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Die Erwaehlten

Die Erwaehlten

Titel: Die Erwaehlten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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etwas sagen, unendlich viele Fragen lagen ihr auf der Zunge. Sie seufzte aber nur. Erklärungen würde es keine geben. Was diese Leute auch sagten, verwirrte sie nur noch mehr.
    „Super.“ Als sie das Wort aussprach, wurde Jessica bewusst, wie gut sich „nach Hause“ anhörte. Der Panther musste noch irgendwo sein.
    Rex und Melissa schoben ihre Räder und liefen neben Jessica. Dess fuhr in kleinen Kreisen um sie herum, wie ein gelangweiltes Gör, das gezwungen war, sich zu langsam fortzubewegen.
    „Morgen werden wir Zeit haben, dir mehr zu erklären“, sagte Rex. „Treffen wir uns am Clovis-Museum? Um zwölf?“
    „Gut.“ Jessica dachte an ihr Vorhaben, morgen auszupacken. Um ihr Leben endlich in den Griff zu kriegen. Allerdings sah es nicht mehr so aus, als ob das so einfach wäre. „Ja, sicher. Wo ist das?“
    „Es ist in der Nähe der Hauptbibliothek. Geh einfach auf der Division weiter.“ Rex deutete Richtung Innenstadt. „Du findest uns im Tiefgeschoss.“
    „Okay.“
    „Und mach dir keine Sorgen, Jessica. Wir werden rauskriegen, was heute Nacht passiert ist. Wir werden dafür sorgen, dass du hier in Sicherheit bist.“
    Jess sah Rex in die Augen und entdeckte dort echte Betroffenheit. Er schien überzeugt, dass er es herausfinden würde, egal, was da schiefgelaufen war. Vielleicht wollte er auch nur, dass sie sich besser fühlte. Es war seltsam. Obwohl nichts von dem, was er sagte, einen Sinn ergab, gelang es Rex, sich so anzuhören, als wüsste er, wovon er redete. Hier in der blauen Zeit stand er aufrechter, und die dicken Gläser verdeckten seine ruhigen, ernsten Augen nicht. Der Typ kam ihr viel weniger wie ein Loser vor als im Tageslicht.
    „Du brauchst diese Brille also eigentlich gar nicht, oder? Ist das bloß eine Masche?“
    „Leider nicht. Im Tageslicht bin ich blind wie eine Fledermaus. Aber hier in der blauen Zeit kann ich perfekt sehen. Mehr als perfekt.“
    „Das ist sicher nett.“
    „Genau. Es ist super. Und ich kann mehr sehen als …“ Er verstummte. „Wir werden es dir morgen erklären.“
    „Einverstanden.“
    Jessica sah sich die drei an. Dess, die sie fröhlich auf ihrem Fahrrad umkreiste, Rex mit den klaren und sicheren Augen, die schweigende Melissa, aber ohne die üblichen Kopfhörer und den gestressten Blick. Sie kamen ihr alle so vor, als ob sie diese blaue Zeit echt mögen würden.
    Logisch, warum auch nicht? Es sah nicht so aus, als ob ihr Leben in den Daylightstunden so gut laufen würde. Hier gab es niemanden, der sie rumschubste oder mitbekam, wie seltsam sie waren. Für diese eine Stunde am Tag war die ganze Welt ihr privates Clubhaus.
    Und jetzt gehörte sie zum Club. Toll.
    Sie brachten Jessica bis zu ihrer Haustür. Ihr fiel auf, dass sich das Licht allmählich veränderte. Der dunkle Mond war fast untergegangen, größtenteils hinter den Häusern auf der anderen Straßenseite verschwunden.
    „Und wie kommt ihr drei jetzt nach Hause?“, fragte sie.
    „Ganz normal. In der normalen Zeit“, antwortete Rex, stieg auf sein Rad und griff in seine Hemdtasche. Er zog die Brille heraus.
    Jessica sah sich um, ihr Blick suchte, ob der Panther irgendwo zu entdecken wäre. „Und ihr seid sicher, dass diese blaue Sache fast vorbei ist?“
    „Passiert jede Nacht, genauso geregelt, wie die Sonne untergeht“, versicherte Rex. „Du wirst hier klarkommen, Jessica. Und morgen wirst du alles verstehen.“ Er radelte über den Gehweg und auf die Straße. „Wir sehen uns morgen um zwölf.“
    Dess’ Fahrrad schepperte über den Rasen. „Wir sehen uns in 43.200 Sekunden, Jess“, rief sie im Vorbeifahren. „Und zieh beim nächsten Mal Schuhe an!“ Sie lachte und trat in die Pedale, um Rex einzuholen. Jessica sah auf ihre nackten Füße hinunter und musste lächeln.
    Melissa blieb etwas länger, mit zusammengekniffenen Augen.
    „Du bist nicht normal“, sagte sie leise, fast flüsternd. „Deshalb wollte dich der Darkling umbringen.“
    Jessica machte den Mund auf, dann zuckte sie mit den Schultern.
    „Ich hab nicht drum gebeten, Midnighter zu werden“, sagte sie.
    „Vielleicht bist du gar keiner“, antwortete Melissa. „Kein echter jedenfalls. Irgendwas an dir ist so … kurz vor zwölf. Du bist nicht normal.“
    Sie drehte sich um und fuhr los, ohne eine Antwort abzuwarten.
    Jessica fröstelte. „Spitze, die Irrste im Club der Irren meint, ich wäre nicht normal.“
    Sie kehrte um und ging ins Haus. Selbst im eigenartigen Licht des dunklen Mondes fühlte

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