Die Erwaehlten
auch noch nicht getan.“
Sie packte ihn um die Hüften und ging in die Knie. Ihm blieb kaum Zeit, sich auf ihren Sprung einzustellen, der sie beide direkt in den Himmel hinauftrug.
„Oh“, sagte er.
Und dann küssten sie sich wieder.
todschick
10.31 Uhr abends
22
„Also, Jess, was denkst du? Können wir so gehen?“
Jessica starrte ihr Spiegelbild an. Sie erkannte die roten Haare und die grünen Augen, aber das war auch schon alles.
Constanza hatte den Abend damit verbracht, sie beide aufzustylen.
Nach dem ersten Blick auf Jessicas Partyoutfit hatte sie beschlossen, ihr ein Jackett zu leihen. Dann Make-up. Dann ein Kleid.
Stundenlang Constanzas Kleider anzuprobieren hatte ziemlich viel Spaß gemacht. Sie hatte zwei volle Schränke und einen Spiegel in ihrem Zimmer, der eine ganze Wand bedeckte. Ihre Sachen schienen Jessica fast ausnahmslos zu passen und sahen alle schön oder zumindest teuer aus. Constanza fand jede Zusammenstellung, die Jessica anprobierte, genial. Jessica fühlte sich wieder wie ein normaler Teenager, der auf eine Party ging und nicht in eine Schlangengrube mit lauter üblen Kreaturen. Constanza legte CDs auf, Jessica spielte Model, und das war die erste Nacht seit Wochen, in der sie vergessen konnte, wie spät es war und was passieren würde, wenn es zwölf schlug.
Jetzt betrachtete Jessica ihr Outfit im Spiegel und wunderte sich, wie wenig Ähnlichkeit sie mit sich selbst hatte. In Constanzas oberschenkellanger Lederjacke, unter der wenige Zentimeter eines roten Kleides zu sehen waren, mit dem passenden dunkelroten Lippenstift sah sie eher nach Jess Shady als nach Jessica Day aus.
„Bist du sicher, dass ich nicht zu … aufgemotzt aussehe?“
„ Zu aufgemotzt?“, fragte Constanza. „Im Sinne von zu schön oder zu umwerfend?“
„Im Sinne von zu dämlich.“
„Jessica, du siehst kein bisschen dämlich aus. Du wirst sie umhauen.“
„Wer sind sie doch gleich wieder?“
„Die Typen auf der Party. Und das sind Typen aus Broken Arrow.“
Broken Arrow hieß der nächste Bezirk, wo die Jungs süßer, das Gras grüner und die Sperrstunde nicht vorhanden war. Das behauptete Constanza jedenfalls. Und alle waren älter, so hieß es.
Jessica kam sich in dem Outfit komisch vor. Sie dachte nie ernsthaft darüber nach, was sie für die Schule anzog oder zum Fliegen mit Jonathan. Sie wusste, dass sie darüber bei ihm nicht nachzudenken brauchte.
„Und haben diese Typen auch Namen?“, fragte Jessica. Die Gefahren einer nächtlichen Party in der normalen Zeit mit lauter Fremden machte sie immer noch ein bisschen nervös.
„Davon gehe ich aus.“
„Ich meine, wie gut kennst du sie?“, drängte Jessica weiter.
„Rick, der mich eingeladen hat, ist ein Freund von Liz, die auch kommt.“
Jessica seufzte und erinnerte sich daran, das es in der Hauptsache darum ging, wie sie zum Rustle’s Bottom kam. Die Schlangengrube zu überleben und herauszufinden, warum die Darklinge hinter ihr her waren, war das Einzige, was zählte.
„Also gut, dann bin ich wohl fertig. Du siehst aber auch toll aus.“
Constanza trug ein hautenges Kostüm und dazu Stiefel mit hohen Absätzen. Sie hatte eindeutig nicht vor, heute Nacht vor irgendwelchen Darklingen wegzurennen.
„Stimmt, gar nicht so schlecht, würde ich sogar selbst behaupten.“ Constanza schnappte sich ihre Autoschlüssel vom Schminktisch, rief ihrer Mutter einen Abschiedsgruß zu und machte sich auf den Weg nach draußen.
Jessica griff in die Taschen der Jacke, die sie mitgebracht hatte, und fischte eine kleine Taschenlampe, einen Kompass und ein sorgsam gefaltetes Papier daraus hervor. Dess hatte ihr den Kompass gegeben und eine Karte vom Bottom gezeichnet, damit sie die Schlangengrube leichter finden konnte. Nach der zweiten Warnung vor Schlangen, auf die man im Dunklen treten konnte, war Jessica auf die Idee mit der Taschenlampe gekommen. Um den Hals trug sie Hilfeleistung, Jonathans Kette mit den neununddreißig Gliedern.
„Komm schon, Jess!“
Sie holte tief Luft. Jessica hatte ihren Eltern gegenüber die Party nicht erwähnt und war sich nicht sicher, was passieren würde, wenn ihre Mom anrief, nachdem sie und Constanza gegangen waren. Na ja, schlimmstenfalls bekam sie wieder Hausarrest. Für immer.
Sie warf einen letzten Blick auf ihr Spiegelbild, und dann übte sie ihren Tridecalogism für die Nacht.
„Hollywoodstar.“
Auf der Fahrt zum Rustle’s Bottom sah Jessica aus dem Fenster, wie ein gerollter
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