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Die Erwaehlten

Die Erwaehlten

Titel: Die Erwaehlten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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Jess“, rief sie. „Wie läuft’s denn so?“
    Jessica öffnete den Mund, aber es kam kein Ton heraus.
    Dess stand rittlings über einem klapprigen alten Fahrrad, mit einem Fuß auf dem Gehweg, mit dem anderen auf einem Pedal. Sie trug eine Lederjacke über ihrem üblichen schwarzen Kleid und schnippte etwas in die Luft, das nach einer Münze aussah.
    Jessica hörte ein Zischen zu ihren Füßen. Einige dunkle Schnörkel ringelten sich auf Dess zu.
    „Schlangen“, stieß sie krächzend hervor.
    „Eigentlich Gleiter“, sagte Dess und schnippte die Münze zwischen die dunklen Gestalten.
    Sie fiel klimpernd zwischen ihnen zu Boden, wobei sich eine einzelne leuchtend blaue Flamme entzündete, und die Schlangen verkrochen sich unter gemeinschaftlichen dünnen Quietschlauten wieder unter dem Auto.
    Noch zwei Fahrräder tauchten in ihrem Blickfeld auf.
    Darauf fuhren die beiden Freunde von Dess aus der Cafeteria. Der Junge mit der dicken Brille hatte sie zuerst erreicht, er hatte die Brille jetzt aber nicht auf. Sein langer Mantel flatterte um ihn herum, als er bremste, außerdem keuchte er. Dann war das andere Mädchen angekommen, das bei Dess am Tisch gesessen hatte. Jess kannte sie nicht.
    Jessica sah die drei verständnislos an. Dieser Traum wurde von Minute zu Minute verrückter.
    „War mir ein Vergnügen“, sagte Dess.
    „Halt die Klappe“, sagte der Junge atemlos. „Alles okay?“
    Es dauerte eine Weile, bis Jessica realisierte, dass die Frage an sie gerichtet war. Sie blinzelte wieder und nickte stumm. Ihre Füße taten weh, und sie war außer Atem, aber sonst ging es ihr gut. Jedenfalls körperlich.
    „Klar, ich bin okay. Schätze ich.“
    „Mach dir keine Sorgen wegen dem Psychokätzchen; für heute Nacht ist sie weg“, sagte Dess. „Was war das, Rex?“
    „Irgend eine Sorte Darkling“, antwortete er.
    „Volltrottel also“, meinte Dess.
    Beide sahen das andere Mädchen an. Sie schüttelte den Kopf, mit einer Hand rieb sie sich die Augen. „Er schmeckte sehr alt, vielleicht sogar noch von vor dem Riss.“
    Rex pfiff. „Das ist richtig alt. Ist mittlerweile bestimmt wahnsinnig geworden.“
    Das Mädchen nickte. „Der ist inzwischen echt abgedreht. Aber immer noch schlau.“
    Dess ließ ihr Fahrrad fallen und ging zu der Stelle, wo die Katze gestanden hatte. „Egal wie, gegen die gewaltigen Kräfte von Hypochlorämie kam es nicht an.“
    Sie bückte sich und hob eine dunkle Metallscheibe vom Boden auf.
    „Huch!“ Dess ließ sie von einer Hand in die andere wandern und grinste. „Funkt immer noch.“
    Sie sah wie eine alte, verrußte Radkappe aus. War das die blitzende fliegende Untertasse von eben gewesen?
    Jessica schüttelte ihren Kopf, allmählich ließ die Benommenheit nach. Sie atmete wieder regelmäßig. Alles lief wieder auf normale Traumsequenzen hinaus: total irre.
    Rex stellte sein Fahrrad auf der Straße ab und trat von der Seite an das Auto heran. Jessica zuckte kurz vor ihm zurück, und er streckte ihr beide Hände entgegen.
    „Ist schon gut“, sagte er sanft, „du solltest aber besser vom Auto runterklettern. Es sieht so aus, als ob es ein ziemliches Tempo draufhätte.“
    „Lass doch“, sagte Dess mit einem Blick in den Himmel. „Es ist höchstens Viertel vor.“
    „Nett ist das trotzdem nicht, Dess“, antwortete er. „Vor allem, wenn man neu ist.“
    Er reichte ihr die Hand. Jessica sah misstrauisch zu Boden, konnte aber keine Schlangen entdecken. Sie sah, dass über Rex’ Stiefeln die gleichen glänzenden Fußketten hingen, wie Dess sie trug. Das andere Mädchen hatte auch welche, etliche Metallringe aufeinander über ihren schwarzen Turnschuhen.
    Sie sah sich ihre nackten Füße an.
    „Keine Angst, die Gleiter sind weg.“
    „Sind irgendwie eilfertigkeitsartig verschwunden“, meinte Dess kichernd. Ihre Augen leuchteten, als ob die Begegnung mit dem Panther eine Art Rummelplatzabenteuer gewesen wäre.
    Jessica ignorierte die Hand, die ihr Rex reichte, und ließ sich vorn über die Motorhaube abwärtsgleiten. Sie stieß sich an der Stoßstange ab und trat ein paar Schritte zurück, um die dunklen Schatten darunter zu inspizieren. Die Schlangen waren anscheinend wirklich verschwunden.
    „Ich würde nicht davor stehen bleiben“, schlug Rex vorsichtig vor. Er sah sich die Reifen an. „Es fährt vermutlich mit 80 km/h.“
    Jessica folgte seinem Blick und sah, dass die Reifen gar nicht rund waren. Sie waren oval, zusammengedrückt, vorn etwas mehr als hinten. Sie

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