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Die Erwaehlten

Die Erwaehlten

Titel: Die Erwaehlten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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seinem Bauch an. Er bezweifelte, dass Jessica nach heute Nacht überhaupt noch mit ihm reden wollte.
    Er holte tief Luft, redete sich ein, Ruhe zu bewahren. Er würde sie morgen Nacht besuchen, um sicherzugehen, dass mit ihr alles in Ordnung war.
    Schließlich tauchte noch ein Scheinwerferpaar auf. Während zwei Streifenbeamte Jessica nach Hause fuhren, stieß St. Claire Jonathan auf den Rücksitz des zweiten Wagens und quetschte sich hinterher.
    Die Sprungfedern des Sitzes gaben unter dem Gewicht des stämmigen Mannes nach. Jonathan kam sich neben ihm kümmerlich vor. Der Streifenbeamte vorn ließ den Motor an, und der Wagen scherte auf die Fahrbahn aus.
    „Du und ich, wir müssen miteinander reden, Jonathan.“
    „Stimmt, geht echt schon zu lange so, St. Claire.“
    Der Sheriff seufzte, während er seinen Wanst zurechtrückte. Dann sah er Jonathan eindringlich an.
    „Nun, Junge, wenn du allein die ganze Nacht durch die Gegend ziehst, ist das eine Sache. Ist mir ziemlich egal, wenn dir hier draußen was passiert.“
    „Damit bin ich voll einverstanden.“
    „Wenn du aber so ein junges Mädchen in Schwierigkeiten bringst, dann ist das eine ernste Angelegenheit.“
    Jonathan seufzte frustriert. „Ich war gerade dabei, sie nach Hause zu bringen. Uns ging es gut, bis Sie aufgetaucht sind.“
    Die fleischige Pranke des Sheriffs klammerte sich wieder an seiner Schulter fest und drückte ihn in den Sitz. Jonathan bekam wieder klaustrophobische Gefühle.
    „Sie sah nicht so aus, als ob es ihr gut gehen würde.“
    „Das war ein Unfall, das hat sie Ihnen doch gesagt.“
    „Nun, falls sie oder ihre Eltern noch irgendwas anderes sagen, dann wirst du ein unglücklicher Hombre sein, Martinez.“
    Jonathan wandte sich ab und starrte aus dem Fenster. Zum ersten Mal hatte er Jessica mit zum Fliegen genommen, und am Ende wurden sie in Polizeiautos nach Hause gebracht. Er konnte sich nicht vorstellen, wie er noch unglücklicher werden sollte, als er es ohnehin schon war.
    Der übliche Nachmitternachtshunger machte sich bemerkbar. Jonathan suchte in seinen Taschen, aber die Äpfel waren weg. Vermutlich hatte er sie während der Verfolgungsjagd verloren. Er beschloss, ein volles Glas Erdnussbutter zu verdrücken, sobald er nach Hause kam.
    Der Zaun von Aerospace Oklahoma zog am Wagenfenster vorbei, die Stacheldrahtspirale blinkte im Licht der Straßenlaternen. Wenn sie nur ein bisschen weiter gesprungen wären, dann wären sie in einer anderen Straße aufgekommen. Der Streifenwagen hätte sie niemals entdeckt.
    Er bemerkte ein Straßenschild und erschrak.
    „He, wo fahren wir hin?“
    St. Claire kicherte. „Freut mich, dass es dir auffällt, Jonathan. Siehst du, meinen netten, kleinen Plausch mit deinem Vater habe ich schon hinter mir. Er und ich, wir sind zu einer Vereinbarung gekommen.“
    Eine Welle der Übelkeit überkam Jonathan. Atmen wurde schwerer, als ob sich der Sog der Gravitation beständig verstärken würde.
    „Weißt du, wenn man sich als Elternteil im Staate Oklahoma nicht in der Lage sieht, die Verantwortung für sein straffällig gewordenes Kind zu übernehmen, dann kann man um Polizeigewahrsam für das Kind ersuchen.“
    „Was?“, schrie Jonathan. „Aber mein Dad …“
    „Scheint es heute Nacht nicht mehr bis hierher zu schaffen. Hat eine Verabredung, soweit ich weiß.“
    „Für wie lange?“
    „Keine Sorge. Nur so lange, bis zu dem Fall eine richterliche Anhörung stattgefunden hat. Dein Dad muss dazu erscheinen, und ich bin mir sicher, das er dich mit nach Hause nehmen wird, sobald du den Richter angehört und versprochen hast, brav zu sein.“
    „Machen Sie Witze?“
    Der Mann lachte hart, was sich auf dem engen Rücksitz so laut wie Hundegebell anhörte. „Martinez, ich mache nie Witze. Es wird Zeit, dass dir eine kleine Lektion in Sachen Verstoß gegen die Sperrstunde erteilt wird.“
    Wieder überwältigte Jonathan das klaustrophobische Gefühl. Der Wagen fühlte sich winzig und überheizt an, die vergitterte Trennwand zwischen Front und Rücksitz machten ihn zu einem Käfig. In seinem Bauch rumorte es vor Nervosität und Hunger. „Soll das heißen, dass ich die Nacht im Gefängnis verbringe?“, fragte er leise.
    „Die Nacht? Nicht bloß die eine, Jonathan. Weißt du, im Unterschied zu deinem freundlichen Polizeirevier arbeiten Untersuchungsrichter nicht am Wochenende.“
    „Was?“
    „Dein Hintern gehört mir bis Montag früh.“
     

     

arrest
    1.16 Uhr morgens
    16
    Seltsamerweise

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