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Die Erwaehlten

Die Erwaehlten

Titel: Die Erwaehlten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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Für die meisten Leute saust sie in Windeseile vorbei. Wir können sie aber sehen, darin leben.“
    „Und ich gehöre zu ,wir dazu?“, ergänzte Jessica gelassen.
    „Wann bist du geboren?“, fragte Rex.
    „Hä? Du meinst, das liegt daran, dass ich Löwe bin?“
    „Nicht der Geburtstag, um welche Uhrzeit bist du geboren?“
    Jessica dachte über die Frage nach. Sie erinnerte sich, wie oft Mom und Dad die Geschichte erzählt hatten.
    „Meine Mom hat nachmittags Wehen bekommen, aber ich bin erst über dreißig Stunden später geboren. Erst spät in der darauf folgenden Nacht.“
    Rex nickte. „Mitternacht, um genau zu sein.“
    „Mitternacht?“
    „Logo. Von 43.200 Leuten wird einer genau auf die Sekunde um Mitternacht geboren“, sagte Dess fröhlich lächelnd. „Natürlich sind wir uns nicht hundertprozentig sicher, wie dicht man drankommt. Und wir reden hier von der echten Mitternacht.“
    „Eben. In meiner Geburtsurkunde steht ein Uhr morgens“, warf Melissa frustriert ein. „Wegen der blöden Sommerzeit.“
    Rex blickte zum Mond hoch, dessen Nichtlicht in seinen Augen unmenschlich aufblitzte. „In etlichen Kulturen glauben die Leute, dass jemand, der um Mitternacht geboren wird, Geister sehen kann.“
    Jessica nickte. Das kam ihr irgendwie bekannt vor. In einem von den Piratenbüchern, die sie ihm vergangenen Jahr für Englisch gelesen hatte – Verschleppt? Oder Die Schatzinsel? – , war es um so was gegangen. Ein Kind sollte Schätze finden, weil es die Geister der Toten sah, die mit dem Gold begraben waren.
    „Die wahre Geschichte ist ein bisschen komplizierter“, fuhr Rex fort.
    „Ich würde sagen“, meinte Jessica, „wenn dieser Panther ein Geist war, dann sollten wir uns ernsthaft um neue Deko für Halloween kümmern.“
    „Midnighter sehen keine Geister“, erklärte Rex weiter. „Was wir in der geheimen Stunde sehen, in der blauen Zeit, das saust an allen anderen einfach vorbei.“
    „Midnighter“, wiederholte Jessica.
    „Das ist unser Wort. Midnight gehört nur uns. Wir können durch die Gegend laufen, während überall auf der Welt alles andere erstarrt ist.“
    „Nicht alles“, meinte Jessica.
    „Stimmt“, gab Rex zu. „Die Darklinge und Gleiter und noch anderes Zeug, die leben in der blauen Zeit. Für sie ist die blaue Zeit wie normales Tageslicht und umgekehrt. Sie können nicht in die übrigen vierundzwanzig Stunden eindringen, wie die meisten Menschen nicht in die fünfundzwanzigste.“
    „Nur wir Midnighter sind in der Lage, in beiden zu leben“, erklärte Dess fröhlich.
    „Super“, meinte Jessica. „Ich bin begeistert.“
    „Komm schon, hast du dir noch nie gewünscht, dass der Tag eine Stunde länger wäre?“, fragte Rex.
    „Nicht, wenn es eine total bescheuerte Stunde ist! Keine Stunde, in der mich alle umbringen wollen! Nee, ich glaube kaum, dass ich mir das schon mal gewünscht habe.“
    „Mann, bist du daylight “,meinte Melissa.
    „Ich gebe ja zu, die Sache ist für dich dumm gelaufen“, sagte Rex mit seiner Mister-Sanftmut-Stimme. „Aber so ist es normalerweise nicht. Normalerweise beobachten uns die Gleiter bloß, und die Darklinge kümmern sich so gut wie nie um uns. Sie sind wie wilde Tiere. Sie können gefährlich werden, wenn du was Blödes anstellst, ansonsten lassen sie die Menschen links liegen. Dass ein Midnighter ohne Grund von ihnen angegriffen wird, ist mir neu.“
    „Mir ist das auch ziemlich neu!“, erklärte Jessica. „Und ich habe nichts Blödes angestellt, okay? Einer von diesen … Gleitern hat mich absichtlich hier rausgelockt. Dann hat die große Katze versucht, mich umzubringen. Zweimal.“
    „Stimmt, wir sollten versuchen, dahinterzukommen“, bestätigte Rex leichthin, als ob man Jessica in der Schule ein Schließfach zugewiesen hätte, das nicht aufging. Sie vermutete, dass bisher noch keiner von den Darklingen hinter ihm her gewesen war.
    „Ich wusste, dass du anders bist“, meinte Melissa, „schon bevor dich das Psychokätzchen fressen wollte.“ Sie schloss die Augen und legte ihren Kopf zurück, als ob sie den Wind schmecken wollte. „Das hat was Komisches, wie du schmeckst.“
    Melissas Miene wurde leer, fast so leblos wie bei Beth oder der Frau, die das Auto fuhr. Jessica rollte mit den Augen. Melissa fand, dass sie anders war?
    „Jetzt sollten wir aber erst mal dafür sorgen, dass du nach Hause kommst“, meinte Rex mit einem Blick in den Himmel. „Es sind nur noch knapp fünf Minuten.“
    Jessica wollte

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