslis Abneigung
gegen Reisen kannte.
    „Nicht überwältigend“, antwortete dieser. „Nie wieder
setze ich mich in so eine Maschine. Ich bin aufrichtig
froh, daß meine Mission erfüllt ist. Zum Glück habe ich
den endgültigen Beweis für die Richtigkeit der Platon-Hieronymus-Theorie.“Er zog die gerollte Lederkarte
hervor und versprach, einen ausführlichen Bericht zu geben,
sobald er sich wieder etwas erholt hätte.
26. Auch die Öffentlichkeit
    sollte teilhaben am Erfolg des kühnen Gelehrten. Mit
Jans Hilfe organisierte Müsli eine Vortragsreise durch
ein gut Teil der Welt, und bald darauf erschien auch sein
Bericht in den einschlägigen Fachzeitschriften.
    Die Reaktion des Publikums war lebhaft, aber durchaus
nicht einheitlich. Einige begrüßten stürmisch die Bestätigung
der atlantischen Atlantis-Hypothese, andere reagierten
wohlwollend und würdigten gern das Verdienst
des kühnen Professors, wieder andere jedoch waren ganz
und gar nicht mit den Forschungsergebnissen einverstanden.
Diese Gruppe war verständlicherweise sehr
klein; zu groß war die Überzeugungskraft des Beweisstücks,
zu makellos der Ruf des ehrwürdigen Gelehrten,
als daß viele zweifeln konnten.
27. Die Zweifler,
    die durchaus nicht wahrhaben wollten, daß erstens Atlantis
um 8490 v. u. Z. im Azorenraum bestanden hatte
und zweitens Professor Hieronymus dort gewesen war,
bildeten daher nur ein unbedeutendes, dabei aber ausgesprochen
militantes Häuflein.
    Bei einem Vortrag wurde Professor Müsli mitten im Satz
unterbrochen, und zwar von einem sehr kompakt und solide,
dabei intelligent aussehenden Individuum. Der
Mann schien erregt und rief mit heiserer Stimme, es sei
unmöglich, anhand einer Karte die Existenz eines Staates
oder überhaupt irgend etwas zu beweisen. Habe Hieronymus
vielleicht einen Atlantier gesehen oder gesprochen,
wenigstens Atlantis selbst zu Gesicht bekommen?
    „Wer sind Sie eigentlich?“ fragte Müsli vorsichtig.
28. Bert Brundels
    heiße er, erklärte der Befragte. „Bert Brundels aus Hohenthurm.
Ich erforsche, das heißt: Ich kenne die Antike.
Es steht daher absolut fest, daß Atlantis nur ein
Hirngespinst ist, ein Gedankenmodell, mit dem Platon
seine Ideen popularisieren wollte. Bestenfalls, ich betone:
bestenfalls hat er einen eventuell, ich betone: eventuell
auf Kreta um 1500 vor unserer Zeitrechnung

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