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Die Erwaehlten

Die Erwaehlten

Titel: Die Erwaehlten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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vertrauenerweckendes, metallisches Klimpern von sich gab. Zum Aufbruch bereit, gefüllt mit kunstfertigen Antidarklingwaffen und Ersatzteilen, falls die Verteidigung rund um die Schlangengrube versagen sollte. Außerdem hatte sie ein sehr spezielles neues Gerät auf dem Dach abgelegt, das Jonathan auf seinem Weg nach draußen einsammeln konnte. Sie hatte ihren Teil getan.
    Und wo waren jetzt Rex und Melissa?
    Dess juckte es in den Fingern, zum Telefon zu greifen, aber das wäre komplett bescheuert. Melissa hatte Eltern, bei denen sie tun und lassen konnte, was sie wollte, aber Rex’ Dad war ein absoluter Psycho. Falls Rex gerade jetzt aus dem Fenster klettern würde, käme ein läutendes Telefon im falschen Moment.
    Wenn man davon absah, dass sie eigentlich unterwegs sein sollten. Elf null sechs. In vierzig Sekunden war es genau 40.000 Sekunden nach Mittag. Noch wichtiger: Dann blieben nur noch 3.200 Sekunden bis Mitternacht. Dess spürte, wie die blaue Zeit – voller Darklinge – mit 1.600 Stundenkilometern auf sie zuraste.
    Na gut ,dachte sie. Eher ein bisschen schneller. Der Erdumfang beträgt 40.000 Kilometer, und ein Tag hat vierundzwanzig Stunden. Insofern musste sich die Midnight mit 1.666,666 Periode Stundenkilometern fortbewegen, wenn sie den Weg rund um die Erde täglich einmal schaffen sollte.
    Sie hatte das auf dem Discovery Channel gesehen, über Kameras aus einer Raumfähre: den Terminator, die Tag-Nacht-Grenze, die Sonnenauf- oder – Untergang markierte, wie sie über die Erde wanderte. Die echte Mitternacht musste genauso funktionieren, eine unsichtbare Linie, die die Erde überquerte und die blaue Zeit mitbrachte.
    Gerade jetzt war Mitternacht etwa tausendvierhundert Kilometer östlich von hier, in der nächsten Zeitzone. Doch soweit sie alle wussten, gab es nirgendwo außer in Bixby Darklinge oder Midnighter oder eine blaue Zeit. Rex hatte das nie rausgekriegt. Dess fragte sich, ob man das Rätsel mit ein bisschen weniger Lehre und ein bisschen mehr Mathe vielleicht lösen könnte.
    Sie sah aus dem Fenster. Immer noch kein Rex und keine Melissa. Eine Schrecksekunde lang fragte sie sich, ob sie sie vielleicht vergessen hatten. Einfach ohne sie zur Schlangengrube rausgefahren waren. Das alte Gefühl von Isolation ergriff sie.
    Melissa, die Gedankenleserin, war an allem schuld. Sie hatte Rex gesucht, als beide acht Jahre alt waren. Dess war nur ein Jahr jünger als sie, trotzdem hatte Melissa noch vier Jahre gebraucht, um sie zu finden. Melissa hatte sich damit rausgeredet, dass Dess zu weit draußen bei den Badlands leben würde und dass die ganzen Darklinge und Gleiter ihr unerfahrenes Talent verwirrt hätten.
    Für Dess hörte sich das nach einem Haufen Scheiße an. Melissa konnte Rex sogar bei Tag im Umkreis von einer Meile entdecken; in der blauen Zeit war jeder Midnighter wie eine Flamme am dunklen Horizont. Sie hatte Jonathan und Jessica wenige Tage nach ihrer Ankunft entdeckt. Aber in den vier Jahren waren Rex und Melissa für sich allein gewesen, und Dess hatte nur Gleiter, die einsame Sicherheit in der Mathematik und Ada Lovelace gekannt.
    Sie griff in Adas Box und drehte das verirrte Zahnrad herum, dann zog sie sie wieder auf. „Tanz, meine Schöne.“
    Dess wusste genau, dass Absicht hinter ihrer Isolation in jenen frühen Jahren steckte. Melissa hatte auf Zeit gespielt, während sie und Rex die Midnight erforschten, zusammen aufwuchsen. Der Plan war aufgegangen. Bis Melissa Dess endlich „fand“, waren Rex und Melissa so fest verbunden, dass sich nichts und niemand zwischen sie drängen konnte. Und Melissa hatte Rex’ Psyche so fest im Griff, dass ihm niemals auffallen würde, was Melissa getan hatte.
    Dess schluckte und starrte aus dem Fenster.
    Sie würden es nicht wagen, sie heute zu vergessen. Obwohl in der Schlangengrube alles vorbereitet war, um Darklinge fernzuhalten, brauchten sie sie, falls etwas schiefging. Wenn es um Stahl ging, konnte nur sie improvisieren. Ohne sie war diese ganze Mission nicht möglich.
    Es wäre alles nicht so schlimm, wenn Jonathan Martinez nicht so eine Enttäuschung gewesen wäre. Statt die Gruppe zusammenzubringen, war er einfach in seine eigene kleine Welt davongeflogen. Vielleicht würde ihn Jessica mitbringen, wenn die zwei ihre Pärchenphase mal hinter sich hatten.
    Dess schüttelte ihren Kopf. Sie musste aufhören, über diesen Mist nachzudenken, bevor sie ankamen. Sie gönnte Melissa die Genugtuung nicht, zu erfahren, dass sie so

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